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Altmark Altmark: Garley-Brauerei in Gardelegen ist zahlungsunfähig

Von Andreas Müller und Sabine Fuchs 06.04.2005, 09:33
Der Brauer Ingo Jeeger prüft in der Garley Spezialitäten Brauerei in Gardelegen das zuvor abgefüllte Pilsner. (Archivfoto: dpa)
Der Brauer Ingo Jeeger prüft in der Garley Spezialitäten Brauerei in Gardelegen das zuvor abgefüllte Pilsner. (Archivfoto: dpa) ZB

Gardelegen/dpa. - Ursache dafür sehe er vor allem imSparverhalten der Kunden. Die Menschen würden zunehmend auf Billig-Marken zurückgreifen, sagte Hösl. Auch andere Markenbiere seien davonbetroffen.

Der Geschäftsführer hofft, in diesem Jahr 30 000 Hektoliter Bierabsetzen zu können. Im Jahr 2003 waren es noch 40 000 Hektoliter. DerEinbruch kam im zweiten Halbjahr 2004. Das Unternehmen braut 14Sorten Bier. Mehrere Biere, darunter die Sorten Pilsner und Exportwurden sogar mit dem Silbernen Preis der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft ausgezeichnet.

Bekannt wurde die Traditionsfirma jedoch mit ihren Spezialsorten,die sie beispielsweise zur Karnevals- und Weihnachtszeit anbietet.Dazu zählen das «Altmärker Narrenbraü», das «Altmärker Weihnacht» und«Schwarzer Reiter». Zu den jüngsten Kreationen des Hauses gehört dasMischgetränk «biza», eine Mixgetränk aus Bier und einem so genanntenEnergydrink, das vor allem die Partygänger zwischen 18 und 35 Jahreansprechen soll.

Der Bayer Albert Hösl und sein Bruder Maximilian hatten dieBrauerei am 1. Februar 1996 aus der Insolvenz heraus übernommen.Mehrere Millionen Euro wurden investiert. Der Unternehmer hatte dabeihauptsächlich auf die Nischenproduktion gesetzt. In Spitzenzeitenwaren dort bis zu 20 Menschen beschäftigt. Derzeit sind es acht.

Er sehe durchaus Chancen, das Unternehmen fortführen zu können,sagte Hösl. Gelingt dies nicht, stirbt eine lange Tradition in derKleinstadt, denn Garley-Bier ist in Gardelegen seit 1314 verbürgt.Sogar gekrönte Häupter wussten den Gerstensaft zu schätzen. So lobteZar Peter der Große bei seinem Besuch in Gardelegen im Jahre 1698 dasGebräu mit den Worten, noch nie ein so gutes Bier getrunken zu habenund nahm zwei Brauer gleich mit nach Russland.

Wegen des «guten Haltbaren und schmackhaften Garleyschen Bieres»wurde Gardelegen 1356 sogar Mitglied der Hanse. Etwa 200 Jahre spätergab es in der Stadt 176 Brauereien. 1900 waren es nur noch vier, 1930nur noch eine, die 1972 in VEB Garley umbenannt wurde. Ab 1990schäumte Garley-Bier nicht mehr staatlich. Das Unternehmen mussteaber Mitte der 90er schon einmal die Gesamtvollstreckung anmelden.Hösl hatte die damals stillgelegte Firma übernommen und ins Laufengebracht. Er hofft nun mit Garley als kleiner Landbrauerei diealtmärkischen Biertraditionen zu erhalten.