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Altenweddingen Altenweddingen: Magenbitter für den Vogelschutz

Von Klaus-Peter Voigt 08.05.2008, 11:55
Der Apotheker Martin Wolff demonstriert in Altenweddingen in der Loewen-Apotheke die Herstellung des Trappenkräuterlikörs. (Foto: ddp)
Der Apotheker Martin Wolff demonstriert in Altenweddingen in der Loewen-Apotheke die Herstellung des Trappenkräuterlikörs. (Foto: ddp) ddp

Altenweddingen/ddp. - 20 bis 25 Trappen, die zu den schwersten flugfähigenVögeln der Erde gehören, lebten einst in der Region. Wolff legt zumBeweis einen Schulaufsatz aus dieser Zeit auf den Tisch. AugusteHoyer schrieb damals über Schreibfedern von Krähen, Gänsen undTrappen. Die Zeit ist längst vorbei.

Es gehöre quasi zur Familientradition, sich mit Trappen zubeschäftigen, sagt Wolff. Schon der Vater sorgte sich um den Erhaltder Vögel, er selbst war zu DDR-Zeiten im Kulturbund engagiert, umden stark geschrumpften Bestand der Trappen im Fiener Bruch, in denBelziger Landschaftswiesen und im Havelländischen Luch zu beobachtenund zu schützen. In der Börde hatte die Trappe Mitte des 19.Jahrhunderts eine große Bedeutung.

1939 gab es in Deutschland noch 4100 Großtrappen, 1997 waren esetwa 50, heute liegt ihre Zahl in Sachsen-Anhalt und Brandenburg beirund 110, schätzt der Förderverein Großtrappenschutz. Die Naturerholt sich wieder, eine leichte Zunahme des Bestandes lasse sicherkennen.

Die Altenweddinger Löwenapotheke unterstützt den Schutz derseltenen Vögel im Havelland. «Trappentropfen» gelten dort nicht nurals «hervorragende Medizin». Ein Teil des Erlöses vom Verkauf des40-prozentigen Magenbitters kommt dem Schutz der bis zu 18 Kilogrammschweren Vögel zugute, sagt Martin Wolff, der vor einigen Jahren dieApotheke von seinem Vater übernahm. «2007 haben wir uns entschlossen,pro Flasche 50 Cent zu spenden», erläutert er. Die Population dereindrucksvollen Tiere müsse unbedingt erhalten und wieder ausgebautwerden. Außerdem verdanken die Tropfen den Tieren schließlich ihrenNamen.

Erfunden hat die «Trappentropfen» Ernst Massute, dem vor über 100Jahren die Apotheke gehörte. Er arbeitete von 1892 bis 1897 auf derInsel Java und soll dort den Magenbitter entwickelt haben. Diesersteht seitdem fast ohne Unterbrechung im Regal, handgefertigt vomjeweiligen Apotheker. Das Rezept ist ein gut gehütetesFamiliengeheimnis. Lediglich eine Zutat verrät Dietrich Wolff:Sandelholz sei enthalten, ansonsten geben die Extrakte von insgesamteinem Dutzend Ingredienzien wie Rinden, Wurzeln und Samendrogen demLikör seinen Geschmack. Vor allem in der DDR hatte der Apothekerseine liebe Not, die exotischen Zutaten zu beschaffen.

Die Zubereitung nennt Wolff «nicht ohne». Mit der Übergabe derGeschäfte habe ihn der Vater in die Zubereitung eingeweiht. VieleKniffe müssten beachtet, Zubereitungszeiten peinlich genaueingehalten werden. Der 35-Jährige versucht sein Bestes. Schließlichschwören seine Stammkunden auf die «Trappentropfen» und sorgen mitjedem verkauften Fläschchen für den Erhalt der gefährdetenNamensgeber.