1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. "Alle zehn Jahre schweres Erdbeben in Italien"

"Alle zehn Jahre schweres Erdbeben in Italien"

06.04.2009, 08:47

Potsdam/dpa. - In Mittelitalien muss nach Expertenangaben im Schnitt alle zehn Jahre mit einem Erdbeben der Stärke 6 und mehr gerechnet werden. «Grund ist - vereinfacht gesagt - der Druck Afrikas auf den europäischen Kontinent», erläuterte Jochen Zschau vom GeoForschungsZentrum (GFZ).

Das Beben, das am frühen Montagmorgen Mittelitalien erschütterte, hatte nach Berechnungen des GFZ eine Stärke von 6,2; italienische Experten sprachen zunächst von 5,8.

Das verheerendste Erdbeben in der Region mit rund 29 000 Todesopfern ereignete sich laut Zschau im Jahr 1915, es hatte historischen Angaben zufolge eine Stärke von 7,5. Zuletzt habe es 1997 in Zentralitalien ein ähnlich starkes Beben wie das aktuelle gegeben, damals wurde eine Stärke von 6,4 gemessen. Nach dem jüngsten Beben muss nach Angaben des Experten noch Wochen oder gar Monate mit Nachbeben gerechnet werden. «Diese können durchaus eine Stärke von 5 und mehr erreichen», sagte der Direktor der Sektion Erdbebenrisiko und -frühwarnung des Potsdamer Zentrums.

Derart schwere Erdstöße wie jetzt in Italien sind laut Zschau auch in Deutschland möglich - wenn auch nicht so wahrscheinlich wie in Italien. «Dass die Erde jetzt in Mittelitalien gebebt hat, bedeutet aber nicht eine erhöhte Gefahr für Deutschland», betonte der Geophysiker. Die Häuser etwa im Raum der gefährdeten Schwäbischen Alb oder der Niederrheinischen Bucht seien zwar sicherer als in Italien gebaut. «Eine Katastrophe wäre bei einem Beben der Stärke 6 aber nicht ausgeschlossen.»

Nach Darstellung von Zschau sind viele Häuser in Italien trotz der bekannten Erdbebengefahr keineswegs erdbebengerecht errichtet. «Es ist Aufgabe der Regierung, dies zu ändern, aber auch das Bewusstsein der Bevölkerung muss geschärft werden.» Denn leider vergessen die Menschen generell in gefährdeten Regionen schnell die Gefahren, wie er meint. «Wichtig ist, dass sich die Menschen immer bewusst sind, dass sie unter Risiken leben.» Vor dem jüngsten Beben habe es bereits Erd-Aktivitäten unter Mittelitalien geben, wie Zschau betonte. «Aber leider weiß man erst hinterher, ob es sich um ein kleines Beben handelt oder eben einen Vorläufer eines größeren Erdbebens.»