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Aktienmarkt Aktienmarkt: X-FAB stoppt den Börsengang mangels Interesse

17.03.2004, 07:31
Im Reinstraum des Schaltkreis-Herstellers X-FAB in Erfurt. (Foto: dpa)
Im Reinstraum des Schaltkreis-Herstellers X-FAB in Erfurt. (Foto: dpa) dpa/dpaweb

London/Erfurt/dpa. - Das Desaster hatte sich bereits beim Start Anfang März angedeutet.Es hagelte Kritik, weil Standards wie die rechtzeitige Vorlage desgesetzlich vorgeschriebenen Verkaufsprospekts nicht eingehaltenwurden und der Zeichnungsbeginn verschoben werden musste. Schnell warin Finanzkreisen von «X-Flop» die Rede. Aktionärsschützer sprachenvon einer dilettantischen Vorbereitung des Aktienangebots, mit demimmerhin bis zu 160 Millionen Euro eingesammelt werden sollten.«Management und Konsortialbanken haben unterschätzt, wie hoch dieErwartungen an den ersten Kandidaten nach dem Platzen der Börsenblasesind», meinte ein Analyst.

Eher unvorbereitet, so schien es, fiel der mit 1000 Beschäftigtenund 112 Millionen Euro Jahresumsatz eher kleinen Aktiengesellschaftdie Rolle des Eisbrechers am eingefrorenen Markt für Börsengänge zu.«Wir haben keine Angst», sagte Vorstandschef Hans-Jürgen Straub beider Präsentation des weitgehend unbekannten Schaltkreisherstellers inFrankfurt.

Nach dem verheerenden Echo - angekreidet wurden der Firma nichtnur die Prospekt-Panne sondern auch eine zu hohe Bewertung und dieVerflechtungen des Mehrheitsaktionärs ELEX mit dem wichtigsten X-FAB-Kunden Melexis - fühlte sich Straub als Prügelknabe. Erschwerendhinzu kamen die starken Schwankungen bei Technologieaktien nach denTerroranschlägen von Madrid. Mit «verschlechterten Bedingungen an denKapitalmärkten», begründete ING den Rückzug. «Die Emission stehtunter einem schlechten Stern», befand Christoph Öfele von derSchutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK).

SdK-Sprecherin Reinhild Keitel reagierte am Mittwoch fast mitErleichterung auf den Stopp der Börsennotierung. «Das Unternehmen hatnicht die Transparenz hergestellt, die für einen solch bahnbrechendenBörsengang nötig gewesen wäre.» Für sie ist das Scheitern von X-FABein Indiz dafür, dass Investoren aus den schlechten Erfahrungen desNeuen Marktes gelernt haben. «Die Gründe für die Absage sind alleindem Unternehmen und den Emissionsbanken anzulasten.» Der Kapitalmarktfunktioniert, meinte Ulrich Hocker, von der DeutschenSchutzvereinigung für Wertpapierbesitz.

Nach den Turbulenzen um die X-FAB AG ist Ernüchterung eingekehrt.«Die ersten, die jetzt kommen, müssen die Sünden des Jahres 2000 mitbezahlen», sagte Dietmar Kubis, Vorstandschef derRisikokapitalgesellschaft DEWB AG (Jena). Es bestehe die Gefahr, dasssie in eine Art Sippenhaft genommen werden, weil niemand amKapitalmarkt wolle, dass sich solch eine Phase der Euphorie wiedamals wiederholt.

Einig sind sich die meisten Experten, dass der Flop von X-FAB denTrend zu Börsengängen nicht stoppen wird. Negative Auswirkungen fürweitere Börsenkandidaten, wie die Wacker-Tochter Siltronic AG(München), die voraussichtlich am 26. März startet, befürchten auchdie Aktionärsschützer Keitel und Öfele nicht. Den Durchbruch erwartenviele jedoch erst mit einem Börsengang in der Größenordnung derPostbank, möglicherweise im Juni. «Das dürfte der großeBefreiungsschlag werden», sagte Werner Bader von der LandesbankBaden-Württemberg.