Airbus Airbus: Jeder fünfte Job wird gestrichen - nur wo?
Paris/Hamburg/dpa. - Bei Airbus ist nach Angaben desfranzösischen Premierministers Dominique de Villepin der Abbau von10 000 Stellen geplant. Bundesregierung und EADS betonten umgehend,dass noch keine Entscheidungen gefallen seien. EADS-Co-Chef TomEnders sagte, viele Befürchtungen und «Horrorszenarien» seienüberzogen. Mit 10 000 wäre fast jede fünfte Stelle bei demFlugzeugbauer betroffen.
EADS und Airbus teilten auch am Dienstag nicht mit, wann dasSanierungsprogramm «Power8» voraussichtlich fertig wird. Nachvorliegenden offiziellen Angaben ist zwischen Deutschland undFrankreich vor allem die Arbeitsteilung beim geplantenLangstreckenflugzeug A350 umstritten, das erstmals 2013 fliegen soll.
Informationen von manager-magazin.de zufolge ist «Power8» vorallem vom EADS-Co-Verwaltungsratschef Manfred Bischoff gestopptworden - und zwar auch wegen unterschiedlicher Auffassungen über denkünftigen Produktionsstandort des Modells A320. Bischoff, der fürGroßaktionär DaimlerChrysler im Verwaltungsrat sitzt, sei darüberverärgert, dass der A320 den Plänen von Airbus-Chef Louis Galloiszufolge weiter in Toulouse gebaut werden soll - und nicht in Hamburg,wo die Schwestermodelle A318, A319 und A321 entstehen, berichtet dasOnline-Magazin unter Berufung auf Unternehmenskreise.
Präsident Jacques Chirac und Bundeskanzlerin Angela Merkel wollendie Airbus-Krise bei einem Treffen am Freitag in der Nähe von Berlinauf Schloss Meseberg erörtern, sagte Villepin am Dienstag dem SenderRTL. «Das ist eine Frage, die wir auf höchster Ebene angehen wollen.»
Nach den ursprünglichen Planungen hätten am Dienstag die Detailsvon «Power8» veröffentlicht werden sollen, doch der Termin wurde amTag zuvor überraschend verschoben. Gewerkschaften hatten bereitsBefürchtungen über einen Stellenabbau in ähnlicher Höhe geäußert.
Villepin ist der erste ranghohe Beteiligte, der eine Zahl nannte.Der französische Staat ist ein zentraler Großaktionär beim Airbus-Mutterkonzern EADS.
«Da weiß er vielleicht mehr als ich», reagierte Enders aufVillepins Äußerungen. «Es sind noch keine Entscheidungen getroffen.»Er sei zuversichtlich, dass in den kommenden Tagen gute Gesprächegeführt würden, sagte Enders. Hamburg bleibe einer der weltweitgrößten Standorte des zivilen Flugzeugbaus.
Die IG Metall nannte es «unerträglich», dass nun auch die Politiksich an Gerüchten beteilige, und forderte Airbus erneut auf, dasSanierungskonzept endlich offen zu legen.
Villepin sagte, er habe Merkel angerufen und das französischeBestreben übermittelt, «eine für alle Seiten akzeptable Lösung zufinden.» In dem weitgehend deutsch-französischen Unternehmen «musseine gerechte Verteilung zwischen den einen und den anderen gefundenwerden», sagte Villepin. Er habe sich bei Airbus-Chef Louis Galloisgegen Entlassungen eingesetzt.
Dem französischen Co-Verwaltungsratschef Arnaud Lagardère zufolgewill die französische Seite indes eine harte Position einnehmen. «Wasmich betrifft und den französischen Staat, den ich vertrete, sowerden wir die französischen Airbus-Interessen kompromisslosverteidigen», sagte er der französischen Tagezeitung «Le Monde»(Mittwochausgabe). Lagardère betonte jedoch, dass er zusammen mitseinem Kollegen Bischoff alles tun werde, damit sich der deutsch-französische Konflikt nicht weiter verschärfe.
Nach Angaben von Vize- Regierungssprecher Thomas Steg wird es beidem Treffen keine Entscheidungen über den Airbus-Stellenabbau geben.Dies sei allein Sache des EADS-Managements. Merkel und Chirac würdenüber das Thema beraten. Das Treffen werde aber kein «Airbus-Gipfel».
In Deutschland beschäftigt Airbus rund 23 000 Mitarbeiter.Insgesamt sind es mehr als 55 000 Beschäftigte. Die Gewerkschaftenbefürchten die Trennung von ganzen Werken. In Deutschland gibt eseine Vereinbarung, die bis 2012 keine betriebsbedingten Kündigungenbei Airbus zulässt.
Zu einem Bericht der «Bild»-Zeitung, in dem der geplanteStellenabbau an einzelnen Airbus-Standorten beziffert wurde, sagteein EADS-Sprecher: «Medienberichte zu einzelnen Standorten sind reineSpekulation, das Board hat noch keine Entscheidung getroffen.» Der«Bild» zufolge sollen durch das Sparprogramm in Hamburg weniger als1000 der rund 12 000 Arbeitsplätze entfallen und die beiden WerkeNordenham und Varel mit zusammen 3500 Mitarbeitern verkauft werden.Die Arbeitszeit in deutschen Werken solle von 37,5 auf 40 Stundenverlängert werden.
