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Airbus Airbus: Frankreich und Deutschland wollen Krise gemeinsam bewältigen

12.10.2006, 07:16
Der neue Airbus-Chef Louis Gallois antwortet am Donnerstag (12.10.2006) im Hamburger Rathaus während einer Pressekonferenz auf Fragen. Gallois hat Hamburg als eine wichtige Stütze im europäischen Produktionsverbund bezeichnet. (Foto: dpa)
Der neue Airbus-Chef Louis Gallois antwortet am Donnerstag (12.10.2006) im Hamburger Rathaus während einer Pressekonferenz auf Fragen. Gallois hat Hamburg als eine wichtige Stütze im europäischen Produktionsverbund bezeichnet. (Foto: dpa) dpa

Paris/Hamburg/dpa. - Chiracnannte die «harmonische Aufteilung des Sanierungsplans auf dieHauptwerke Hamburg und Toulouse» einen «Schlüssel des Erfolgs».Merkel sagte nach einer gemeinsamen Ministerratssitzung am Donnerstagin Paris, man müsse an allen Standorten den Mitarbeitern Sicherheitgeben und sagen: «Wir kümmern uns um die Dinge.» Eine Entscheidungüber einen möglichen Einstieg des Bundes bei der Airbus-Mutter EADSist nach Merkels Worten noch nicht gefallen.

Die Kanzlerin stellte sich angesichts des milliardenschwerenDebakels beim neuen Großraumflieger A380 gegen eine stärkereBelastung der deutschen Airbus-Werke. Der neue Airbus-Chef LouisGallois dämpfte Befürchtungen über eine Schwächung des HamburgerAirbus-Standortes. «Warum keinen Wettbewerb zwischen den Standorten?Aber bitte keinen Krieg», sagte Gallois in der Hansestadt. Der A380soll in Hamburg und Toulouse montiert werden; in der Vergangenheitwar immer wieder spekuliert worden, dass Airbus die Endmontage desA380 auf Toulouse konzentrieren könnte.

Bezüglich der Arbeitsplätze gebe es noch keine Entscheidungen.«Wir werden reduzieren, aber wir haben viele Wege», sagte Gallois.«Wir werden alles tun, um Entlassungen zu vermeiden. Das gilt nichtnur für Hamburg, sondern für Airbus insgesamt.» Auch seien noch keineEntscheidungen über die Verlegung von Montagelinien einzelnerFlugzeuge gefallen. Das gleiche gelte für die Verlagerung vonProduktionsanteilen in andere Regionen und die Aufgabenteilung mitexternen Zulieferern.

Merkel betonte in Paris mehrfach, die Bundesregierung habe bisherkeinen Einstieg bei EADS beschlossen, schließe aber nichts aus. «Wirtun gut daran, das in Ruhe zu entscheiden.» Sie widersprach damit demHamburger Bürgermeister Ole von Beust. Dieser hatte in Hamburgzunächst gesagt, die Entscheidung über die Anteile sei gefallen.Später schränkte er dies ein und ließ mitteilen: «Ich bin und bleibeder Überzeugung, dass der Bund - sollte die Wirtschaft ihrerpatriotischen Verpflichtung nicht nachkommen - handeln muss.»

Es geht dabei um ein 7,5-Prozent-Paket aus dem Besitz des EADS-Hauptaktionärs DaimlerChrysler. Der deutsch-amerikanische Autobauerist derzeit noch formal mit rund 30 Prozent an EADS beteiligt, hatsich aber bereits von 7,5 Prozent getrennt. Dieser Verkauf wirdAnfang 2007 wirksam. Darüber hinaus will DaimlerChrysler weitere 7,5Prozent abgeben, so dass der Anteil dann auf 15 Prozent sinken würde.DaimlerChrysler will diesen Verkauf aber nur in Abstimmung mit Berlinangehen. Die französische Seite - Staat und die Lagardère-Gruppe -ist mit 22,5 Prozent an EADS beteiligt. Franzosen und Deutsche sindzudem in einem Aktionärspakt verbunden.

Merkel bekräftigte, die DaimlerChrysler AG wolle und werde beiEADS «weiter die strategische Verantwortung tragen». Sollte Daimlerden Anteil weiter abbauen, müsse man «langfristig berechenbareInvestoren finden, die sich dem Projekt verbunden fühlen». Das«deutsche Bekenntnis zu Airbus» solle «auch in Zukunft deutlichwerden». Man müsse «die Dinge auf gleicher Augenhöhe regeln».

Gallois hatte am Donnerstag im Hamburger Airbus-Werk mit derUnternehmensführung gesprochen. Dabei war Gallois auch mit von Beustzusammengetroffen. Nach dessen Worten hat Airbus zugesichert, dassalle Verträge im Zusammenhang mit dem Ausbau des Airbuswerks inHamburg-Finkenwerder hinsichtlich des A380 eingehalten werden.

Chirac erklärte sein «volles Vertrauen» in die Fähigkeit desManagements, Airbus in den nächsten Jahren im Flugzeugbau an derWeltspitze zu halten. Merkel sagte: «Wir vertrauen auf das Produkt.»Airbus sei eines der herausragendsten Industrieprojekte in Europa undwerde weiterhin von Frankreich und Deutschland getragen.

Der Gesamtbetriebsrat von Airbus Deutschland verlangte von Galloisein klares Bekenntnis zu allen heimischen Standorten. Über dasKostensenkungsprogramm «Power8» habe der Gesamtbetriebsrat bis heutenur mündliche Präsentationen erhalten. «Wir kennen außer denÜberschriften keine weiteren Details.»

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) lehnt unterdesseneinen Eingriff des Staates bei Airbus grundsätzlich ab.Privatwirtschaftliche Regelungen hätten absoluten Vorrang, sagte BDI-Präsident Jürgen Thumann der dpa. «Ich bin der Meinung, wir solltenstaatliche Eingriffe auf ein absolutes Minimum begrenzen.» Dagegensagte der Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, OskarLafontaine, ein Einstieg der Regierung bei Airbus wäre richtig. «Ohnedie Politik hätte sich ... kaum eine europäische Flugzeugindustrieentwickelt, die mit dem Hauptkonkurrenten Boeing hätte in Wettbewerbtreten können.»

Die zentralen Produktionsstandorte für den Airbus A380 (Grafik: dpa)
Die zentralen Produktionsstandorte für den Airbus A380 (Grafik: dpa)
dpa