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Abfallbranche Abfallbranche: Eigentümer-Wechsel bei Müll-Entsorger

Von Rainer Gummelt 29.11.2005, 18:59

Halle/MZ. - Hintergrund ist der Verkauf der gesamten Umwelt-Sparte durch den Essener RWE-Konzern. Dabei gingen nach einem Bieterverfahren die Regionen Ost sowie Hessen an die mittelständische Fehr-Gruppe in Lohfelden nahe Kassel. Das Unternehmen gehört zu den ältesten deutschen Entsorgungsfirmen. Sie sei von Johannes Fehr im Jahr 1938 gegründet worden. Im Jahr 1962 habe dessen Sohn Heinz die Firma mit einem Jahresumsatz von 300 000 DM übernommen, berichtet Andreas Fehr, Sohn von Heinz und Enkel des Firmengründers. Er führt seit fünf Jahren als Mitgesellschafter und Geschäftsführer die Unternehmensgruppe. 2004 hat die Fehr-Gruppe, zu der ein Dutzend Tochter-Gesellschaften und fünf namhafte Beteiligungen gehören, mit 530 Mitarbeitern 65 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet.

Durch den Kauf der einstigen RWE-Unternehmen zu einem Preis, über den Stillschweigen vereinbart worden ist, wächst die Fehr-Gruppe

zu einem 2 000-Mitarbeiter-Unternehmen mit einem Umsatz von 245 Millionen Euro. Der Unternehmensteil Ost bringe 100 Millionen Euro Umsatz und 900 Mitarbeiter in den Familienbetrieb ein, erklärt der diplomierte Ökonom. Allein in Sachsen-Anhalt arbeiten 220 Beschäftigte, darunter 53 im Raum Halle für Fehr.

Die ostdeutsche Firma sei eine sehr disziplinierte Gruppe. Die Verwaltungsstrukturen seien gewachsen, lobt Fehr. Das Haus sei stabil. Die bisherigen Geschäftsführer Andreas Heilmann und Gunter Zeugner ständen deshalb völlig außer Diskussion. "Die bleiben", sagt Fehr. Befürchtungen, die einstige RWE-Firma könnte ganz oder in Teilen weiterverkauft oder zerstückelt werden, trat Fehr entgegen. "So etwas haben wir noch nie gemacht. Die Gruppe soll beibehalten und fortgeführt werden", versichert Fehr. Das heiße jedoch nicht, fügt er hinzu, dass nicht sämtliche Standorte auf den Prüfstand kämen. Die neuen Mitarbeiter sollen das Denken des hessischen Familienbetriebes kennen lernen. Deshalb habe er Berater engagiert und in die Betriebe geschickt. Dort müsse es nach der Zeit im Groß-Konzern persönlicher, eigenverantwortlicher, vertrauensvoller und flexibler werden, fordert Fehr. Es soll auch weiter investiert werden. Genaueres könne er jedoch nicht sagen, da er noch dabei sei, sich ein komplettes Bild zu verschaffen.

Durch die Einkäufe sind die Fehrs, die sich selbst immer als klassische Müllkutscher verstanden haben, auf neue Höhen geklettert. Mit zwei Millionen Tonnen entsorgten Abfalls pro Jahr habe das Unternehmen gegenüber Anlagenbauern eine viel stärkere Position als bisher. "Für die sind wir jetzt viel interessanter", so Fehr.