30. März: Cochstedt beginnt Flugbetrieb 30. März: Cochstedt beginnt Flugbetrieb: Wer startet durch?
SCHKEUDITZ/COCHSTEDT/MZ. - Die Abflughalleam Airport Leipzig/ Halle ist an diesem Nachmittagsonnendurchflutet. Und das Thermometer zeigtfrühlingshafte 15 Grad an. Eigentlich genaudie richtige Umgebung, um kurzentschlossenin den Flieger Richtung Süden zu steigen.Oder zumindest davon zu träumen. Doch dieRealität sieht anders aus am Flughafen. Nurvier Passagiere sitzen in der riesigen Hallevor der abgesperrten Sicherheitskontrolle.Das Personal vor der Absperrung könnte jedenper Handschlag begrüßen. Elf Maschinen startenbis zum Abend noch, die letzte hebt 20.55Uhr nach Düsseldorf ab.
Ein Blick in die Flughafen-Historie unterstreichtdiesen Eindruck. Stark zusammengestrichenwurde im Laufe der Jahre das Angebot. So standenneben Moskau und London in der Vergangenheitauch viele Städte in Österreich und Italienauf dem Flugplan. Meist war das aber nur vonkurzer Dauer. Konsequenz: Im Vorjahr nahmdie Zahl der Passagiere um 2,6 Prozent auf2,35 Millionen ab. Und zu Beginn dieses Jahresverschärfte sich die Entwicklung weiter.
Nur Frachtgeschäft boomt
Seine Hoffnung setzt Geschäftsführer DierkNäther auf den neuen Sommerflugplan. Angesichtsder Entwicklung der Passagierzahlen erscheintes fast schon als Erfolg, dass der Airportdas Angebot aus dem Sommer 2010 halten konnte.Einzelne Airlines setzen auf ausgewähltenStrecken sogar größere Maschinen als im Vorjahrein. Erfolge kann Dierk Näther vor allem imFrachtgeschäft präsentieren, welches nachder Ansiedlung des europäischen Frachtdrehkreuzesvon DHL boomt.
Der Luftfahrtexperte Cord Schellenberg siehtLeipzig/Halle in einem Dilemma: "Im Frachtgeschäftkann man Warenströme lenken", erklärt er.Dem Päckchen sei es egal, wo es auf dem Wegvon Moskau nach New York umgeschlagen wird.Und davon profitiert Leipzig/Halle, sagt Schellenberg.Mit der Ansiedlung der Post-Tochter DHL seies gelungen, Frachtströme auf Leipzig/Hallezu ziehen. Im Passagier-Geschäft sei diesschwierig. "Die touristische Attraktivitätvon Halle und Leipzig ist nicht so groß, dasssich viele neue Fluglinien rechnen", meintder Experte. Der Airport könne aber versuchen,Berlin-Reisende anzuziehen. Durch die kurzenWege am Flughafen und den Bahnanschluss seider Flughafen durchaus attraktiv. "In einerStunde ist man in Berlin."
Leipzig/Halle bekommt allerdings auch neueKonkurrenz - durch den wiedereröffneten FlughafenCochstedt. Zum ersten Mal ist dort am Mittwoch ein Flugzeug der irischen FluggesellschaftRyanair gelandet. Ab nächster Woche fliegendie Ryanair-Maschinen von Cochstedt nach Malaga,Alicante, Girona und Las Palmas auf Gran Canaria.Ryanair-Chef Michael O'Leary kündigte an,von dem einstigen Militärflughafen nahe Magdeburg200000 Passagiere pro Jahr befördern zu wollen.
Ob diese hochfliegenden Pläne aufgehen, wirdsich zeigen: Der Flugplatz Altenburg erlebtegerade mit der irischen Billigfluggesellschafteine Bruchlandung. Im Mai 2003 nahm Ryanairdort eine Flugverbindung nach London auf,später folgten Linien ins schottische Edinburghsowie nach Girona und Alicante in Spanien.Im Spitzenjahr 2009 wurden mehr als 140000Passagiere abgefertigt. Doch der Flughafenschrieb immer rote Zahlen, welche die Stadtund der Kreis als Gesellschafter nicht mehrschultern konnten oder wollten. Nachdem sichRyanair und Flughafen nicht auf neue Gebühreneinigen konnten, zogen die Iren nach Cochstedt.Ob der private Flughafen-Betreiber in Cochstedtmit Ryanair glücklicher wird? Fördermittelgibt es dort jedenfalls nicht, so die Landesregierung.
Gute Stimmung in Erfurt
Mit hohen Defiziten kämpft auch der FlughafenErfurt seit Jahren. Doch herrscht aber wiederAufbruchstimmung. Die Zahl der Passagierestieg 2010 um 18,8 Prozent auf 324000. ZumSommerflugplan wurde der Airport in "FlughafenErfurt-Weimar" umbenannt. Von der Klassikerstadtim Namen verspricht sich die Geschäftsführungmehr Aufmerksamkeit und Passagiere. Ob eshilft? Erfurt besitzt nur eine richtige Fluglinie- nach München. Und die wird bezuschusst.Der Rest: Charter-Verkehr zu fast 30 Urlaubszielenam Mittelmeer.
Gibt es auch Gewinner? Ja, Dresden. Die Fluggastzahlensind dort auf 1,85 Millionen im Jahr gestiegen.Neue Strecken nach Moskau oder London wurdeneröffnet. Billigflieger wie Easyjet sind ander Elbe. Der Flughafen profitiert vom wachsendenTourismus und der starken Industrie der Stadt.Dresden ist daher dabei, Leipzig/Halle denRang als größter Passagier-Flughafen in Mitteldeutschlandabzulaufen. Denn in Schkeuditz wird nur dieHälfte der Kapazitäten genutzt. Platz wäredort für 4,5 Millionen Passagiere. "Da gehtnoch ein bisschen", erklärt GeschäftsführerNäther.