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27. September 27. September: Islam-Konferenz in Berlin zeigt deutliche Konfliktpunkte

27.09.2006, 18:10
Teilnehmer der 1. Deutschen Islam Konferenz sitzen am Mittwoch (27.08.2006) in der Orangerie des Schlosses Charlottenburg in Berlin am Konferenztisch. (Foto: dpa)
Teilnehmer der 1. Deutschen Islam Konferenz sitzen am Mittwoch (27.08.2006) in der Orangerie des Schlosses Charlottenburg in Berlin am Konferenztisch. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Bereits zum Auftakt der von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble(CDU) initiierten ersten Islam-Konferenz zeigten sich am Mittwoch inBerlin deutliche Konfliktpunkte. Die fast dreistündige Aussprache vonje 15 Vertretern des deutschen Staates und der mehr als dreiMillionen Muslime sei sehr offen, aber auch nicht immer harmonischgewesen, sagte Schäuble. Der Generalsekretär des EuropäischenIntegrationszentrums, Badr Mohammed, sprach von einem «historischenDurchbruch in der interkulturellen Öffnung».

Nach Abkommen mit den christlich geprägten südeuropäischen StaatenItalien, Spanien und Griechenland hatte die Bundesregierung 1961 einAnwerbeabkommen mit der Türkei geschlossen. Weitere Abkommen mitislamisch geprägten Ländern wie Marokko und Tunesien folgten.

Zum heftigen Streit um die aus Furcht vor islamistischenAnfeindungen abgesetzte Mozart-Oper «Idomeneo» sagte Schäuble, dieKonferenz sei einvernehmlich der Meinung, das Stück bald wieder inden Spielplan der Deutschen Oper in Berlin aufzunehmen. AlleTeilnehmer der Konferenz würden sich dann die Oper ansehen, sagte derMinister, der die Absetzung als falsch kritisiert hatte.Freiheitsrechte müssten verteidigt werden.

Die Deutsche Oper signalisierte grundsätzliche Bereitschaft, dasStück wieder auf den Spielplan zu setzen. Unterdessen nahm die Kritikan den Sicherheitsbehörden und Berlins Innensenator Ehrhart Körting(SPD) zu. Nach seiner Aussage lag keine konkrete Gefährdung vor. DieSicherheitsbehörden seien aber verpflichtet, Hinweisen nachzugehen.In der Inszenierung des Regisseurs Hans Neuenfels, die sich mit denWeltreligionen auseinander setzt, präsentiert König Idomeneo nebenJesus, Buddha und Poseidon auch den abgeschlagenen Kopf des ProphetenMohammed.

Der jetzt begonnene offizielle Dialog mit den Vertretern derorganisierten und nicht organisierten Muslime ist auf mehrere Jahreangelegt. Dabei sollen die deutsche Gesellschaftsordnung, Fragen derReligion, die Funktion von Wirtschaft und Medien sowie das ThemaSicherheit und Islamismus behandelt werden. Nach der erstenKonferenzrunde sagte Schäuble: «Wir waren alle gemeinsam der Meinung,dass wir das Projekt mit möglichst viel Leben erfüllen wollen.»

Den Auftakt bewertete Schäuble trotz bestehender Differenzenpositiv. Alle Teilnehmer hätten ohne Vorbehalt die deutscheVerfassung als Grundlage akzeptiert. Die Vertreter der muslimischenVerbände unterstrichen, dass sie seit den Anschlägen auf das NewYorker World Trade Center am 11. September 2001 alle terroristischenAnschläge auf der Welt ausnahmslos verurteilt hätten.

Ziel der Konferenz ist es laut Schäuble, Nichtmuslimenklarzumachen, dass die Muslime ein Teil der Gesellschaft seien, undden Muslimen klarzumachen, sich stärker einzubringen. «Der Islam istTeil unseres Landes.» Als Konfliktpunkte benannte Schäuble unteranderem die Vertretung der Muslime sowie die Behandlung von Mädchenin der Schule. Ziel der Konferenz ist auch, einen Islamunterrichtunter staatlicher Aufsicht in deutscher Sprache einzuführen.

Bekir Alboga von der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt fürReligion (DITIB) bewertete den Auftakt ebenfalls positiv. Am Ende derKonferenz solle die Anerkennung der muslimischen Gemeinschaft alsöffentlich-rechtliche Körperschaft stehen. Alboga kündigte an, dassdie vier Dachorganisationen der muslimischen Organisationen inZukunft gleichberechtigt zusammenarbeiten wollen. Der Vorsitzende desZentralrats der Muslime in Deutschland, Ayyub Axel Köhler, sagte:«Der Dialog zwischen Staat und Muslimen scheint notwendiger zu sein,als wir je angenommen hätten.»

Bayerns Innenminister und Vorsitzender der Innenministerkonferenz,Günther Beckstein (CSU), sah in dem Treffen einen wichtigen Schrittauf dem Weg zur Integration der Muslime. «Eine weite Wegstrecke liegtaber noch vor uns.» Die islamkritische Autorin und Soziologin NeclaKelek sprach von großen Meinungsunterschieden, etwa in der Frageeines Kopftuchverbots oder der Zusammensetzung der Gesprächsrunde.