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27./28. März 27./28. März: Wirtschaft setzt weiter auf Transrapid-Technologie

28.03.2008, 15:35

München/Berlin/dpa. - Bayern und die Bundesregierung hielten den beteiligten Unternehmen erneut vor, die Politik über die Kostenexplosion im Unklaren gelassen zu haben. Der Bund wies Begehrlichkeiten Bayerns ab, die bisher von seiner Seite für die Transrapid-Referenzstrecke eingeplanten 925 Millionen Euro für andere Zukunftsprojekte im Freistaat einzusetzen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bedauerte das Aus für die Zukunftstechnologie in Deutschland. Es sei schade, dass es Politik und Wirtschaft wegen der gewaltigen Kostensteigerungen nicht gelungen sei, die kommerzielle Nutzung der Zukunftstechnologie zu realisieren, sagte Vize-Regierungssprecher Thomas Steg in Berlin. Es sei schon ein einmaliger Vorgang, dass innerhalb eines halben Jahres die Kosten um mehr als 80 Prozent in die Höhe geschossen seien.

Die CSU versuchte, ihren Anteil am Scheitern des Münchner Projekts herunterzuspielen. Innerhalb der CSU gab es Unmut über die schnelle Absage von Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) an das Projekt.

Eine Sprecherin von ThyssenKrupp in Essen sagte: «Wir glauben weiter an die Technologie und konzentrieren uns jetzt auf China.» Dort geht es derzeit um eine Verlängerung der weltweit einzigen kommerziell betriebenen Transrapid-Strecke in Shanghai. «Wir dementieren den Ausverkauf.» Damit reagierte sie auf einen Bericht des Internet-Portals «Welt Online», das unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtet hatte, ThyssenKrupp wolle in den kommenden Wochen Verhandlungen mit der chinesischen Regierung über einen Transfer beginnen. ThyssenKrupp stellt in dem Konsortium das Antriebssystem bereit, an dem die Chinesen besonders interessiert seien.

Auf der anderen Seite äußerten auch chinesische Experten Zweifel daran, dass China die teure Transrapid-Antriebstechnologie kaufen und weiterentwickeln wollte. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) will in der Welt indes weiter für die Magnetschwebebahn werben. In Deutschland trage das Kosten-Nutzen-Verhältnis dieser Technologie nicht, sagte er am Freitag in Berlin. Doch das könne in China, in den USA oder etwa den Vereinigten Arabischen Emiraten anders sein. Der Transrapid sei dort gut, wo Schiene und Straße nicht so vernetzt seien wie in Deutschland. «Deutschland ist gut beraten, die Technologie zu behalten und weiterzuentwickeln», sagte Tiefensee.

Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein sagte der «Passauer Neuen Presse» (Freitag), die Politik müsse sich auf die Kalkulationen der Industrie verlassen können. CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer sagte der «Süddeutschen Zeitung» (Freitag), die neuen Zahlen zu den Transrapid-Kosten seien Beckstein offenbar sehr gelegen gekommen. «Anders ist die Hals-über-Kopf-Entscheidung nicht erklärbar.» Der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Franz Maget, sagte, die CSU- Kritik an der Wirtschaft sei «ein naiver und durchsichtiger Versuch, die Verantwortung für das Debakel abzuwälzen».

CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer wies jede Verantwortung ihrer Partei für das Scheitern des bayerischen Prestigeprojekts von sich. Letztlich sei der Transrapid ganz klar ein Projekt des Bundes gewesen, sagte sie dem Bayerischen Rundfunk. Man könne der CSU keinen Vorwurf machen. Wegen des Kostenanstiegs von 1,85 Milliarden Euro auf bis zu 3,4 Milliarden Euro hatten der Bund und Bayern das Magnetschwebebahn-Projekt zwischen Münchner Hauptbahnhof und Flughafen am Donnerstag für gescheitert erklärt. FDP-Chef Guido Westerwelle warnte in der «Westdeutschen Allgemeinen Zeitung» (Freitag) vor einer wachsenden Technologieskepsis in Deutschland.