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24 Schafe gerissen 24 Schafe gerissen: Thüringen plant Antrag auf Abschuss von Wölfin

12.12.2019, 06:22

Ohrdruf - Nach wiederholten erheblichen Angriffen auf Schafe und Ziegen soll eine Wölfin in Thüringen erschossen werden. Das Thüringer Umweltministerium kündigte am Mittwoch an, dafür einen Abschussantrag zu stellen.

Der ist nötig, weil Wölfe unter strengem Schutz stehen und nur in Ausnahmefällen gejagt werden dürfen. „Es ist weder ein schöner, noch ein einfacher Schritt, aber ein notwendiger“, sagte Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) der Deutschen Presse-Agentur.

Zuvor war bekannt geworden, dass am Sonntag 24 Tiere einer größeren Schafsherde bei Ohrdruf im Landkreis Gotha gerissen worden waren. Das Revier der Wölfin und ihres Rudels liegt auf dem Übungsplatz der Bundeswehr bei der Kleinstadt. „Das inzwischen belegte mehrfache Überwinden des Herdenschutzes durch die Wölfin, auch optimaler Schutzzäune, ist nach Einschätzung unserer Experten problematisch“, erklärte Siegesmund.

Die wirtschaftlichen Schäden seien erheblich. In den vergleichsweise hohen Risszahlen - 2019 wurden demnach in Thüringen bislang mehr als 180 Schafe, Ziegen und andere Nutztiere getötet - sieht Siegesmund eine weitere Grundlage für den Antrag.

Über den sollen Experten des Thüringer Landesamts für Umwelt, Bergbau und Naturschutz entscheiden. Die Ministerin setzte darauf, dass der Antrag noch vor Jahresende bewilligt wird. Sie verwies auf einen ähnlichen Fall in Schleswig-Holstein, wo ein Wolf nach mehreren Übergriffen zum Abschuss freigegeben worden war.

Der Naturschutzbund (Nabu) Thüringen forderte, dass Herdenschutzhunde im Ohrdrufer Wolfsgebiet Pflicht für Schäfer werden sollten. Dort, wo Tierhalter die zum Schutz von Schafen ausgebildeten Hunde einsetzten, gebe es so gut wie keine Wolfsübergriffe. Siegesmund betonte dagegen, diese Hunde müssten auf Schäfer und Herde geprägt sein. Das nehme viel Zeit in Anspruch. Herdenschutzhunde seien daher keine Ad-hoc-Lösung.

Das Tier bei Ohrdruf, das lange als einzige standorttreue Wölfin in Thüringen galt, hatte schon früher Aufsehen erregt: Sie hatte sich mit einem Haushund gepaart und Wolf-Hund-Mischlinge zur Welt gebracht. Die Tiere wurden aus Artenschutzgründen geschossen oder sind vermutlich teils abgewandert.

Inzwischen hat sich die Wölfin erneut gepaart und wieder Mischlinge geworfen. Diese fünf sogenannten Hybride leben Experten zufolge noch auf dem Truppenübungsplatz. Auch sie stehen auf der Abschussliste: Ihre Abwanderung soll verhindert werden, da befürchtet wird, dass sie den Genpool von Wölfen verwässern könnten. (dpa)