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15. Januar 2009 15. Januar 2009: Wasserlandung auf dem Hudson River

Von MARKUS GÜNTHER 16.01.2009, 20:34

NEW YORK/MZ. - Er selbst habe auf das Wasser geblickt undgedacht: "Das war’s jetzt also."

Doch das war es eben noch nicht. Denn dieWasserlandung des US Airways-Fluges 1549 nahmein so glückliches Ende, dass am Freitag alleWelt von einem Wunder sprach: 155 Passagiereund Besatzungsmitglieder konnten dem vor Manhattanim Wasser schwimmenden Flugzeug entsteigenund an Land gebracht werden. Trotz des Motorausfallsund dem rumpeligen Aufprall auf dem Hudson-Wassergab es keine Toten.

Nach allem, was bislang bekannt ist, erlebteKapitän Chesley Sullenberger nach dem Startvom New Yorker Flughafen La Guardia am Donnerstagnachmittag(Ortszeit) den Albtraum eines jeden Piloten:Ein Vogelschwarm, vermutlich große Wildgänse,kam dem aufsteigenden Flugzeug, das auf demWeg nach Charlotte im US-Staat North Carolinawar, entgegen. Bei dem Zusammenstoß verfingensich einige Vögel offenbar in beiden Triebwerkenund brachten die Motoren zum Stillstand. "Esging steil nach oben, als ich auf der linkenSeite plötzlich einen starken Rums hörte",erzählt der 37-jährige Darren Beck, "dannklang es so, wie wenn etwas in der Waschmaschinestecken bleibt: Pott-Pott-Pott, danach wares vorbei".

Eine kleine Landebahn in New Jersey solltezur Notlandung dienen, doch so weit wäre dasFlugzeug vielleicht nicht mehr gekommen, schlimmstenfallsüber Manhattan abgestürzt. In Sekundenschnelleentschied sich der Pilot zur Wasserlandung:"Fertig machen für den Aufprall", hieß seineletzte Durchsage. Der Aufprall war nach Augenzeugenberichtenzwar unsanft, doch das Flugzeug brach nichtauseinander. Sekunden später öffneten Insassendie Notausgänge und stiegen auf die Tragflächen.Auf der Steuerbordseite verschwand der Flügelschon im eiskalten Wasser.

Statt Panik herrschten nach dem Aufprall Besonnenheitund Hilfsbereitschaft: "Es gab kein Gedrängelund Geschubse", berichtet Molly Schugel, diemit hochhackigen Lackschuhen auf die Tragflächetrat und ausrutschte. Doch die anderen Passagierezogen sie wieder aus dem Wasser. Auch einSäugling und eine Rollstuhlfahrerin wurdenaus der Maschine geborgen. Und die Kapitäneder New Yorker Fähren eilten zur Hilfe. Binnenweniger Minuten war das Flugzeug von neunBooten umringt, die zahlreiche Passagiereaufnahmen.

Noch glücklicher fügte es sich jedoch, dassChesley Sullenberger am Steuer der Maschinesaß. Der 57 Jahre alte Pilot hat nicht nur40 Jahre Flugerfahrung. Als früherer Kampfpilothat er zudem Erfahrungen, die weit über dasMaß normaler Piloten hinausgehen. Auch eineZusatzausbildung für Wasserlandungen hat erabsolviert. Sullenberger saß zudem jahrelangin einer Kommission, die Flugzeugabstürzeuntersucht und dabei Fehler der Besatzungstudiert hat. Experten waren sich am Freitageinig, dass das "Wunder auf dem Hudson" vorallem ihm zu verdanken ist.

Seiner Frau Lorrie daheim in Kalifornien berichteteer kurz später am Telefon ruhig: "Hier gabes einen Unfall." Seine Frau war nicht weiterbeunruhigt. "Aber dann erzählte er mir dieUmstände und mein Körper fing an zu zittern",berichtete sie.