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130 Jahre Mark 130 Jahre Mark: Eine Geschichte mit Höhen und Tiefen

27.02.2002, 10:52

Frankfurt/Main/dpa. - Mit der Umstellung auf den Euro endet die130-jährige, wechselvolle Geschichte der Mark. Die Gründung desDeutschen Reiches 1871 war auch die Geburtsstunde der Mark alsgesamtdeutsche Währung. Am 4. Dezember 1871 trat das«Reichsmünzgesetz» in Kraft, das im ganzen Reich die Mark zu 100Pfennig einführte. Die Lage in Deutschland war zuvor ähnlich wieheute in Europa: Fast jeder der zahlreichen Einzelstaaten hatte eineeigene Währung, gut 300 verschiedene Münzen waren im Umlauf. InNorddeutschland wurde mit Talern bezahlt, von denen einer 30 Groschenhatte, in Süddeutschland kursierten 60 Kreuzer für einen Gulden.

«Die Deutschen hatten es nicht leicht mit der Umstellung auf dieMark - immerhin gab es keine Taschenrechner, und so exakt geplant wiebei der Euro-Umstellung heute lief es damals auch nicht ab», sagtMünzexperte Dieter Lindenlaub vom Geldmuseum der DeutschenBundesbank. Die Umstellung dauerte wegen des großen Aufwands fünfJahre.

Jeder Geldbetrag war noch durch Gold gedeckt - und konnte auchjederzeit bei einer Bank gegen dieses eingetauscht werden. Nachdem imJuli 1914 ein Krieg immer wahrscheinlicher wurde, machte dieBevölkerung von diesem Umtauschrecht regen Gebrauch. Um diestaatlichen Goldvorräte zu erhalten, tauschten die Banken seit August1914 Banknoten und Münzen nicht mehr in Gold. Schuldverschreibungendes Reiches und Darlehenskassenscheine kamen als Zahlungsmittel inUmlauf. Zur Finanzierung des Krieges benötigte die Reichsregierungrund 164 Milliarden Mark - die hauptsächlich mit Anleihenaufgetrieben wurden. Zu viel Geld war für zu wenige Waren in Umlauf,es kam zur Inflation.

Anfang 1923 kostete ein US-Dollar 18 000 Mark - am Ende des Jahreswaren es 4,2 Billionen. Die Mark trieb in dieser Hyperinflationseltsame Blüten: Erstmals waren ein 200- und ein 500-Markstück inUmlauf. «Die wurden aber nicht lange benutzt», sagt derGeschäftsführer der deutschen Numismatischen Gesellschaft, MichaelWeigmann. Die rasende Inflation machte die Aluminium-Münzen baldwertlos. Ende 1923 kostete ein Laib Brot 200 Millionen Mark. Die Markstand vor dem Aus.

Um die katastrophale Entwicklung zu stoppen, wurde Ende 1923 alsÜbergangswährung die Rentenmark eingeführt, eine Billion Mark wurdenzu einer Rentenmark. Ein Jahr später bekam die Mark wieder einenneuen Namen und hieß nun Reichsmark. Ab 1934 prangte das Hakenkreuzauf Münzen und Geldscheinen. Adolf Hitler selbst jedoch wurde aufkeiner Münze verewigt. «Hitler wollte erst nach dem 'Endsieg' aufeine Münze», erzählt Weigmann. Stattdessen zierte das Konterfei des1934 verstorbenen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg die 2- und 5-Mark-Stücke der Nazis.

«Nach den Erfahrungen des Krieges gab es viele Vorschläge, einegänzlich neue Währung einzuführen. Aber die Menschen verbanden mitder Mark ja nicht nur Negatives», erzählt Lindenlaub. «Trotz derInflationen war die Geschichte der Mark eine Erfolgsgeschichte -immerhin hat sie zwei verlorene Kriege überstanden», resümiertWeigmann. 1948 verordneten die Siegermächte für die beiden neuenTeilstaaten zwei Währungen: Die D-Mark und die DDR-Mark, die bis zurWährungsunion mit der DDR 1990 parallel zueinander existierten -wobei die «harte» D-Mark auch im Osten immer als Symbol deswestlichen Wohlstands galt.