Menschenkette und Kerzen 13. Februar: Dresden mit Menschenkette und Kerzen

Dresden - Mit einer Menschenkette, Kerzen und weißen Rosen haben Tausende in Dresden der Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg vor 74 Jahren gedacht - und ein Zeichen für Frieden und Versöhnung gesetzt. Unter dem Geläut der Dresdner Kirchen reichten sich nach Angaben der Stadt am Mittwochabend rund 11.500 Menschen die Hände.
Die Menschenkette umspannte beide Seiten der Elbestadt und zog sich von der Altstadt bis hin zum Königsufer auf der Neustädter Seite. Auf dem Neumarkt, der Brühlschen Terrasse und auf den Elbbrücken standen die Menschen dicht nebeneinander, es gab kaum Lücken.
Auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), dessen Vize Martin Dulig (SPD) und weitere Regierungsmitglieder reihten sich ein.
Signal gegen Missbrauch des Gedenkens in Dresden
Versammlungsleiter und Rektor der TU Dresden, Hans Müller-Steinhagen, sprach zum Auftakt von einem virtuellen Schutzring gegen den Missbrauch des Jahrestags der Zerstörung von Dresden durch radikale Kräfte. „Wir senden heute Hand in Hand ein ganz wichtiges Signal aus der sächsischen Landeshauptstadt in die Welt.“
Vor der wiederaufgebauten Frauenkirche wurde aus zahlreichen Lichtern eine riesige Kerze auf dem Pflaster nachgebildet. Diese soll sich im Lauf der Nacht füllen und hell leuchten. Auf dem Dresdner Altmarkt wurden zahlreiche Kränze niedergelegt.
Mehrere ältere Menschen sprachen mit Passanten über die Bombennacht und tauschten sich aus. Auf dem Altmarkt waren nach den Luftangriffen die Leichen von knapp 7000 Todesopfern verbrannt worden.
Dresden wurde im Februar 1945 schwer bombardiert
„Der 13. Februar gehört den Dresdnerinnen und Dresdnern in ihrer Erinnerung an die Opfer der furchtbaren Bombardierung der Stadt vor 74 Jahren“, sagte Ministerpräsident Kretschmer.
Dresdens Innenstadt war am 13. Februar 1945 und in den Tagen danach von britischen und amerikanischen Bombern schwer zerstört worden. Bis zu 25.000 Menschen starben. Neonazis hatten in der Vergangenheit das Datum immer wieder missbraucht und versucht, die Verbrechen der Nationalsozialisten zu relativieren. Aufmärsche und Blockaden prägten lange Zeit das Gedenken - seit 2012 überwiegt das friedliche Gedenken der Bürger. Allerdings versuchten auch in diesem Jahr, zahlreiche rechte Gruppen, das Gedenken zu missbrauchen.
Die Polizei war mit einem Großaufgebot in der Innenstadt unterwegs, darunter rund 30 Beamte in sogenannten Kommunikationsteams, um Konflikten vorzubeugen. „Der Tag ist bisher geprägt von friedlichem und stillem Gedenken“, sagte ein Sprecher der Polizeidirektion am Mittwoch.
Protest gegen AfD-Kundgebung am 13. Februar in Dresden
Für den späteren Abend hatte sich die AfD auf dem Altmarkt angekündigt, das Bündnis „Dresden Nazifrei“ hielt im Vorfeld mit einer Kundgebung dagegen. Nach eigenen Angaben versammelten sich rund 400 Menschen, um gegen die AfD zu protestieren.
Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) erinnerte auch an die Zerstörungen in Breslau und Coventry. Mit den Städten verbindet Dresden eine 60-jährige enge Partnerschaft. Er freue sich, Delegationen aus beiden Städten in der Menschenkette die Hand reichen zu können.
„Wir suchen die aktive Auseinandersetzung, statt rückwärtsgewandter Ritualisierung. Nur so können wir erkennen, dass es natürlich noch immer und aktuell wieder Versöhnungslücken gibt“, so das Stadtoberhaupt. Das „zerstörerische Feuer nationalistischer Strömungen“ in Deutschland, Großbritannien und Polen werde derzeit von alten Ressentiments geschürt. „Deshalb ist es unsere Aufgabe, diese Versöhnungslücken zu schließen“, sagte Hilbert.
13. Februar als mahnendes Datum für die Dresdner
„Am 13. Februar wollen wir gemeinsam daran denken, welche Folgen es haben kann, wenn wir den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft verlieren“, sagte Integrationsministerin Petra Köpping (SPD). „Wir reichen uns in der Menschenkette die Hände und versichern uns damit, dass wir jeden Tag und jede Stunde dafür einstehen, unsere solidarische und freie Gemeinschaft zu schützen und zu stärken.“
Ähnlich äußerte sich CDU-Generalsekretär Alexander Dierks. „Der 13. Februar ist nicht nur für Dresden ein Schicksalsdatum. Die Bombennacht im Jahr 1945 legte nicht nur unsere Landeshauptstadt in Schutt und Asche, sondern brannte sich ins kollektive Gedächtnis der Sachsen ein.“ Das jährliche Gedenken begehe man im Bewusstsein der Schrecken des Zweiten Weltkrieges und der Losung „Nie wieder“.
Die Linke erinnerte an die Instrumentalisierung des Dresden-Gedenkens. „Ende der 1990er Jahre haben Neonazis begonnen, diesen Tag mit Aufmärschen für ihre rechtsextreme Propaganda zu instrumentalisieren, aus denen sich schließlich der größte Neonazi-Aufmarsch in der Geschichte Europas entwickelt hat“, erklärte Anne Holowenko, Vorsitzende der Linke in Dresden. Aktiver Protest dagegen sei wichtig. Für den 15. Februar mobilisieren Rechtsextreme für einen „Gedenkmarsch“ am Rande der Dresdner Altstadt. Das Bündnis „Dresden Nazifrei“ hat Proteste angekündigt.
Traditionell läuten um 21.45 Uhr, zum Zeitpunkt des ersten Bombenangriffs auf Dresden am 13. Februar 1945, die Glocken der Innenstadtkirchen. In der Frauenkirche lädt die „Nacht der Stille“ bis spät in die Nacht zu einem besinnlichen Gedenken ein. (dpa)