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125. Geburtstag 125. Geburtstag: Coca-Cola - Was die Welt trinkt

Von IRIS STEIN 06.05.2011, 18:00

Halle (Saale)/MZ. - Dass das Kultgetränk am Sonntag 125. Geburtstag feiert, ist kaum zu glauben, denn gemeinhin wird es mit Frische und Jugendlichkeit in Verbindung gebracht. Da mag man sich kaum vorstellen, dass einst im Hinterzimmer einer Apotheke nach einem Sirup gegen Kopfschmerzen, Depressionen und Müdigkeit gesucht wurde - und dieser schließlich zur Cola wurde. John Stith Pemberton, so hieß der Apotheker, verkaufte jedenfalls am 8. Mai 1886 zum ersten Mal das Gemisch aus Wein, Kolanüssen und einem Extrakt aus Cocablättern. Zu fünf Cent das Glas. Er meldete die von ihm entwickelte Formel als Patent an und bald erfreute das Getränk in den Soda-Bars die feine Gesellschaft. Dass der Wein während des Alkoholverbots als Zutat verschwand, tat der Beliebtheit keinen Abbruch. Die rührt womöglich aus den Anfängen, als tatsächlich noch Kokain in die Cola gehörte.

Bis 1903 - so berichtet der Wiener Pharmazeut Wilhelm Fleischhacker - enthielt ein Liter Coca-Cola rund 250 Milligramm davon. 1914 wurde dem Treiben ein Ende gesetzt und der Zusatz in Getränken und rezeptfreien Arzneimitteln verboten. Schon Jahre zuvor allerdings gelangten nur noch nicht-alkaloide Extrakte aus Kokablättern als Aroma in die Coke. Heute winkt der Hersteller ab, wenn es darum geht, ob Koka noch immer Zutat ist. Fürs Marketing jedoch sind die Spekulationen, ob die Coca-Cola nun mit oder ohne Koka als Inhaltsstoff daherkommt, nicht die schlechteste Diskussion.

Da ist die Debatte um den Zuckergehalt der braunen Brause wesentlich image-schädigender. Sagenhafte 36 Stücken Würfelzucker stecken in jeder Liter-Flasche Coca-Cola! Da heißt es nach der Strandparty - oder wobei man auch immer zur eiskalten Erfrischung greift - immerhin 50 Minuten joggen, um wenigstens eine Flasche wieder abzuarbeiten. Um dem Ruf als Dickmacher zu entgehen, entwickelte das Unternehmen auch Light-Produkte, 1983 kamen die ersten auf den Markt.

Doch zurück zu den Ursprüngen der süßen Erfindung. Wer sich darüber Gedanken macht, denkt meist an die wilden 60er und 70er, die am ehesten mit Coca-Cola assoziiert werden. Doch weit gefehlt: Das amerikanische Erfrischungsgetränk schwappte schon 1929 nach Deutschland. Ganze 5 840 Kästen betrug damals die Jahresproduktion - eine lächerliche Zahl, gemessen an den 80 000 Handelseinrichtungen und 300 000 Gastronomiekunden, die die Coca-Cola Erfrischungsgetränke AG jetzt in Deutschland hat. Seinerzeit kam die Cola unter die Leute, weil Konzessionäre des Mutterkonzerns Herstellung, Abfüllung und Vertrieb übernahmen. Der wohl bekannteste Vertreter dieses Standes dürfte in Deutschland Max Schmeling gewesen sein. Der einstige Schwergewichts-Boxweltmeister stieg mit der Coca-Cola-Lizenz zum Geschäftsmann auf.

Die Konzessionäre sind Vergangenheit seit Coca-Cola Aktiengesellschaft ist, der weltweite Siegeszug hält bis heute an. Wohin immer Touristen aufbrechen: Coke ist meistens schon da. Am Kilimandscharo heißt der Hauptweg zum Gipfel gar Coca-Cola-Route - weil es bis kurz vor Erreichen des Ziels trotz aller Entbehrungen das Kultgetränk zu kaufen gibt. Weiße Flecken auf der Coke-Landkarte sind nur noch Nordkorea, Myanmar (das frühere Burma) und Kuba.

Allerdings handelte sich der Weltkonzern, der auch als Kapitalismus-Symbol gilt, mit seiner ungebremsten Ausbreitung auch allerhand Kritik ein. Neben den gesundheitlichen Bedenken werden ihm auch immer wieder einmal umweltschädliche Produktion, hoher Wasserverbrauch oder belastete Inhaltsstoffe vorgeworfen. Am Image des Getränkekonzerns, der mit einem Umsatz von 35,1 Milliarden Dollar und 139 000 Angestellten der grösste Softdrink-Hersteller der Welt ist, hat das nie gekratzt.

Im Gegenteil. Um die Marke, deren Wert als unbezahlbar eingeschätzt wird, ranken sich die schaurig-schönsten Mythen. Zähne und Knochen sollen sich in Cola auflösen (was nicht stimmt), der Weihnachtsmann sei eine Coca-Cola-Erfindung (was auch nicht stimmt), es gebe Gegenden auf der Welt, wo eine Cola-Dose nicht Wegwerfgegenstand, sondern begehrter Besitz ist (was stimmt). Aber das kann sogar hierzulande noch vorkommen, wenn sich Künstler des Produkts annehmen. Immerhin taten das sogar Joseph Beuys und Andy Warhol. Auch moderne Designer hinterließen ihre Handschrift: Flaschen in limitierter Edition kreierten beispielsweise Karl Lagerfeld und Manolo Blahnik. Und selbst im Film spielte Coke schon Hauptrollen. Einst - in Billy Wilders "Eins, zwei, drei" - und jetzt. "Die Götter müssen verrückt sein", heißt es da. Wie wahr. Was für ein Hype um ein Getränk.