1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. 12. März: 12. März: «Es gibt doch Babyklappen»

12. März 12. März: «Es gibt doch Babyklappen»

Von Sophia-Caroline Kosel und Petra Buch 12.03.2007, 15:24
Blick auf den Sandersdorfer See bei Bitterfeld, wo am Wochenende eine Babyleiche entdeckt worden war (Foto: dpa)
Blick auf den Sandersdorfer See bei Bitterfeld, wo am Wochenende eine Babyleiche entdeckt worden war (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Sandersdorf/dpa. - Nur wenige Schritte von dem Lokal entfernt hatten zwei ortsansässige Frauen bei ihrem Sonntagsspaziergang am Ufer eines beliebten Badesees einen blauen Plastiksack entdeckt. Zunächst hätten sie ihn liegen lassen, berichten Einwohner am Tag danach. Auf ihrem Rückweg seien die erneut daran vorbei gekommen. Sie öffneten ihn. Ein totes Baby mit Nabelschnur kam zum Vorschein, die Frauen riefen die Polizei.

Am Montag erinnern an dem idyllischen See, auf dem die Entengemütlich ihre Runden ziehen, nur noch zwei rot-weiße Absperrbänder der Polizei an den Fund. Ganz in der Nähe spielen die Jungen und Mädchen der Kindertagesstätte in der Frühlingssonne. Eine entsetzte junge Mutter berichtet aufgebracht, dass sie gerade mit einer der Frauen gesprochen hat, die das tote Baby gefunden haben.

In dem Ort bei Bitterfeld hat der schreckliche Fund längst dieRunde gemacht. «Man hört so viel aus den Nachrichten, aber wenn es dann direkt vor der eigenen Tür passiert, ist man erschüttert», sagt Heiko Vockrodt, der Betreiber des Lokals «Zur Förstergrube». Betroffen hat er registriert, dass in jüngerer Zeit immer wieder tote Babys gefunden werden. Wer die Mutter des in Sandersdorf gefundenen Babys ist, war noch unklar. Fest steht aber, dass es ein Mädchen war. Und dass es nach der Geburt kurz gelebt hat.

Bei der Suche nach der Mutter des Babys heißt es für die Beamtenam Ort nun «Klinkenputzen». Zudem erhoffen sich die Ermittler überdie Medien Hinweise zu bekommen. «Nun ist kriminalistischeKleinarbeit angesagt, von Tür zu Tür gehen und fragen, ob jemandetwas gesehen oder gehört hat», sagt der Dessauer Staatsanwalt FrankPieper.

Ebenfalls in der vergangenen Woche wurde im Westen Sachsen-Anhaltsin einer Wohnung die Leiche eines neugeborenen Jungen gefunden. Seine23 Jahre alte Mutter hatte sich in der Uni-Frauenklinik in Magdeburgeiner Operation unterzogen, wobei festgestellt wurde, dass die Frauvor wenigen Tagen ein Kind zur Welt gebracht hatte.

Im Januar dieses Jahres verurteilte das Landgericht Dessau eine 20Jahre alte Mutter zu sechs Jahren Haft. Die junge Frau hatte ihr Kindim vergangenen Sommer heimlich im Elternhaus zur Welt gebracht undmit einem Handtuch erstickt. Sie war danach selbst mit dem toten Kindin ein Wittenberger Krankenhaus gekommen.