Pferdesport Pferdesport: Michaels-Beerbaum hängt ihren Schwager ab

Berlin/dpa. - Das Familienglück war perfekt. Meredith Michaels- Beerbaum gewann am Sonntag in Berlin den Großen Preis von Deutschland, nachdem einen Tag zuvor ihr Mann Markus die höchstdotierte Prüfung des Weltcup-Reitturniers gewonnen hatte. Beide Male das Nachsehen hatte ausgerechnet Ludger Beerbaum (Riesenbeck), Schwager und Bruder des Ehepaares. Es gab aber nicht nur glückliche Sieger, sondern hinter den Kulissen auch reichlich Ärger. Die Top- Reiter werfen den Veranstaltern des Turniers vor, sich nicht an das Weltcup-Reglement zu halten.
Markus Beerbaum sprang enthusiastisch in die Höhe, als seine Frau als letzte Starterin des Stechens den schnellsten fehlerfreien Ritt hinlegte. Mit ihrem Wallach Shutterfly überbot die gebürtige Amerikanerin die Zeit ihres Schwagers und durfte sich über den Sieg in dem traditionsreichen Preis freuen, der zugleich fünfte Station des Weltcups ist. Sie übernahm damit auch die Führung im Gesamtklassement vor Ludger Beerbaum.
Am Vortag hatte sich Markus Beerbaum an seinem 32. Geburtstag selbst das teuerste Geschenk gemacht. Der Springreiter aus Thedinghausen schnappte seinem Bruder Ludger ein Luxusauto im Wert von rund 72 500 Euro vor der Nase weg. Der jüngere Beerbaum-Bruder beendete mit dem Sieg im Finale des Audi-Championats eine längere sportliche Durststrecke. Mit einem furiosen Ritt überholte er als vierter von acht Startern der Siegerrunde seinen Bruder mit Goldfever. «Das ist besonders schön, weil es zuletzt nicht so gut lief», sagte das Geburtstagskind. Ludger Beerbaum musste sich auch in der Trophy am Samstagabend mit Platz zwei begnügen, als seine Schülerin Mylene Diedrichsmeier (Steinhagen) gewann.
Viele Top-Reiter waren sauer, obwohl die Bedingungen für die Pferde nach dem Umzug des Turniers auf das Messegelände deutlich verbessert sind. «Die halten sich nicht an Regeln», klagte der dreimalige Weltcup-Gewinner Rodrigo Pessoa über die Veranstalter Henk Brüger und Kaspar Funke.
Pessoa und andere Spitzenreiter empfinden es bei einem Etat von mehr als 1,5 Millionen Euro als pure Provokation, dass für das Weltcup-Springen statt der vorgeschriebenen 85 000 Euro nur 77 000 ausgeschrieben waren. Sie drohten sogar mit Boykott und beschwerten sich schriftlich beim Weltverband FEI. Veranstalter Funke sagte, dass die FEI die Ausschreibung abgesegnet habe, willigte später aber doch ein.
Es gab indes auch gute Nachrichten für Berlin. Die Weltcup- Veranstalter haben sich bei einer Tagung in Brüssel dafür ausgesprochen, dass Berlin - entgegen der bisherigen FEI-Entscheidung - auch im kommenden Jahr Station der Serie bleibt. Dabei handelt es sich um einen Vorschlag, eine Entscheidung kann nur das FEI-Präsidium fällen. Nach Angaben von Weltcup-Direktor Max Ammann haben auch die Reiter ein Mitspracherecht.
Ammann dementierte zudem Medienberichte, dass es einen neuen Sponsor für den Weltcup gebe. Auch Eric Brüger, der für die Berliner Veranstalter bei der Tagung dabei war, sagte: «Leider gibt es noch keinen Sponsor.» Bisher sei mit Octagon lediglich eine Vermarktungsagentur beauftragt.
Die Weltcup-Dressur gewann Ingrid Klimke (Münster) mit Nector. Die deutsche Military-Meisterin hat damit die Führung in der Gesamtwertung übernommen. Der Dressur-Weltcup war in Berlin allerdings schwach besetzt. Von den Top Ten der Weltrangliste war bei der Kür am Sonntag keiner am Start.

