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"In der Hölle schmoren!" Mordfall Susanna: Polizei-Gewerkschaftler Rainer Wendt sorgt mit Kommentar für Empörung

14.06.2018, 13:29
Eine Rose liegt zum stillen Gedenken für Susanna zwischen Teelichtern.
Eine Rose liegt zum stillen Gedenken für Susanna zwischen Teelichtern. dpa

Osnabrück - Mit einem wütenden Kommentar auf Facebook sorgt Rainer Wendt, Chef der deutschen Polizeigewerkschaft, für Aufregung im Fall Susanna.

Die 14-Jährige war Ende Mai in Wiesbaden vergewaltigt und umgebracht worden. Tatverdächtig ist der Iraker Ali B. Er sitzt in Frankfurt in Untersuchungshaft. Der Flüchtling hat die Tötung von Susanna bei einer Vernehmung gestanden, er leugnet jedoch die Vergewaltigung.

Rainer Wendt: Täter sollen „in der Hölle schmoren“

Wendt hatte mit einem Beitrag auf seiner Facebook-Seite für Empörung gesorgt. In dem Text zum Mord an der 14-jährigen Mainzerin Susanna F. äußerte sich der Gewerkschaftsvorsitzende verächtlich über den Rechtsstaat sowie über Gerichtsverfahren und schrieb über die Täter, sie sollten „in der Hölle schmoren“.

In dem bereits Facebook-Beitrag schrieb Wendt über den Mordfall.:

Als Vater und Großvater türmt sich wie eine riesige schwarze Wand die Furcht auf, wenn ich daran denke, welche Bestien da noch unterwegs sind, jederzeit bereit, zu töten, zu quälen und ihrer menschenverachtenden Brutalität freien Lauf zu lassen.

Insbesondere der Schluss seines Beitrags, in dem er sich mit den Tätern befasst, rief Kritik hervor. Dieser lautete:

Und meine Gedanken sind auch bei den Tätern. Will ich sie wirklich vor einem unserer Gerichte stehen sehen? Mit höhnischem Grinsen für das Opfer und Verachtung für unser Land im Gesicht? Will ich wirklich erleben, wie Gutachter und Anwälte relativieren, verharmlosen und zu erklären versuchen, was nicht erklärbar ist? In der Hölle sollen sie schmoren. Das will ich.

Innenminister Pistorius übt scharfe Kritik

Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) kritisierte den Beitrag aufs Schärfste. „Die Aussagen von Herrn Wendt sind für einen Gewerkschaftsvorsitzenden und nicht zuletzt für einen Polizeibeamten, der dem Rechtsstaat per Amtseid verpflichtet ist, völlig verfehlt.“

Die Kritik nannte seinerseits Wendt im Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ „weit überzogen“.

Wendt sagte: „Ich möchte, dass der Täter eine harte Strafe bekommt und diese auch so empfindet.

Dafür habe ich die Metapher 'in der Hölle schmoren' genutzt, die jeder kennt.“ Zudem habe er auf seinen Facebook-Beitrag, der nach wie vor auf der Seite stehe, „große positive Resonanz bekommen“.

Minister Pistorius verwies darauf, dass Wendt an der Spitze der Polizeigewerkschaft DPolG stehe, die als Gewerkschaft die Interessen von fast hunderttausend rechtschaffenen Polizistinnen und Polizisten vertrete.

„In dieser Position darf er sich nach meinem Verständnis solche Aussagen nicht leisten“, so Pistorius. Er fügte hinzu: „Erst recht nicht in Zeiten einer durch die Wut des rechten und rechtspopulistischen Spektrums aufgeladenen Sprache.“

Pistorius forderte alle Vertreter des demokratischen Spektrums dazu auf, auch emotionale Themen wie etwa diesen Fall mit angemessenen Worten zu bewerten, so furchtbar die Vorwürfe auch seien. (jv)

(Der Artikel erschien zuerst bei express.de.)