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Verhaltenstipps Verhaltenstipps: Was tun bei einem Geisterfahrer?

23.10.2012, 15:08
Der Albtraum eines jeden Autofahrers: Plötzlich naht ein Falschfahrer. (FOTO: ALLIANZ)
Der Albtraum eines jeden Autofahrers: Plötzlich naht ein Falschfahrer. (FOTO: ALLIANZ) Dieses Bild wurde auf badische-zeitung.de veröffentlicht.

Halle (Saale)/MZ/DPA/DMN. - In der Nacht zu Sonntag hatte ein 24-jähriger Falschfahrer aus dem sauerländischen Sundern auf der Autobahn 46 eine Kollision mit einem entgegenkommenden Auto offenbar provoziert. Dabei riss er ein Ehepaar und zwei Frauen aus dem Kreis Meschede mit den Tod.

Seit dem Unfall wird diskutiert, was sich gegen Falschfahrer tun lässt. „Wer sich selbst als Geisterfahrer das Leben nehmen will, der findet immer einen Weg auf die falsche Seite“, sagt Alfred Overberg, Experte für Verkehrssicherheit beim Landesbetrieb Straßen NRW.

Allerdings werden nur drei bis vier Prozent der tödlichen Unfälle auf Autobahnen durch Geisterfahrer verursacht. „Die meisten Falschfahrten enden jedoch glimpflich“, sagt Andreas Hölzel, Verkehrsexperte des ADAC in München. 2011 zählte der Automobilclub 2000 Radiomeldungen zu Falschfahrern auf Autobahnen.

Autofahrer können schon vor der direkten Begegnung von der Gefahr erfahren. Die Deutsche Verkehrswacht rät, den Verkehrsfunk zu hören. Aktuelle Meldungen warnen vor Geisterfahrern.

Was tun, wenn ein Falschfahrer kommt?

Liegt eine Meldung über einen Geisterfahrer im eigenen Streckenabschnitt vor, „würde ich bei der nächsten Gelegenheit diese Straße verlassen, um mich nicht länger auch nur der potentiellen Gefahr auszusetzen“, rät Hannelore Herlan, Sprecherin der Deutschen Verkehrswacht. Hat man die Autobahn verlassen oder einen Rasthof angefahren, kann man dort abwarten, bis der Verkehrsfunk Entwarnung gibt.

Solange man auf einer Strecke unterwegs ist, auf der ein Geisterfahrer gemeldet wurde, sollte man in gemäßigtem Tempo auf der rechten Fahrspur fahren und auf keinen Fall überholen. So bleibt die linke Spur frei, damit der Geisterfahrer dorthin ausweichen kann. Langsame Fahrt macht es leichter, dem Falschfahrer auszuweichen, wenn er in Sichtweite kommt. Mit eingeschaltetem Abblendlicht ist man außerdem auch bei Tag besser zu sehen.

Was tun, wenn man falsch fährt?

Bei schlechter Witterung, Erschöpfung und unübersichtlicher Beschilderung kann es passieren: Orientierungsverlust ist der häufigste Grund für Falschfahrten. Falls man bemerkt, dass man selbst als Falschfahrer unterwegs ist, sollte man Abblendlicht und Warnblinkanlage einschalten, soweit wie möglich an den nächsten Fahrbahnrand fahren und anhalten.

Quer über die Fahrbahnen auf den Standstreifen zu wechseln oder auf der Autobahn zu wenden wäre zu gefährlich. Danach sollte man möglichst das Fahrzeug verlassen, hinter einer Leitplanke Schutz suchen und per Telefon die Polizei unter 110 verständigen.

Technische Mittel gegen Falschfahrer

Damit es gar nicht so weit kommt, fordert die Deutsche Polizeigewerkschaft die Erprobung von Warntafeln und Blinklichtern, die Geisterfahrer frühzeitig zum Anhalten bewegen. Darüber hinaus hat sich der nordrhein-westfälische Landesvorsitzende der Gewerkschaft, Erich Rettinghaus, für den Einsatz sogenannter „Krallen“ im Asphalt ausgesprochen. Diese zerreißen die Autoreifen beim Auffahren in falscher Richtung.

Der Mechanismus sei nur in eine Richtung wirksam, erläutert Rettinghaus: „Dornen, die wie Angelhaken gebogen sind, lassen die Reifen von denjenigen zerplatzen, die die Sperre falsch herum befahren“. Überfahre man die Kralle in richtiger Richtung, versenkten sich die Dornen dagegen im Boden.

Solche „Reifenschlitzer“ hält Alfred Overberg, Experte für Verkehrssicherheit beim Landesbetrieb Straßen NRW, jedoch für unverhältnismäßig. So könnten etwa Polizei und Feuerwehr im Notfall die präparierten Auffahrten nicht mehr problemlos in Gegenrichtung befahren.

Übersichtlich gebaute Auffahrten

Übersichtlich gebaute und beschilderte Auffahrten könnten verhindern, dass Autofahrer aus Orientierungslosigkeit auf die falsche Bahn gerieten. „Eine Auffahrt muss so gestaltet sein, dass die Autofahrer immer den richtigen Einschlupf finden“, sagt Overberg. Das sei bereits mit einer durchgängigen weißen Bodenmarkierung und auch für Linksabbieger gut sichtbaren „Rechts-vorbei-Verkehrszeichen“ zu erreichen.

Auch den ausgeweiteten Einsatz von Warnschildern hält Overberg nicht für zielführend. „Im ersten Moment können Warnschilder die Aufmerksamkeit erhöhen“. Die Wirkung schwäche sich aber schon bald wieder ab.