Film Film: «Das Leben der Anderen» geht ins Rennen um Oscar-Nominierung
München/dpa. - Das Stasi-Drama «Das Leben der Anderen» über dieMachenschaften des DDR-Geheimdienstes geht für Deutschland ins Rennenum eine Oscar-Nominierung als bester Auslandsfilm. Eine deutscheFachjury habe den Debütfilm von Florian Henckel von Donnersmarck fürdie Kategorie bester nicht englischsprachiger Film ausgewählt, teilteGerman Films, die Auslandsvertretung der deutschen Filmbranche, amMontag in München mit. Damit hat der Film mit Ulrich Mühe, MartinaGedeck, Sebastian Koch und Ulrich Tukur in den Hauptrollen die ersteHürde auf dem Weg zum begehrtesten Filmpreis der Welt genommen. ImJanuar 2007 wählt die Academy of Motion Picture Art and Sciences ausden Vorschlägen von Ländern weltweit diejenigen fünf Filme aus, dieals Oscar-Nominierungen in die Endauswahl kommen. Die Oscars werdenam 25. Februar 2007 in Hollywood vergeben.
«Das Leben der Anderen» zeige «auf eindringliche Weise nicht nurein Kapitel aus der Geschichte des geteilten Deutschlands, sondernauch einen Menschen, der durch die Beobachtung des Lebens der Anderensein eigenes Leben findet», heißt es in der Begründung der deutschenJury-Entscheidung.
Für die Amerikaner sei das Thema durch den Patriot Act, der dieBürgerrechte einschränkt, erst recht aktuell, erfuhr der 33 Jahrealte Henckel von Donnersmarck von US-Zuschauern, als er den Film inden USA und Kanada vorstellte. Auch seiner Ansicht nach spricht derFilm nicht nur ein deutsches Publikum an: «Ich glaube, dass esMachtmissbrauch in der Politik überall gibt», sagte er in einem dpa-Gespräch.
Unter dem Titel «The Lives of the Others» hatte die Produktion beiden Filmfestspielen in Telluride (US-Bundesstaat Colorado) und imkanadischen Toronto ihre Nordamerika-Premiere. «Dadurch, dass dashistorische Umfeld den Amerikanern nicht so sehr an die Nieren geht,konnten sie sich ganz auf das emotionale Kino-Erlebniskonzentrieren», meinte der Regisseur. Der Film soll am 23. Februar inden US-Kinos starten.
In Deutschland war der Film am 23. März gestartet. Er war mitsieben Lolas bereits der große Gewinner des diesjährigen DeutschenFilmpreises, der im Mai in Berlin vergeben wurde. Nach Angaben vonGerman Films haben den Film bislang 1,5 Millionen Zuschauer inDeutschland gesehen. Die Filmzeitschrift «Variety» listete Henckelvon Donnersmarck nach einer Umfrage unter Produzenten, Agenten undStudiovertretern als vielversprechenden Star unter den Nachwuchs-Regisseuren auf.
Im vergangenen Jahr war das Kinodrama «Sophie Scholl - Die letztenTage» über die NS-Widerstandskämpferin ins Rennen um eine Oscar-Nominierung geschickt und von der Academy auch ausgewählt worden. Beider Preisvergabe ging «Sophie Scholl» jedoch leer aus. Im Jahr zuvorwar mit «Der Untergang» ebenfalls eine Produktion über die deutscheNazi-Vergangenheit für einen Oscar nominiert worden. Auch dieser Filmmit Bruno Ganz hatte keinen Erfolg. Den bisher letzten Auslandsfilm-Oscar für Deutschland holte die Münchner Regisseurin Caroline Link2003 für «Nirgendwo in Afrika».