Übernahmeschlacht Übernahmeschlacht: Esser erhebt schwere Vorwürfe im Mannesmann-Prozess

Düsseldorf/dpa. - Im Mannesmann-Prozess hat der ehemalige Konzernchef Klaus Esser schwere Vorwürfe gegen die Ankläger erhoben und die Millionen-Prämien gerechtfertigt. Die Staatsanwaltschaft betreibe mit «schlimmen Entgleisungen» eine «exzessive Kampagne» gegen ihn, sagte der wegen Beihilfe zur Untreue angeklagte ehemalige Top-Manager am Mittwoch vor dem Düsseldorfer Landgericht. Esser stand nach seiner fast dreistündigen Stellungnahme als einziger dem Gericht Rede und Antwort. Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann und die vier weiteren Angeklagten wollten keine Fragen beantworten.
Die Vorsitzende Richterin Brigitte Koppenhöfer rief Esser zur Mäßigung auf, nachdem er den Ermittlern «plumpe Tricks» und die «Verführung von Zeugen» vorgeworfen hatte. Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten schwere Untreue oder Beihilfe dazu vor. Dabei geht es um Prämien in Höhe von 57 Millionen Euro, die ehemalige Mannesmann-Manager im Zusammenhang mit der Übernahme des Unternehmens durch Vodafone vor vier Jahren erhalten hatten.
Esser hatte nach dem verlorenen Abwehrkampf mehr als 60 Millionen DM (30 Mio Euro) an Abfindungen und Prämien bekommen. Die Höhe seiner Anerkennungsprämie von 30 Millionen DM sei nur ein Hundertstel der üblichen Erfolgsbeteiligung an der Wertsteigerung von einem Prozent gewesen, rechtfertigte er die Zahlungen. Bei einem Aktienoptionsprogramm hätte er ein Vielfaches der Summe erhalten, Eine Ablehnung der Prämie durch den Aufsichtsrat wäre von den Aktionären als Affront verstanden worden.
Er habe es allerdings für inakzeptabel gehalten, dass Aufsichtsratschef Joachim Funk, der ebenfalls auf der Anklagebank sitzt, über dessen eigene Prämie abgestimmt habe, räumte Esser ein. Er habe deswegen um eine interne und externe aktienrechtliche Prüfung gebeten. Danach sei entschieden worden, dass über die Prämie für Funk erst nach dessen Ausscheiden aus dem Kontrollgremium abgestimmt werden könne. Diesem Verfahren hätten auch die Wirtschaftsprüfer zugestimmt.
«Die Staatsanwaltschaft hat ein Jahr lang für richtig befunden, was sie nach einer Weisung von oben nun als Straftat darzustellen versucht», sagte der Manager weiter und wies den Vorwurf der Käuflichkeit als «ungeheuerlich» zurück. «Es gab keinen gekauften Sinneswandel, es gab gar keinen Sinneswandel», sagte Esser.
Canning Fok, der Vertreter des Hauptaktionärs Hutchison Whampoa, habe ihm die Zahlung einer Anerkennungsprämie von rund 30 Millionen DM vorgeschlagen. «Ich habe Fok nicht um die Prämie gebeten, sondern im Gegenteil Bedingungen für deren Annahme gestellt», sagte Esser. «Hätte ich rechtliche oder sonstige Zweifel gehabt, hätte ich den Bonus nicht angenommen.»
Die Bedenken der Wirtschaftsprüfer der KPMG erklärte Esser mit dem drohenden Verlust ihres Mandats durch die Übernahme. Es habe eine «gewisse Nervosität» gegeben und die Angst, neue Prüfer deckten die Schwächen der alten auf. «Die Prämien wären der Anlass für ein typisches Scharmützel zwischen den Prüfern gewesen», sagte Esser.
Der Medienexperte und Kommunikationsberater Michael Spreng riet Deutsche-Bank-Chef Ackermann unterdessen zu mehr Demut. «Er hat sich und der Bank sehr geschadet. Vor Gericht ist eine ruhige, sachliche Handlung angemessen, überzogene Emotionen sind fehl am Platz», sagte er der Wochenzeitung «Die Zeit». Ein Angeklagter, der scherzt und lacht, erwecke den Eindruck, dass er den Prozess nicht sonderlich ernst nehme.
Der Prozess soll an diesem Donnerstag mit dem Beginn der Beweisaufnahme und ersten Zeugenvernehmungen fortgesetzt werden.