Bundesregierung Bundesregierung: Diplomatenakademie zieht in Hauptstadt

Berlin/dpa. - Auf rund 14 Hektar liegen Nord- und Südamerika, Afrika, Asien, Australien und Europa beieinander. Die Häuser derneuen Aus- und Fortbildungsstätte des Auswärtigen Amtes in Berlinsind nach den Einsatzgebieten der zukünftigen Diplomaten benannt.Doch bevor sie in die Botschaften in aller Welt dürfen, müssen dierund 130 Auszubildenden des mittleren, höheren und gehobenenDienstes von Januar an hier die Schulbank drücken. Die ersten lebenund lernen bereits seit dem 5. Dezember - sozusagen zum Einwohnen -in dem idyllisch gelegenen Gebäudeensemble auf der HalbinselReiherwerder im Tegeler See.
Rund 24 Millionen Euro hat das Bundesamt für Bauwesen undRaumordnung in den vergangenen zwei Jahren in den Ausbau und dieRestauration der ehemaligen Villen der Industriellen-Familie Borsiginvestiert. Zahlreiche Altbauten aus der Kaiserzeit, den fünfzigerund siebziger Jahren ließ die Regierung sanieren. Neubauten mitschwarzer Klinkerfassade stehen neben den Villen.
Die Geschichte des Borsig-Geländes reicht bis ins 19. Jahrhundertzurück. «Die Neubauten mussten sich einordnen», sagt ArchitektMartin Sting vom Architekturbüro Weitz und Sting, das die Planungübernahm. Ernst Borsig, der im Maschinenbau in BerlinIndustriegeschichte schrieb, hatte die Villa Borsig 1912 nach demVorbild des Potsdamer Schlosses Sanssouci errichtet. Für rund 2,4Millionen Euro hat die Regierung das neubarocke Schloss mitEmpfangs- und Speisesaal, Foyer und Frühstücksraum fürrepräsentative Zwecke und politische Kamingespräche sanieren lassen.Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) wird hier künftig Gästeaus dem Ausland empfangen.
In der Alten Villa der Familie Borsig aus dem Jahre 1902 sind dieBüros der Ausbildungsleitung untergebracht. Das Seminarhaus «Kolleg»ist mit Hörsälen, kleineren Unterrichtsräumen und einer Bibliothekausgestattet. Hier pauken die Kandidaten für den diplomatischenDienst Sprachen und werden in Recht, Wirtschaft und Verwaltungunterrichtet. Im ehemaligen Gärtner- und Maschinenhaus werden siespäter ihr Examen ablegen.
Der Pavillon du Lac aus dem Jahre 1958 am Tegeler See dientkünftig als Kantine. Nach der offiziellen Einweihung soll derPavillon auch für Ausflügler als Restaurant geöffnet werden. In denPark kommen jedoch nur Minister, Diplomaten und solche, die eswerden wollen. Auf dem Gelände wohnen die angehenden Diplomaten inknapp 20 Quadratmeter großen Zimmern mit separatem Bad. Küche undBalkone teilen sie sich. «Das wichtigste ist deren Miteinander»,sagt Architekt Sting. «Das hat auch das architektonische Konzeptgeprägt.»
Die Aus- und Fortbildungsstätte des Auswärtigen Amtes war seit1972 in Bonn-Ippendorf angesiedelt. «Der Geist von Tegel wird einanderer sein», sagt der Leiter der Aus- und Fortbildungsstätte,Günter Rudolf Knieß. Obwohl die Ausbildung die Kontinuitätbeibehalte, biete die neue Ausbildungsstätte eine Campus-Atmosphäre,die es so in Bonn nicht gegeben habe. Dort sei alles unter einemDach untergebracht gewesen, während es auf dem Gelände in Berlin einDutzend Häuser gebe.
Neben den angehenden Diplomaten werden auch weitere Mitarbeiterdes Auswärtigen Amtes in den Gebäuden geschult. «Natürlich ist dashier eine Idylle», meint Knieß mit Blick auf den Tegeler See und dieParklandschaft. Auch die Menschen im Auswärtigen Dienst, die oft aufReisen seien, bräuchten ein Stück Heimat, ergänzt Michael Ebel vomAuswärtigen Amt.