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Nach Abschied vom Tierpark Dessau Bärenkinder Fritz und Franz: Abschied aus Dessau und neuer Anfang

Während der Abschied von den beiden Bärenjungen im Dessauer Tierpark weiter schwerfällt, wurden Fritz und Franz in den neuen Zoos mit offenen Armen empfangen.

Von Silvia Bürkmann Aktualisiert: 28.04.2024, 11:46
Fritz muss wegen des Schnees in Kernhof noch drinnen bleiben.
Fritz muss wegen des Schnees in Kernhof noch drinnen bleiben. Foto: Tierpark

Dessau/Augsburg/Kernhof/ MZ. - Die einen haben bereits Haltungserfahrung für solcher Raubtiere, die anderen sind schlichtweg „schockverliebt“. Was beide eint, ist große Freude über die pelzigen Neuankömmlinge aus Anhalt in ihren zoologischen Einrichtungen: Seit gut einer Woche leben jetzt die zwei jungen ussurischen Kragenbären Franz und Fritz in den Zoos von Augsburg in Bayern und Kernhof in Niederösterreich. „Den beiden geht’s gut“ ist sich Dessaus Tierparkleiter Jan Bauer sicher.

 
Gute Reise, Fritz und Franz! Ussurische Bärenkinder haben den Tierpark Dessau verlassen. (Kamera: Thomas Ruttke, Schnitt: Anna Lena Giesert)

Der Umzug der beiden Bärenbrüder Fritz und Franz dauerte anderthalb Tage - mit einer Übernachtung in Augsburg

Der Umzug der beiden Bärenbrüder - verladen in den zwei Transportkisten, mit denen einst ihre Elterntiere Dimitri und Anastasia zum Jahreswechsel 2021/22 aus Sibirien an die Mittelelbe geholt wurden - dauerte anderthalb Tage, mit Übernachtung in Augsburg. Dort wurde am nächsten Morgen Franz ausgeladen. Die Augsburger haben Erfahrung bei der Bärenhaltung und ihre frühere Braunbärenanlage umgebaut für kletterfreudige Kragenbären.

Und so erhielt Franz gleich am ersten Tag Zugang in die Freianlage im Freistaat. Dass er die sofort erkundete, kann die Dessauer Jan Bauer und Obertierpflegerin Marion Schüler nicht überraschen. Von den Dessauer Bärenkindern sei Franz von Beginn an der selbstbewusstere und mutigere Fremden gegenüber gewesen. Und immer ein bisschen größer und schwerer. „Für uns war Franz immer der neugierige Forscher und Abenteurer“, erinnert sich Jan Bauer.

Nach dem vielversprechenden ersten Umherstapfen, Wittern und Schnüffeln hat Franz inzwischen längst auch die Herzen seiner neuen Pfleger erobert. Und mittlerweile auch problemlos den Kletterbaum erklommen. Auch Dr. Barbara Jantschke, die Direktorin vom Zoo Augsburg, schwärmte: „Franz hat sich sehr gut im Zoo Augsburg eingelebt. Er ist ein wahrer Sonnenschein, und wir danken dem Tierpark Dessau für die gute Kinderstube dieses außergewöhnlichen Bären.“

Franz erkundet die Außenanlage in Augsburg.
Franz erkundet die Außenanlage in Augsburg.
Foto: Tierpark

Was sowohl Jan Bauer als auch Marion Schüler bei ihrer Fahrt zu den Zoos überrascht hat: Die Bären, die sie sonst ja jeden Tag gesehen haben, wirkten nach dem Abschied aus der Kinderstube plötzlich irgendwie größer und erwachsener. Möglicherweise eine optische Täuschung, da nun das fast doppelt so große Muttertier Anastasia nicht mehr um ihre Jungen herumwuselte.

Die Weiterfahrt mit Fritz nach Niederösterreich wurde dann zu einer Reise in den Winter. In Kernhof empfing sie eine geschlossenen Schneedecke. Was dem Neuankömmling zunächst eine Unterkunft im Stall verschaffte. Der Sohn sibirischer Bäreneltern nämlich hatte in seinen 15 Lebensmonaten in Dessau noch keinerlei Schnee gesehen und die einzige Möglichkeit in der Winterruhe verpennt.

Auch vom Wesen unterscheidet sich der kleine Kragenbär - inzwischen immerhin 34,4 Kilo schwer - von seinem Zwilling Franz: Er ist mehr ein bedächtiger Typ, war intensiver und länger an Mama Nastja gebunden. Und hat intensive Vorliebe für Obst und Gemüse an den Tag gelegt. „Während Franz schon öfter zum Fleischnapf kam, hat Fritz immer das Gemüse bevorzugt. Wir haben ihn hier schon liebevoll ,unseren Veggie-Bären’ genannt“, erinnert sich Bauer.

Etwaigen Trennungsschmerz sollten die jungen Bären Fritz und Franz inzwischen überwunden haben

Etwaigen Trennungsschmerz sollten die jungen Bären inzwischen überwunden haben. Da kommt ihren speziell ihre Natur zugute, weiß Bauer. Denn Bären sind, im Gegensatz zu Pferden oder Hunden, keine Rudeltiere, sondern ausgesprochene Einzelgänger, die einander in freier Natur nur zum Fortpflanzungszweck begegnen. Auch in der Zoohaltung sind die Bären „lieber für sich“. So haben die Dessauer Tierparkbesucher Dimitri und Anastasia selten gemeinsam gesehen, sondern meist in entfernten Ecken der Anlage.

Auch Fritz und Franz bekommen bald weibliche Gesellschaft. Tiere zur Zucht sind aber selten zu haben. Für Augsburg ist ein Tier aus Tschechien im Gespräch, für den in Kernhof eins aus der Ukraine. Deren Ankunft aber werde noch ein paar Wochen dauern. Das sei gut für die beiden, denn weil ihre Weibchen etwas älter seien, könne sich später der Heimvorteil für die Bärenjungen auszahlen.

Das hilft auch im Dessauer Tierpark über den jetzigen Verlust hinweg. „Wir hätten Fritz und Franz gern noch ein, zwei Jahre bei uns gehabt. Aber jetzt hatten wir die Chance, ihnen auch eine Partnerin zu besorgen“, verkneift sich Jan Bauer das Tränchen im Knopfloch.