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Denkmalpflege Prettin Meisterhafte Restaurierung: Marco Prilla-Rehain gibt Denkmal von Friedrich dem Weisen alten Glanz zurück

Steinmetz- und Bildhauermeister Marco Prilla-Rehain restauriert in Prettin das 140 Jahre alte Denkmal von Friedrich dem Weisen. Welche Schäden der Sandstein aufweist.

Von Annette Schmidt 07.05.2024, 17:00
Marco Prilla-Rehain,   Steinmetz- und Bildhauermeister aus Prettin, restauriert in seiner Werkstatt das Denkmal von Friedrich dem Weisen.
Marco Prilla-Rehain, Steinmetz- und Bildhauermeister aus Prettin, restauriert in seiner Werkstatt das Denkmal von Friedrich dem Weisen. (Foto: Annette Schimidt)

Annaburg/MZ. - Auf dem Steinkoloss vor sich hat Fachmann Marco Prilla-Rehain eine kleine Armee von Restauriermörtel aufgestellt. Jede Probe auf dem Sockel des über 140 Jahre alten Denkmals von Friedrich dem Weisen ist fein säuberlich beschriftet. Die knapp 15 Proben, die der Steinmetz- und Bildhauermeister sowie Restaurator aus Prettin auf dem Fensterbrett aufgereiht hat, sollen ihm helfen, den richtigen Farbton des Steins zu treffen.

Mehr als 15  Farbproben sollen dem Restaurator helfen, die richtige Nuance für das Sandsteindenkmal  aus dem 19. Jahrhundert zu treffen.
Mehr als 15 Farbproben sollen dem Restaurator helfen, die richtige Nuance für das Sandsteindenkmal aus dem 19. Jahrhundert zu treffen.
(Foto: Annette Schimidt)

Das Denkmal, das 1880 zu Ehren des bedeutenden Kurfürsten der Reformationszeit in einem kleinen Wäldchen unweit von Gertrudshof bei Annaburg aufgestellt wurde, steht in vier Teile zerlegt in der Prettiner Werkstatt. Mitte Dezember des vergangenen Jahres wurde es abgebaut – und soll bald in neuem Glanz erstrahlen.

Auftrag macht stolz

Nach den jahrelangen Diskussionen über eine Versetzung freute er sich sehr, als die Stadtverwaltung entschied, dass er die Restaurierung des knapp zweieinhalb Tonnen schweren Denkmals übernehmen soll. Sein Können hat er unter anderem an den Fenstern der Prettiner St. Marien Kirche bewiesen. Zwar bietet das Denkmal dem damaligen Zeitgeist des 19. Jahrhunderts entsprechend wenig Schmuck und noch weniger handwerkliche Aufgaben für einen Steinmetz, aber deswegen ist es nicht weniger herausfordernd. Die Herausforderungen liegen nicht im Behauen des Steins, sondern darin, wie nah er dem einstigen Aussehen kommen kann und soll.

Das sind einige Arbeitsmaterialien zur Restaurierung des Denkmals.
Das sind einige Arbeitsmaterialien zur Restaurierung des Denkmals.
(Foto: Annette Schimidt)

Hilfe bekommt der Restaurator von zwei Seiten. Zum einen aus einem alten Buch, das eine damalige Fotografie des Denkmals zeigt, die die stark beschädigte Inschrift des Denkmals erkennen lässt. Und zum anderen von der Restauratorin Diana Berger-Schmidt vom Landesamt für Denkmalpflege, die ihm mit Rat und Hinweisen zur Seite steht.

Der einstige relativ ungeschützte Standort mitten im Grünen und die Jahrzehnte haben deutliche Spuren an dem Sandstein hinterlassen. „Der Stein war stark vermoost und bewachsen“, berichtet der Prettiner über den Zustand des Obelisken. Aus diesem Grund waren die ersten Arbeitsgeräte des Fachmannes Heißdampfreiniger und Mikrostrahler. Den Sockel des Monuments befreit der Steinmetz derzeit noch von vier verschiedenen grünen und weißen Farbschichten. Immer wieder greift er zur Sprühflasche, um mit feuchten Kompressen die Farben zu lösen. „Das dauert alles seine Zeit.“ Denn neben der Säuberung dokumentiert der Restaurator detailliert die Schäden sowie jeden einzelnen seiner Arbeitsschritte.

Marco Prilla-Rehain besprüht Kompressen mit Wasser, um Farbreste aus mehreren Schichten und Jahrzehnten zu lösen.
Marco Prilla-Rehain besprüht Kompressen mit Wasser, um Farbreste aus mehreren Schichten und Jahrzehnten zu lösen.
(Foto: Annette Schimidt)

Neben Farbe haben einige Besucher des Denkmals langlebigere Spuren hinterlassen. „Ich habe unter anderem eingeritzte kyrillische Buchstaben entdeckt“, bemerkt der Fachmann. Sobald die Säuberung beendet ist, werden die Aufbauarbeiten anstehen. Die in Teilen kaum noch lesbare Inschrift wird er auffüllen und nach dem Vorbild der Fotografie wieder herstellen. Des Weiteren müssen Bruchstellen am gesamten Denkmal durch eine Vierung ausgebessert werden. Dabei wird ein ebenso großes steinernes Ersatzstück an die Stelle eines kaputten Natursteinelementes eingebaut.

Schwere Witterungsschäden

Doch nicht nur Menschen haben ihre Spuren am Stein hinterlassen, Wind und vor allem Wasser haben dem Denkmal sehr zugesetzt. Großflächige Schäden sind durch die sogenannte Alveolarverwitterung entstanden. Diese Verwitterungsform sorgt dafür, dass der Stein eher einem Naturschwamm ähnelt als einem glatten, massiven Quader.

Der Stein ist in keinem guten Zustand. Er muss fixiert werden.
Der Stein ist in keinem guten Zustand. Er muss fixiert werden.
(Foto: Annette Schimidt)

Ursachen für die bei Sandstein typische Verwitterung ist ein Zusammenspiel der Salzminerale Alaun und Gips. Das erste kristallisiert in den Poren des Sandsteins und zerstört ihn durch den erzeugten Sprengdruck. Der Gips wiederum bildet Krusten, wodurch die wabenähnliche Struktur entsteht. Diese wird er mit dem farblich passenden Mörtel verfüllen.

Den Gesamtzustand des Denkmals beschreibt er als nicht optimal. Und auch wenn er nicht den Stein wie gewohnt bearbeiten kann, „macht die Arbeit Spaß“. Das Denkmal wird nach der Restaurierung am Rande des Festplatzes von Annaburg aufgestellt.