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„Es gibt nur ein Ziel: Wieder gesund werden“ Leukämie-Diagnose sorgt für großen Schock - Janek aus Dessau-Roßlau braucht eine Stammzellspende

Der 18-jährige Janek aus Roßlau ist an Leukämie erkrankt und braucht dringend eine Stammzellspende. Er und seine Familien kämpfen. Und die Solidarität in Dessau-Roßlau ist riesig. In den nächsten Tagen sind viele Typisierungsaktionen geplant.

Von Steffen Brachert Aktualisiert: 05.05.2024, 08:02
Janek aus Roßlau ist an Leukämie erkrankt. Er braucht eine Stammzellspende.
Janek aus Roßlau ist an Leukämie erkrankt. Er braucht eine Stammzellspende. foto: Werner

Dessau-Roßlau/MZ. - Ob er Zeit hat? Andreas Werner steht im heimischen Garten und atmet kurz durch. „Na klar.“ Wie es Janek geht? „Wir alle kämpfen, er am meisten.“

Janek ist gerade 18 Jahre alt geworden. Während andere Partys feiern und ausziehen, die Welt zu entdecken, sitzt Janek derzeit im Universitätsklinikum im halleschen Stadtteil Kröllwitz, bekommt eine Chemotherapie - und hofft auf eine erlösende Nachricht: Dass für den jungen Mann aus Dessau-Roßlau ein Stammzellenspender gefunden wurde.

Der 20. Februar 2024 war für Janek der Tag, der für den Jungen aus Roßlau alles geändert hat

Der 20. Februar war der Tag, der alles geändert hat: „Janek war oft übel, er hat sich schlapp und schlecht gefühlt“, erinnert sich sein Vater. Und er hatte abgenommen. „Weihnachten haben wir ihn auf die Waage gestellt.“ Der 1,93 Meter große Janek hatte mal fast 100 Kilogramm gewogen, davon waren noch 73 übrig geblieben. Eines Abends im Februar ging es ihm so schlecht, dass die Familie ins Krankenhaus fuhr. Die Blutwerte stimmten nicht. Am Ende stand die Diagnose: akute Leukämie, Blutkrebs.

„Man rechnet mit allem, aber nicht damit, doch nicht in dem Alter“, sagt Andreas Werner. Janek absolviert bei der Dessauer Steuerkanzlei ETL gerade eine Ausbildung zum Steuerfachangestellten, ist im zweiten Lehrjahr. Er ist begeisterter Sportler. Er hat viele Jahre bei Germania Roßlau Fußball gespielt und beim PSV 90 in Dessau geboxt. Janek ist großer Fußball-Fan, mag Formel-1-Rennen. Mit Patrick Heddrich und Marcel Werner stammen zwei bekannte Handballer aus der Familie.

Janet Hintze, Janeks Mutter, hat die Erkrankung ihres Sohnes Ende April verbunden mit einem Hilferuf öffentlich gemacht

Als Janet Hintze, Janeks Mutter, Ende April die Erkrankung ihres Sohnes mit einem Hilferuf öffentlich machte, als klar war, dass Janek eine Knochenmarkspende braucht, ging eine riesige Solidaritätswelle durch Dessau. „Das war unglaublich, das hat gut getan“, sagt Andreas Werner. „Wir sind für jeden Aufruf, für jede Aktion dankbar.“ Gesucht wird: der genetische Zwilling von Janek.

„Aktionen“ gibt es die nächsten Wochen einige. In Dessau-Roßlau, aber auch in der Umgebung. Die organisatorischen Fäden bei der Suche laufen bei Maike Hornberg zusammen. Hornberg ist Geschäftsführerin bei der Deutschen Stammzellspenderdatei, die in Dessau ihren Sitz hat.

In Deutschland gibt es 26 solcher Dateien, in die sich potentielle Spender aufnehmen lassen können, um vielleicht eines Tages zum Lebensretter zu werden. Im Zentralen Knochenmarkregister Deutschland (ZKRD) mit Sitz in Ulm laufen alle für die Suche nach einem passenden Spender relevanten Daten zusammen. Täglich werden hier Gewebemerkmale der Patienten mit denen der vorliegenden Spender verglichen, um so den am besten geeigneten Spender zu finden. Weltweit. Auch für Janek. „Wir warten täglich auf die erlösende Nachricht“, sagt Werner.

Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland etwa 13.000 Menschen an bösartigen Blutkrankheiten wie zum Beispiel Leukämie. Nur einem Teil dieser Patienten kann allein durch Medikamente geholfen werden. Für viele ist die Transplantation von Knochenmark oder Blutstammzellen gesunder Spender die einzige Chance, die Krankheit zu überwinden.

Doch: Nur für 30 Prozent der Patienten gibt es einen passenden Spender in der Familie. Und so gilt es im Fall Janek jemanden zu finden, dessen Gewebemerkmale so identisch sind, um nach einer Transplantation keine Abstoßungsreaktion hervorzurufen. Da es Millionen verschiedener Kombinationen der Gewebemerkmale gibt, ist eine große Stammzellspenderdatei eine unabdingbare Voraussetzung, um Leben retten zu können. Und da kommt Maike Hornberg ins Spiel.

Die Deutsche Stammzellspenderdatei (DSD) in Dessau ist eine der größten dieser 26 Dateien in Deutschland

Die Deutsche Stammzellspenderdatei (DSD) in Dessau ist eine der größten dieser 26 Dateien in Deutschland. Die DSD wurde 1992 in Dessau-Roßlau gegründet. Mit ihren etwa 190.000 registrierten Spendern konnte die DSD in den vergangenen 32 Jahren über 2.600 Patienten lebensrettende Stammzellen vermitteln. „Es ist die Suche nach der Nadel im Heuhaufen“, sagt Hornberg und freut sich, „dass die Telefone grad nicht still stehen“. Alle wollen helfen. Feuerwehren, Schulen, Unternehmen. Am besten geht es mit einer Typisierungsaktion.

Dienstag, 7. Mai, gibt es von 17 bis 20 Uhr eine Typisierungsaktion bei der Freiwilligen Feuerwehr Süd in der Innsbrucker Straße. Sonnabend, 11. Mai, hat Janeks Heimatverein Germania Roßlau eingeladen. Von 10 bis 15 Uhr, in den Streetzer Weg. Sonntag, 18. Mai, gibt es im Dessauer Hotel „Fürst Leopold“ am Friedensplatz von 10 bis 14 Uhr eine Blutspendeaktion mit einer Typisierungsmöglichkeit. Jeder zwischen 17 und 55 ist willkommen.

15 Typisierungsaktionen sind in den nächsten Tagen und Wochen in Dessau und Umgebung geplant

15 Typisierungsaktion hat Hornberg in ihrer Excel-Tabelle verzeichnet. Die Tendenz ist weiter steigend. „Jeder Einzelne kann ein Lebensretter sein.“ Darauf hofft auch Janek mit seiner Familie. „Er hat die Diagnose gut weggesteckt“, sagt Andras Werner. Ebenso die Chemotherapie, die Janeks Haare hat ausfallen lassen. Das Foto, das sein Vater schickt, lässt Janek freundlich und zuversichtlich in die Kamera schauen. „Es gibt derzeit nur ein Ziel für ihn“, sagt Werner. „Wieder gesund werden.“

Mehr Infos unter www.deutsche-stammzellspenderdatei.de