Speeddating zur Kommunalwahl Wie viele Sitze im Stadtrat Köthen die Kandidaten der Partei Die Linke anstreben
MZ-Redakteure sprachen mit Giesela Nicht, Ronald Maaß und Frank Ressel über Fördertöpfe, Personalmangel in der Verwaltung und die Kultur.

Köthen/MZ. - Runde drei im „Speeddating“ der MZ mit Parteien und Wählervereinigungen zur Stadtratswahl in Köthen und zur Kreistagswahl: Zum 30-minütigen Dialog in der Fußgängerzone Kleine Wallstraße mit Vertretern der Partei „Die Linke“ sind Ronald Maaß, Dr. Giesela Nicht und Frank Ressel erschienen.
Auch an die Runde der Linken geht die erste Frage: Was ist ihr Ziel, wieviel Prozent der Stimmen beziehungsweise wie viel Sitze strebt die Partei bei der Stadtratswahl an? „Unser erstes Ziel ist es, die Bürgermeisterin zu stärken, damit sie wichtige Projekte umsetzen kann“, sagt Fraktionschef Ronald Maaß, „und darüber hinaus würden wir gern bei acht bis zehn Sitzen ankommen.“ Acht Sitze haben die Linken zurzeit im Rat – und sind damit stärkste Fraktion vor der CDU mit sieben Sitzen.
Apropos wichtige Projekte von Bürgermeisterin Christina Buchheim (Die Linke): Welche sind das für die Linken? „Zuerst der Umbau des Westteils der Rüsternbreite, dann der geplanten Neubau für die Feuerwehr und der Neubau der Grundschule Wolfgang Ratke“, erklärt Maaß. Bemerkenswert: Auch die Vertreter der CDU-Ratsfraktion hatten das rund eine Stunde zuvor so formuliert.
Maaß wies im Gespräch mit MZ-Redakteur Karl Ebert darauf hin, dass viele Projekte des Stadtumbaus schwer zu planen seien, weil oft ungewiss sei: „Wo bekommen wir welche Förderung?“ „Andere Kommunen haben Spezialisten für Fördertöpfe eingestellt, um mehr Zuschüsse herauszuholen“, erwidert MZ-Redakteur Ebert: „Könnte eine solche Stelle nicht auch die Projekte der Stadt Köthen beschleunigen?“
Maaß räumt ein, dass die Suche nach der passenden Förderung „ein hoch bürokratischer Prozess“ ist und empfiehlt der Verwaltung, „dafür Leute zu spezialisieren“. Frank Ressel weist angesichts steigender Preise in der Baubranche auf den Zeit-Faktor hin bei kommunalen Projekten, er sagt aber auch: „Manchmal muss man auch unpopuläre Entscheidungen treffen.“
Die nächste Frage dreht sich um den Personal-, neudeutsch „Fachkräftemangel“. Giesela Nicht fordert Firmen und Verwaltung auf zu mehr Kooperation mit der Hochschule Anhalt. „Das Potenzial ist da, die Hochschule ist international gut aufgestellt, von gut ausgebildetem Personal könnte die Stadt profitieren.“
Bei der Lebensqualität in Köthen sehen Giesela Nicht und Ronald Maaß sowohl Licht als auch Schatten. „Wir müssen Aufenthaltsbereiche schaffen, wo Menschen sich wohlfühlen“, erklärt Maaß, und stellt auf Nachfrage fest: „Wir haben keine Treffs für Jugendliche.“
Ziel müsse es sein, Kultur nicht nur am Schloss, sondern auch in der Innenstadt zu veranstalten. „Das Bänkefest war ein gutes Beispiel“, sagt Giesela Nicht. Ronald Maaß regte an, angesichts knapper Kassen bei Bund, Land und Kommunen die kulturellen Aktivitäten in Köthen zu bündeln.
„Wir haben Bach, Hahnemann, Naumann, die Neue Fruchtbringende Gesellschaft – das muss im Komplex gedacht ein großes Miteinander werden.“ Wie ist es darum im Rat bestellt? „Ich hoffe auf Besserung“, so Maaß: „Wir müssen erkennen, dass wir alle etwas für die Stadt erreichen wollen.“