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Bilder ohne Filter Warum sich mehrere Roßlauer derzeit für das „Urban Sketching“ begeistern - und was das eigentlich ist

Fotos waren gestern. Mit Urban Sketching erstellen begeisterte Zeichner ein neues visuelles Album der Region und jeder kann mitmachen. Aber was ist das?

Von Danny Gitter 30.10.2021, 14:00
Das Schloss Coswig am Elbufer im Urban Sketching Stil, mit Original im Hintergrund, von Kristin Kuchenbecker.
Das Schloss Coswig am Elbufer im Urban Sketching Stil, mit Original im Hintergrund, von Kristin Kuchenbecker. (Foto: Danny Gitter)

Ro0lau/MZ - Dass man nie auslernt, dass wurde Jörg Hundt erst kürzlich wieder bewusst. Der studierte Lehrer und freischaffende Roßlauer Maler hat im Laufe seines jahrzehntelangen Schaffens schon viel ausprobiert. Seit einigen Wochen hat er sich dem Urban Sketching verschrieben.

„So richtig kannte ich das vorher nicht“, muss er gestehen. Urban Sketching ist mittlerweile eine globale Bewegung, die 2007 im amerikanischen Seattle ihren Anfang nahm. Ein spanischer Journalist, der in den USA lebt, illustrierte seine Beiträge gerne. Nach und nach stellte er immer mehr Skizzen von seinen Alltagsbeobachtungen auf einer Foto-Plattform ins Netz, ohne zu wissen, dass er damit eine weltweite Bewegung gründete.

Es muss vor Ort und möglichst wahrhaftig gezeichnet werden

Denn immer mehr Menschen taten es ihm gleich, zeichneten das, was sie vor sich sahen und stellten es online. Das „journalistische Zeichnen“ war geboren. Die Urban Sketcher-Bewegung erstellte bald ein Manifest.

Jeder konnte Mitglied werden, wenn er ein paar einfache Regeln befolgt. Es muss vor Ort und möglichst wahrhaftig gezeichnet werden. Zeigen, was ist, ähnlich dem Journalismus, ist die Devise. Werke, die im Namen der Urban-Sketcher-Bewegung in den verschiedenen sozialen Medien veröffentlicht werden, dürfen nicht von Fotos, aus dem Gedächtnis oder gar aus der Fantasie heraus gezeichnet werden. Hundt findet das Zeichnen und Wahrnehmen ohne Filter einen originären Gedanken, der nicht nur für ihn immer mehr an Bedeutung gewinnt.

„Das ist auch eine Darstellungsform, die noch Aufmerksamkeit und Überraschung generiert. Bei vielen Fotos schaut man doch gar nicht mehr so genau hin“, stellt er fest.

Wie wurde der Roßlauer zum „Urban Sketcher“?

Doch wie wurde der Roßlauer zum „Urban Sketcher“? „Wie so vieles im Leben war das purer Zufall“, erzählt er. Über die Ölmühle, wo er einen Malzirkel leitet, machte Hundt Bekanntschaft mit Kristin Kuchenbecker. Die Berlinerin richtet sich mit ihrem Mann in Vockerode gerade ein neues Zuhause ein. In der Hauptstadt ist sie seit rund dreieinhalb Jahren Teil der dortigen „Urban Sketcher Gruppe“.

„Wenn ich unterwegs bin, habe ich mein Skizzenbuch immer dabei. Motive lassen sich immer finden und sind auch schnell gezeichnet, etwa wenn man auf seinen Kaffee wartet oder sich irgendwo ausruht“, erzählt Kuchenbecker. Sie suchte auch in der neuen Heimat Gleichgesinnte. Kuchenbecker kam mit Hundt in Kontakt. Sie unterhielten sich über die Kunst im Allgemeinen und das „Urban Sketching“ im Besonderen.

Eine Dessau-Roßlauer Urban Sketching-Gruppe wurde ins Leben gerufen. Über Facebook verabredeten sich Anfang Oktober sechs Mitstreiter zu einem ersten gemeinsamen Zeichnen im Luisium. Einmal im Monat soll es zukünftig ein Treffen der Gruppe geben.

Kristin Kuchenbecker und Jörg Hundt  über  ihren Zeichnungen.
Kristin Kuchenbecker und Jörg Hundt über ihren Zeichnungen.
(Foto: Gitter)

Aktuell hat die Gruppe schon über 20 Mitstreiter

Das nächste Treffen ist für den 7. November angesetzt. Im Rahmen des Kreativmarkts auf der Roßlauer Wasserburg lassen sich am ersten November-Sonntag, von 14.30 Uhr bis 16 Uhr die Dessau-Roßlauer Urban-Sketcher über die Schulter schauen. Im Dezember ist ein Treffen am Forsthaus Leiner Berg geplant.

Aktuell hat die Gruppe schon über 20 Mitstreiter. Dass es noch mehr werden, davon sind Hundt und Kuchenbecker überzeugt. „Mitmachen kann jeder, der Spaß am Zeichnen hat. Die individuellen Fertigkeiten sind dabei egal. Von Zeichnung zu Zeichnung wird man sowieso besser“, macht Kuchenbecker Mut. „Ich erschließe mir dadurch auch meine neue Umgebung auf besonders intensive Weise“, erzählt sie. Schon Einiges haben Hundt, Kuchenbecker und die anderen Mitstreiter auf der Facebook-Seite der Dessau-Roßlauer Urban Sketcher veröffentlicht. Nach und nach entsteht so auch ein ganz besonderes Album der Region, bei dessen Gestaltung sich jeder einbringen kann.