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Im Herzen immer Wildkatze Warum Nadine Smith ihrem Klub auch nach dem Abschied treu bleibt

Nadine Smit, emotionale Anführerin und Fanliebling bei Union, beendet ihre Karriere. Warum sie trotz Ärgers über den Abschied den Klub weiter unterstützt.

12.04.2021, 22:30

Halle (Saale) - Die Leere, befürchtet Nadine Smit, wird erstmal extrem sein. 18 Jahre lang hat Handball das Leben der 28-Jährigen zu großen Teilen bestimmt. Seit einer Dekade ist die Kreisläuferin in der ersten oder zweiten Bundesliga aktiv. Freie Abende ohne Handball? Gab es nicht. Freie Wochenenden ohne Handball? Maximal in der Sommerpause. Der Zeitaufwand für einen Halbprofi wie Smit, die noch als Physiotherapeutin arbeitet, ist extrem hoch.

Smit hat das Leben als Teamsportlerin aber geliebt. „Ich hatte 350 Tage im Jahr 19 Mädels um mich rum“, sagt sie. „Das werde ich vermissen und bestimmt Entzugserscheinungen bekommen. Ich bin so ein sozialer Mensch.“

Nadine Smit seit 2015 bei den Wildcats

Seit Montag steht offiziell fest: Nadine Smit wird im Sommer ihre Karriere beenden. Nach 18 Jahren ist Schluss mit Handball. Ihr Verein, Bundesligist Union Halle-Neustadt, verliert damit seine wohl prominenteste Spielerin. Seit 2015 war die Frohnatur für die Wildcats aktiv. Smit spielte sich schnell in die Herzen der Anhänger, hat dort für immer einen festen Platz. Als Reaktion auf die Rücktrittsmeldung forderte ein Fan am Montag prompt, dass ihre Nummer zehn künftig bitte nicht mehr vergeben werden sollte.

Smit begeisterte, weil sie sich in jeden Zweikampf warf, aber auch trickreiche Würfe drauf hatte. Vor allem aber, weil sie die Wildcats, die sie von 2017 bis 2019 als Kapitänin anführte, voller Emotionen lebte. Die gebürtige Oldenburgerin war Anheizerin, Feierbiest, auch das Gesicht des Klubs. Fast immer war es Nadine Smit, die nach Auswärtssiegen einen ersten Jubelgruß aus der Kabine online veröffentliche.

Eine Saison auf der Bank

Auch in dieser Saison, als sie Trainer Jan-Henning Himborn kaum noch einsetzte, blieb Smit Teamspielerin, feuerte unermüdlich von der Bank an. Die dauerhafte Nichtbeachtung deutete aber bereits auf einen unfreiwilligen Abschied hin. „Mein Gedanke war nicht, mit 28 Jahren aufzuhören“, erklärt Smit. „Aber ich habe ja keinen neuen Vertrag mehr bekommen.“ Da klingt Frust mit.

Himborn aber sieht Pia Dietz und Leonie Nowak auf der Kreisläufer-Position vor Smit. Die neue Trainer Katrin Welter teile diese Einschätzung, heißt es. Himborn, der sich ab Sommer als Geschäftsstellenleiter wieder zurücknimmt, will Union in der ersten Liga etablieren: „Dafür müssen wir das Team weiterentwickeln, aber auch verjüngen, da gehören solche Entscheidungen dazu.“

Smit versteht das. Es ist auch gar nicht die Entscheidung an sich, die sie enttäuscht. Sondern der Stil. Obwohl durch die Kaderplanung längst feststand, dass für sie kein Platz mehr sein würde, habe Himborn lange ein Gespräch vermieden. Dieses Hinhalten ärgerte. „Ich hätte mir nach sechs Jahren im Verein mehr Wertschätzung gewünscht“, sagt sie.

Künftig bei „Wildcats-TV“

Trotz des Frusts wird sie dem Verein, mit dem sie zweimal den Erstliga-Aufstieg schaffte, aber erhalten bleiben. „Ich hatte zwar andere Angebote und habe die auch ernsthaft erwogen“, sagt sie. „Aber mit dem Herzen war ich nicht dabei.“ Zu prägend die Zeit bei den Wildcats. Daher das Karriereende und die Mitarbeit bei Union in anderer Funktion. Künftig wird Smit die Öffentlichkeitsarbeit des Klubs unterstützen, etwa das vereinseigene „Wildcats-TV“ betreuen und ausbauen. „Darauf freue ich mich sehr“, sagt sie.

Daneben will Smit ihre berufliche Karriere vorantreiben, sich zur Sportphysiotherapeutin weiterbilden. „Dafür fehlte mir mit dem Handball die Zeit.“ Und auch privat will sie die neue zeitliche Freiheit ausschöpfen. Smit ist mit der halleschen Diskusqueen Nadine Müller liiert. Konkrete Hochzeits- oder Familienpläne gebe es zwar nicht, „aber es ist schön, einfach mal Wochenenden gemeinsam genießen zu können“. (mz/Fabian Wölfling)