Tennis Tennis: Junge Russinnen stehen Kurnikowa in Nichts nach

Moskau/dpa. - Sie beherrschen nicht nur den Augenaufschlag, sondern auch das Spiel zwischen den Grundlinien. In Russland wächst eine neue Generation Tennis-Spielerinnen heran, die auf dem Platz erfolgreicher sein will, als die von den Gazetten umschwärmte Anna Kurnikowa. Das blonde Tennis-Darling hat seit der Halbfinal- Teilnahme in Wimbledon 1997 nur als Glamourgirl jenseits der Center Courts Erfolg und wird an den All England Championships verletzt erst gar nicht teilnehmen. Für die «Jungen Wilden», die im guten Dutzend an die Weltspitze drängen, ist Kurnikowas Karriere kein erstrebenswertes Ziel. «Ich bin nicht die nächste Kurnikowa», sagt die 16-jährige Maria Scharapowa selbstbewusst, «ich will ja Spiele gewinnen.»
Die 21-jährige Anastasija Myskina, die als Nummer zehn der WTA- Weltrangliste derzeit bestplatzierte Russin ist, sorgt ebenso für Aufsehen wie die gleichaltrige Jelena Dementjewa (15.) und die 18- jährige Wera Swonarjowa (16.). «Das wichtigste ist, dass sie endlich angefangen haben, Turniere zu gewinnen», kommentiert das in Moskau erscheinende Journal «Kommersant-Sport» den Aufschwung. 13 Russinnen sind diese Woche unter den Top 100 platziert. Kein Land außer den USA (14) ist so stark in der Elite vertreten. Die 22-jährige Kurnikowa rangiert nur auf Platz 76. Doch viel interessanter scheint, ob Anna nun den spanischen Sänger Enrique Iglesias geheiratet hat oder nicht.
Vieles spricht dafür, dass Russinnen das Damen-Tennis zu Beginn des 21. Jahrhunderts prägen werden. Hoffnungen setzt das einstige Tennis-Entwicklungsland speziell auf die 17-jährigen Swetlana Kusnezowa (34. der Weltrangliste) und Dinara Safina (61.). Deren Bruder Marat Safin schaffte es schon auf Platz eins der Weltrangliste wie Jewgeni Kafelnikow. Doch das russische Männer-Tennis hat trotz des erstmaligen Daviscup-Triumphs seine besten Zeiten hinter sich.
Trotzdem ist Tennis in Russland in Mode. Tausende im verarmten Riesenreich wollen zu den Turnieren reisen, die Ruhm und Reichtum versprechen. Lange Zeit litt Russland unter den Auswirkungen der Tennis-feindlichen Sowjetunion. «Mit dem Zerfall der UdSSR konnte sich das Tennis endlich von seinem schlechten Ruf als bourgeoiser Sport der Elite befreien», erklärt der Präsident des nationalen Tennisverbandes, Schamil Tarpischtschew.
Der als Privattrainer des früheren Staatspräsidenten Boris Jelzin zu Macht gekommene Tarpischtschew lobt die starke methodische Ausbildung der Russinnen. «Wir haben die stärkste Schule weltweit», betont der Chef des nationalen Sportler-Fonds. Mit dem begeisterten Tennisspieler Jelzin begann der Aufschwung des weißen Sports im Stammland von Eishockey, Schach und Skilanglauf. Bis 1991 gab es in der gesamten Sowjetunion weniger als 100 überdachte Tennisplätze. Bis heute stammt die große Mehrheit der Spitzenspielerinnen aus Moskau.
In den 90er Jahren besaß das russische Tennis nicht genug Geld, die Spieler auf weltweite Turniere zu schicken. Diese Hindernisse bestehen für die neue Generation nicht mehr. «Die unter 18-Jährigen wie Safina, Kusnezowa, Duschewina oder Dutzende noch unbekannte Spielerinnen werden Furore machen», sagt Tarpischtschew. «Lasst uns noch zwei, drei Jahre warten, dann werden sie in aller Munde sein.»