Schwimm-WM Schwimm-WM: Mit Brustbehaarung zum Weltrekord
Rom/dpa. - Der wild entschlossene Blick verriet mehr als vieleWorte: Michael Phelps wollte diesen Sieg unbedingt, es war auch eineFrage der Ehre. Nach der demütigenden Niederlage gegen PaulBiedermann über die 200 Meter Freistil konnte über die gleichlangeSchmetterlings-Strecke keiner dem 14-fachen Olympiasieger das Wasserreichen. «Die 200 Meter Delfin sind mein Lieblings-Wettbewerb. Es istauch eine Familien-Angelegenheit, weil es auch die Strecke meinerSchwester war», sagte Phelps, nachdem er am Mittwochabend bei denWeltmeisterschaften in Rom zu seinem zweiten Titel und erstemWeltrekord geschwommen war.
Bei den Olympischen Spielen 2000 war der damals 15 Jahre alteSchlacks das erste Mal international über diese Strecke gestartet,ein Jahr später stellte er seinen ersten von acht Weltrekorden überdie 200 Schmetterling auf. Nun verbesserte er seine eigeneWeltbest-Marke um eine halbe Sekunde auf 1:51,41 Minuten. Auf demStartblock war Phelps in langer Hose nur einer von zweiFinalteilnehmern, der mit freiem Oberkörper antrat. Doch das Outfit«oben ohne» war nicht als Protest gegen die High-Tech-Anzüge derKonkurrenz gemeint, gegen die Phelps mit unterlegenem Material zukämpfen hat.
Der Grund war viel profaner: Der 24-Jährige hatte sich kurz vordem Finale vergriffen und einen brandneuen statt eines gebrauchtenGanzkörperanzugs angezogen. «Er sagte, der Anzug fühle sich zu eng anund deswegen hat er ihn ausgezogen. Dann habe ich gemerkt, dass ersich gar nicht die Brust rasiert hatte, aber ich sagte mir, mache dirkeine Sorgen», sagte Trainer Bob Bowman über die bremsenden Härchenauf Phelps' Oberkörper. Sein Schützling äußerte sich wie gewohntnicht groß über die Materialfrage und sagte: «In diesem Rennen habeich das immer so getragen.»
Schon beim Mittagessen war Bowman optimistisch, dass die bittereNiederlage gegen Biedermann am Abend zuvor keinen Knacks hinterlassenhatte. «Er sah sehr entspannt aus.» Phelps hatte nach eigener Aussagedie erste Freistil-Niederlage seit Olympia 2004 schnell abgehakt.«Ich konnte immer schon Rennen hinter mir lassen und mich auf dienächste Aufgabe konzentrieren», sagte er.
Im nacholympischen Jahr ist Phelps eigentlich nur wegen seinerMutter Debbie in Rom. «Ich tat es für meine Mutter, sie wollte nachRom. Aber nicht als Urlauberin, sondern um mich schwimmen zu sehen»,sagte er lachend.
Nur zwei Wochen Urlaub will sich Phelps gönnen und nicht wiederden Verlockungen des süßen Lebens abseits der Kachelzählereiverfallen. Sogar Kurzbahn-Meetings in heimischer Umgebung hat sichder Amerikaner vorgenommen. Denn die nächsten internationalenWettkämpfe sollen nur noch einen Phelps in Bestform erleben.