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Der Mann von ganz oben Schornsteinfeger Mike Müller aus Greppin steigt seit 40 Jahren den Leuten aufs Dach

Gerade engagiert sich seine Zunft für eine Hilfsaktion.

Von Christine Färber 23.10.2021, 12:00
Schornsteinfegermeister Mike Müller  aus Greppin steigt aufs Dach.
Schornsteinfegermeister Mike Müller aus Greppin steigt aufs Dach. (Foto: Müller)

Greppin/MZ - Manchmal klopft selbst beim Schornsteinfeger das Glück persönlich an. Wie bei Mike Müller aus Greppin. Als Jugendlicher hat er in die Glücksschatulle gegriffen und für sich den Hauptgewinn rausgeholt. Er hat’s buchstäblich ganz nach oben geschafft und steigt seit über vierzig Jahren den Leuten im besten Sinne „aufs Dach“. Und hat allein deshalb schon den Überblick.

Der jetzt 57-Jährige hat Schornsteinfeger gelernt. Bis heute ist er das mit Leib und Seele. Und zwar so ziemlich jeden Tag. „Es macht noch richtig Spaß“, sagt er. „Wenn das Wetter schön ist, hat man immer gute Laune.“ Und wenn nicht, dann lässt ihn seine Frohnatur trotzdem nicht hängen. Außerdem hat er ständig mit Leuten zu tun.

Initiative „Glückstour - Schornsteinfeger helfen krebskranken Kindern“

Und freilich entfaltet ein Schornsteinfeger seinen ganzen Charme beim Thema Glück. Er lacht. „Ja“, meint er, „manche wollen einen auch anfassen. Da erlebt man die tollsten Sachen. Da gibt’s auch mal fix ein Küsschen von einer Braut.“ Hand aufs Herz: Wer hat schon so viel Glück? Und davon wollen die Schornsteinfeger etwas weitergeben. So nutzen sie in diesem Jahr ihre Bekanntheit, um auf das Schicksal schwer kranker Kinder aufmerksam zu machen. Mit der Initiative „Glückstour - Schornsteinfeger helfen krebskranken Kindern“ unterstützen sie die von ihrem Berufsverband initiierte Aktion. Mit dem eingeworbenen Geld helfen sie betroffenen Familien, Forschung, Vereinen, Institutionen, Krankenhäusern und Organisationen, die sich einsetzen für diese Kinder.

Was Mike Müller richtig liebt an seinem Beruf, das ist die Freiheit. Nicht eingebunden zu sein in ein Korsett, sondern selbst entscheiden, die Arbeit nach seinen Maßstäben einteilen zu können. Über den Wolken, mutmaßte ja schon Musiker Reinhard May, muss die Freiheit grenzenlos sein. Gut, so hoch hinaus geht’s bei ihm nicht. Aber 25 Meter in den Himmel sind schon drin - in Bitterfeld, Holzweißig, Wolfen-Süd, Petersroda, was sein Kehrbezirk ist. Der hat knapp 5.000 Schornsteine.

Was Schornsteinfeger tragen, ist ein Maßanzug

Hat Müller Essen zu kehren, in denen sich Ruß durch Verbrennen von Kohle oder Holz bildet, steht er gar im schwarzen Arbeitsanzug und mit Zylinder auf dem Dach. Ganz klassisch. Bei seiner Arbeitskluft handelt es sich übrigens nicht um irgendeine Jacke-Hose-Kombi, die man sich mal eben schnell im Laden kauft.

Was Schornsteinfeger tragen, ist ein Maßanzug. Der Stoff ist so dicht gewebt und fest und warm und also nicht unbedingt der Favorit für heiße Sommertage. „Er muss vor Ruß schützen, denn Ruß ist sehr gesundheitsschädlich.“ Doch ist der Kehranzug heute nicht mehr so oft im Einsatz - wie ja auch der gute alte Feuerofen nicht. Das Berufsbild hat sich gewandelt. „Wir haben jetzt mehr mit Messtätigkeit zu tun - Abgas, Effektivität, vor allem Sicherheit. Technik ist nicht unfehlbar ... Die Arbeit auf dem Dach macht nur noch ein Viertel gegenüber früher aus.“ War er da aller zwei Monate bei den Kunden, kommt er heute ein bis zwei Mal pro Jahr. Trotzdem haben viele noch einen Ofen im Haus, weiß er. Zur Sicherheit. Und wegen der Gemütlichkeit.

Eines wünscht sich Schornsteinfegermeister Mike Müller doch, damit das Glück bleibt

Eines wünscht sich Schornsteinfegermeister Mike Müller doch, damit das Glück bleibt: mehr Jugendliche, die sich für seinen Beruf interessieren. Damit die Regel für den Betrieb aufgeht: ein Meister, ein Geselle, ein Lehrling. Derzeit gibt es im Bereich Bitterfeld neun Betriebe - jeder mit Meister und Geselle, aber es gibt nur einen einzigen Azubi. „Ziel ist ja, dass der Betrieb erhalten bleibt, der Azubi letztlich Meister wird“, so Müller. Er selbst bewirbt sich gerade um die aller sieben Jahre vom Land vergebene Lizenz. Dazu gehört auch der Nachweis, immer auf der Höhe der Technik zu sein. Und die entwickelt sich rasant.

Mehr Informationen zur Aktion der Schornsteinfeger gibt es unter www.glückstour.de.