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Judo Judo: Unterschenkelwurf ist die wichtigste Waffe beim Debüt

Von CHRISTOPH KARPE 25.08.2009, 19:29

HALLE/MZ. - Und wenn nicht, kann er sich auf den eigenen guten Geist mit Computerstimme verlassen. Mittwochfrüh hat der Mann erst in Leipzig Teile der Judo-Nationalmannschaft eingesammelt. Die Hallenserin stieg dann um 7 Uhr in Peißen zu.

In der niederländischen Hafenmetropole beginnen Donnerstag die Weltmeisterschaften. Für Claudia Malzahn, die am Freitag den Wettkampf-Judogi anzieht, wird dies ein besonderes Abenteuer. "Schließlich starte ich erstmals bei einer WM." Warum eigentlich? Immerhin bestritt sie bereits fünf Mal eine EM. "In der Vergangenheit stand eben meist Anna von Harnier vor mir", sagt sie. Außerdem musste sie sich manches Mal mit Verletzungen herumplagen.

Aber obwohl sie auf der WM-Matte eine Debütantin ist, versucht Malzahn, sich nicht verrückt machen zu lassen. "Ich hebe den Wettkampf jetzt nicht auf ein Podest, sondern will ihn wie jeden anderen auch angehen und vor allem Spaß haben", sagt die Vize-Europameisterin des Vorjahres. Schmunzeln muss sie dann auch, als sie in ihren Unterlagen das Rotterdamer Hotel findet, in dem die deutsche Judo-Truppe Quartier macht. "Domina" heißt es. "Na, das klingt ja schön zweideutig. Nehmen wir es mal als Motto - und zwar in der Bedeutung von Dominanz", sagt Malzahn.

Die zeigte sie in den letzten Monaten mehrfach, was wohl auch ein Grund für ihre optimistisch-fröhliche Entschlossenheit ist. Bei den hochkarätig besetzten Grand-Slam-Turnieren in Südamerika siegte sie in Serie. Unter anderem bezwang sie dabei die Weltmeisterin Gévrise Emane aus Frankreich, die sich aus der 70-Kilo-Klasse jetzt in Malzahns 63-Kilo-Limit gehungert hat. "Erwische ich in Rotterdam einen guten Tag, dann ist für mich eine Medaille möglich", sagt die diplomierte Sportlehrerin. Mut macht ihr auch, dass sie im neuntägigen Trainingslager in Kienbaum ihre Sparringspartnerinnen reihenweise durch die Luft wirbelte und von Wehwehchen verschont blieb. Allerdings: "Es gibt etwa fünf, sechs Kandidatinnen auf den Titel, wie etwa die Japanerin Yoshie Ueno, die bei den letzten Wettbewerben immer die Finals erreicht hat und derzeit die Nummer eins ist", so Malzahn, die in der Weltrangliste an Position fünf geführt wird.

Und alle kennen sich genau. "Meine Spezialtechnik ist zum Beispiel der Ushi-Mata, ein Unterschenkel-Wurf. Doch es wird schwierig, damit eine meiner Konkurrentinnen zu überraschen. Genauso kenne ich deren Lieblings-Taktiken und -Techniken", erzählt Claudia Malzahn. Über Erfolg oder Misserfolg entscheidet also meist das intuitive Handeln in Bruchteilen von Sekunden, was eben auch Unwägbarkeiten in sich birgt.

Mit Entschlossenheit, Geschick und auch ein wenig Glück kann sich Claudia Malzahn in Rotterdam auch noch ein nachträgliches Geburtstags-Geschenk bereiten - einmal abgesehen von einer Medaille. Weil sich die deutschen Athleten gegen die Funktionäre vom eigenen Judobund (DJB) durchgesetzt haben, dürfen sie jetzt die Prämien, die der Weltverband für vordere Platzierungen auszahlt, in voller Höhe behalten. Für Gold gibt es etwa 10 000 Euro. Ursprünglich wollte der DJB davon partizipieren, obwohl "wir Sportler mit Judo ansonsten nun wirklich kaum Geld verdienen können", sagt Claudia Malzahn, die wie jeder Kader-Athlet zwar gefördert wird, aber keinen einzigen Sponsor hat.