Judo: Judo: Die große kleine Malzahn-Schwester

KÖLN/SID. - Ein wenig kompliziert ist es schon im Hause Malzahn, der erfolgreichsten Judo-Familie Deutschlands, wo die kleine Schwester eigentlich die große ist. Die 21-Jährige Luise überragt die knapp sieben Jahre ältere Claudia um einen Kopf und kämpft zwei Gewichtsklassen höher. Die hat dem Nesthäkchen noch zwei WM-Medaillen voraus, doch dies will Luise Malzahn bei den am Dienstag in Paris beginnenden Welttitelkämpfen ändern: "Das ist mein klares Ziel, eine Medaille", verkündete sie in dieser Woche im MDR.

Den gemeinsamen "Sister Act" mit einer Kampfansage einzuläuten, passt zu Luise Malzahn. "Ihre absolute Stärke ist, dass sie genau weiß, was sie will", sagt Schwester Claudia. Beide gehören zu den großen Hoffnungen des Deutschen Judo-Bundes (DJB) für Paris, vom Typ her sind die Malzahns aber völlig verschieden: Während Diplomsportlehrerin Claudia eher besonnen und ruhig daherkommt, ist Luise das Temperamentbündel schlechthin.

Die Polizeianwärterin geht in ihrer erst zweiten kompletten Saison bei großen Wettkämpfen durchweg frech und forsch zu Werke. Beim WM-Debüt im Vorjahr in Tokio reichte es immerhin zu Platz 17 für Malzahn, die seit Anfang 2010 zu den rund 150 Athleten zählt, welche die Sporthilfe im Programm Nachwuchs-Eliteförderung unterstützt. Der große Durchbruch kam aber in der laufenden vorolympischen Saison.

Als jüngste deutsche Teilnehmerin holte Luise Malzahn bei den Europameisterschaften in Istanbul Bronze im Einzel und Silber mit dem Team, war damit an der Hälfte der deutschen Medaillen beteiligt. "Ich habe dieses Jahr schon Blut geleckt bei der EM. Und ich möchte natürlich, dass das bei der WM mindestens genauso gut läuft."

Claudia, die 2009 in Rotterdam WM-Bronze und 2010 Team-WM-Silber gewonnen hatte, traut ihr den ganz großen Wurf zu: "Sie hat eine unglaublich gute Technik und ist physisch schon sehr weit. Vielleicht will sie manchmal noch zu schnell zu viel." Luise Malzahn sagt derweil über ihre große Schwester: "Claudias Schwäche ist, dass sie manchmal zu lieb ist mit ihren Gegnern. Das habe ich ihr voraus, glaube ich. Ich bin da nicht so."

Trotz aller Unterschiede sind die beiden Schwestern ein Herz und eine Seele, teilen sich sogar eine Homepage (www.malzahn-sisters.de). Und somit steht Luise Malzahn schon vor ihrem eigenen Wettkampf die erste große Belastungsprobe bevor: "Meistens ist es ja so, dass Claudia einen Tag vor mir kämpft. Und ich weiß jetzt schon, dass ich schweißgebadet am Mattenrand sitzen werde und mir die Stimme aus dem Hals schreien werde. Man fiebert da mehr mit, als wenn man selber kämpfen würde."