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Judo Judo: Claudia Malzahn greift nach zweiter Einzelmedaille

Von Andreas Müller 24.08.2011, 14:18

Paris/SID. - Im Landesleistungszentrum in Halle/Saale wird am Donnerstag eine ganze Schar Judo-Knirpse besonders aufmerksam die Bilder aus Paris verfolgen. Dann ist nämlich ihre Frau Malzahn im WM-Einsatz, Claudia mit Vornamen. Und die will zwei Tage nach ihrem 28. Geburtstag mit ihrer zweiten Einzelmedaille bei Weltmeisterschaften die Grundlage schaffen, den heimischen Nachwuchs der Altersklassen U12 und U14 als Trainerin auf längere Sicht hauptberuflich ausbilden zu dürfen.

"Beim wichtigsten Wettkampf des Jahres geht es um viele Weltranglistenpunkte auf dem Weg zu Olympia 2012. In London werden die Weichen dafür gestellt, wie Judo in Sachsen-Anhalt im neuen Olympiazyklus von 2013 bis 2016 eingestuft wird", sagt Malzahn, die bereits 2009 in Rotterdam Dritte war.

Am Donnerstag legt die ältere der beiden Malzahn-Schwestern in der Klasse bis 63 kg vor, einen Tag später ist die fast sieben Jahre jüngere und um zwei Gewichtsklassen schwerere Luise an der Reihe. Claudias Aussichten sind zumindest vom Papier her bestens: Besser als die Weltranglistenfünfte ist im Team des Deutschen Judo-Bundes (DJB) nur Schwergewichts-Vizeweltmeister Andreas Tölzer als Dritter platziert, Claudia Malzahn gilt aus deutscher Sicht als eine der größten Medaillenhoffnungen.

Dabei würde im kommenden Jahr schon ein Platz unter den besten 14 der bereinigten Weltrangliste (nur ein Kämpfer pro Land) für das Olympia-Ticket genügen, das Claudia Malzahn 2004 und 2008 als nationale Nummer 2 jeweils knapp verpasste. "Beim dritten Anlauf will ich es endlich packen", sagt die Trägerin des fünften Dan, hält sich in Paris gemäß ihrem Naturell aber mit Kampfansagen zurück: "In den einzelnen Gewichtsklassen sind da teilweise fast einhundert Sportler am Start, das ist der Wahnsinn und die stärkste WM aller Zeiten."

Damit die Kräfte am Wettkampftag für insgesamt sechs Kämpfe reichen, die für den Sprung aufs Treppchen nötig sind, bolzte Malzahn im abschließenden Trainingslager in Kienbaum mächtig Kondition. "Daran sollte es doch nicht scheitern", sagt Malzahn, die neuerdings durch das neue Förderprogramm "Elite Plus" der Sporthilfe gefördert wird und anderthalb Jahre lang monatlich 1500 Euro zusätzlich erhält. "Die Leute in der Sporthilfe-Zentrale in Frankfurt am Main kümmern sich und versuchen das Beste für uns. Einfach so, ohne dass man sie darum bittet. Das ist schon ein tolles Gefühl, das beflügelt enorm", sagt Malzahn.

Dank "Elite Plus" kann die Diplomsportlehrerin mit den Schwerpunkten Prävention, Rehabilitation und Therapie ihre Tätigkeit am Hallenser LLZ für ein Jahr aufgeben und sich auf das eigene Training konzentrieren. Andernfalls hätte sie sich "irgendwie durchbeißen" müssen, bei allem Spaß an der Nachwuchsarbeit. "Manchmal bin ich anschließend für das eigene Training so kaputt und geschafft, dass ich mich nur schwer aufraffen kann", sagt Malzahn, deren Arbeitgeber, der Landessportbund (LSB) Sachen-Anhalt, in das Sporthilfe-Angebot eingewillig hat. Ihre langwierige Rippenverletzung hat Malzahn derweil auskuriert. Bei der EM setzte es noch eine Erstrunden-Pleite. Doch zuletzt zwei Siege beim Weltcup in Madrid und beim Europa-Cup in Hamburg zeigten, dass auch die ältere der beiden Malzahn-Schwester durchaus noch Chancen auf eine Einzel-Medaille bei den internationalen Meisterschaften der laufenden Saison hat. Die hat ihr nämlich Luise mit EM-Bronze im April voraus.