Jubiläum Jubiläum: Großer Fußballer trainiert mit Kids
Frankfurt (Main)/sid. - Der Name Norbert Nachtweih steht nicht nur für viele Titel, sondern auch für Flucht. 1976 setzte sich der begnadete Fußballer an der Seite von Torhüter Jürgen Pahl bei einem U 21-Länderspiel der damaligen DDR im türkischen Bursa ab und suchte sein Glück fortan im Westen. "Ein Amerikaner hatte uns seine Fluchthilfe angeboten. Als wir auf einem Basar in Bursa waren, haben Jürgen Pahl und ich die Chance genutzt", sagt Nachtweih.
Zu Länderspielen im Trikot des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) kam Nachtweih, der am Montag seinen 50. Geburtstag feiert, aber trotz aller sportlichen Voraussetzungen nie. "Dadurch, dass ich für die U 21 der DDR gespielt habe, konnte ich nicht mehr für die A-Nationalmannschaft der Bundesrepublik auflaufen. Ich glaube aber, dass sich die Verantwortlichen nicht sehr viel Mühe gegeben haben. Wenn sie es gewollt hätten, dann wäre es gegangen", sagt Nachtweih kritisch. National hat der Blondschopf fast alles gewonnen, was man mit einem Verein gewinnen kann: Deutscher Meister wurde Nachtweih mit Bayern München gleich vier Mal (1985 bis 89), den DFB-Pokal gewann er mit dem Rekordmeister wie auch mit Eintracht Frankfurt. Mit den Hessen holte er 1980 zudem den Uefa-Cup.
Einen Namen machte sich der in Sangerhausen geborene und lange in Polleben (Mansfelder Land) wohnende Blondschopf zunächst beim Halleschen FC in der DDR-Oberliga, dessen Trikot er von 1974 bis 1976 trug. Seine erfolgreiche Karriere begann Nachtweih 1977 nach der Flucht. "Ich wurde von der Fifa für 16 Monate gesperrt. Das damalige Verwaltungsratmitglied Wolfgang Mischnick und Trainer Jörg Berger holten mich dann nach Frankfurt", schildert er die Situation vor 30 Jahren. In seinen 13 Serien in der Bundesliga kam Nachtweih auf 325 Spiele und erzielte dabei 46 Tore. Unterbrochen wurde seine Laufbahn in Deutschlands höchster Spielklasse nur von 1989 bis 1991, als er gemeinsam mit dem späteren Weltstar Zinedine Zidane für den französischen Erstligisten AS Cannes die Fäden im Mittelfeld zog. Nach einer kurzzeitigen Rückkehr zu Eintracht Frankfurt ließ er seine aktive Karriere in der zweiten Liga beim SV Waldhof Mannheim ausklingen, für den er noch 127 Zweitliga-Spiele absolvierte.
Danach war Nachtweih Trainer beim hessischen Oberligisten SV Bernbach und dem pfälzischen Viertligisten FK Pirmasens. Mittlerweile ist er wieder beim "Lieblingsverein" Eintracht Frankfurt angekommen und betreut in der Fußballschule die D-Jugend.
Beim Projekt "Fußball trifft Kultur", einem Trainingscamp für Kinder, fördert er fußballerisches Können, Spaß am Spiel, soziales und kommunikatives Verhalten. Unter der Schirmherrschaft von Eintracht-Keeper Oka Nikolov und in Zusammenarbeit mit Pädagogen und ehemaligen Eintrachtlern wie Charly Körbel und Harald Karger versucht Nachtweih, den Kindern Werte zu vermitteln. "Die Arbeit mit den Kids macht riesigen Spaß, weil man auch selbst immer etwas dazu lernt", sagt Nachtweih. "Und wenn man einige Entwicklungen in unserer Gesellschaft beobachtet, dann bin ich dankbar für den Job."