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Ehrenamtlich engagiert Ein Herz für andere: Raguhnerin wurde mit dem „Anhalter Kreuz“ der Evangelischen Kirche geehrt

Von Christine Färber 13.11.2021, 14:00
Marita Degen engagiert sich ehrenamtlich in der Kirchgemeinde St. Georg Raguhn.
Marita Degen engagiert sich ehrenamtlich in der Kirchgemeinde St. Georg Raguhn. (Foto: André Kehrer)

Raguhn/MZ - Die silberne Nadel ist klein und eigentlich unscheinbar. Und doch steht sie für etwas Großes, Wichtiges. Das „Anhalter Kreuz“ nämlich verleiht die Evangelische Landeskirche Anhalts an besonders engagierte Ehrenamtliche. In diesem Jahr wurde zum Reformationstag neben neun weiteren die Raguhnerin Marita Degen geehrt. „In der Klosterkirche St. Marien in Nienburg“, sagt sie. „Die ist sehr schön.“

Doch auch ihre Heimatkirche, die Stadtkirche St. Georg Raguhn, findet sie wunderbar - hell, weit, schnörkellos. Von der wohnt sie nur zwei Ecken entfernt. Ein kurzer Weg - das spart Zeit. Und die braucht die Ehefrau und Mutter dreier Kinder, die als Fahrdienstleiterin bei der Deutschen Bahn arbeitet.

In der Kirchgemeinde kümmert sich Martina Degen um die Finanzen

Und das seit Jahr und Tag im Vier-Schicht-System - derzeit in einem Stellwerk in Sachsen, das eine Autostunde entfernt steht. Doch von ihrer Zeit gibt sie trotzdem auch eine Menge her. Vor allem fürs Ehrenamt in der Kirchengemeinde. Das ist für sie selbstverständlich. „Das macht mir Freude“, sagt sie. „Man kriegt durch die Gemeinschaft viel zurück. Und das gibt wieder Kraft für die Arbeit und für den Alltag.“

In der Kirchgemeinde kümmert sie sich um die Finanzen. Um die Kollekte, um Rechnungen, um Geld für Feste und Veranstaltungen und Einnahmen - kurz: um alles, was mit Bargeld zu tun hat. Seit 20 Jahren schon. 2005 ist die Organisation des jährlichen Kinder-Camps hinzugekommen. Das liegt ihr am Herzen, wie sie sagt. Denn das ist für die Kinder jedes Mal ein Highlight. Soziale Arbeit, die sich unmittelbar auszahlt. Denn das ist Abenteuer für die Kids - mit Lagerfeuer und Nachtwanderung und Nächten in der Jurte. Und es ist gleichermaßen eine aktive Berührung mit dem Glauben.

Mit der Evangelischen Kirche ist sie seit ihrer Kindheit verbunden

Am Ende des Camps steht ein Gottesdienst für die Eltern der Kinder, den sie selbst mit vorbereitet haben. Dazu braucht’s freilich viele Helfer. „Ohne sie würde das gar nicht gehen“, sagt Marita Degen. „Wir haben hier viele Ehrenamtliche.“ Sie freut sich, dass es der Gemeindepädagogin und der Pfarrerin Ina Killyen, die beide noch nicht sehr lange hier sind, gelingt, wieder mehr Kinder zu erreichen. Denn unter den 380 Gemeindegliedern sind die allermeisten im fortgeschrittenen Alter.

Mit der Evangelischen Kirche ist sie seit ihrer Kindheit verbunden. „Unsere Oma war Küsterin in Möckern, wo wir wohnten“, erzählt sie. „Wir haben schon immer mit geholfen. Und wir haben gelernt, dass man nicht nur an sich selber denkt. Allein ist man nichts.“ Diese Gewissheit trägt sie weiter. „Im Glauben finde ich immer wieder Halt - mit Gottes Hilfe. Das stärkt einen.“

Die Familie ist zwar kleiner geworden in den vergangenen Jahren, denn zwei ihrer Kinder stehen längst auf eigenen Füßen. Wer denkt, so könne sie sich nun etwas mehr Freizeit gönnen, irrt. Denn bei Marita Degen kommen in der Vorweihnachtszeit auch noch viele Schuhkartons an: Sie sammelt in Raguhn für „Weihnachten im Schuhkarton“. Da gibt es für sie, ihren Mann und die noch zu Hause wohnende Tochter viel zu tun. Zu zählen, zu kontrollieren, neu zu packen. Schließlich soll jedes bedürftige Kind das Gleiche und das Schöne bekommen, meint sie. Dafür geht freilich so mancher freie Tag drauf. „Wenn Weihnachten ran ist, ist alles fertig. Und wir alle haben ein gutes Gefühl.“