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Heimatgeschichte Dessau bekam zum zweiten Geburtstag der DDR ein neues Kaufhaus mit Kino geschenkt

Vor 70 und 50 Jahren profitierte die Stadt von den Geburtstagen der DDR. Vor 25 Jahren sorgte der Umzug des Umweltbundesamtes für Wirbel.

Von Danny Gitter Aktualisiert: 23.10.2021, 18:32
Nach dem Krieg eröffnete 1951 in der  heutigen Franzstraße das Kaufhaus  wieder als Konsument-Kauhaus.
Nach dem Krieg eröffnete 1951 in der heutigen Franzstraße das Kaufhaus wieder als Konsument-Kauhaus. (Foto: Stadtarchiv Dessau-Roßlau)

Dessau-Roßlau/MZ - Die Stadt in alten Zeiten. Geblättert in alten Zeitungen und zurückgeschaut auf die Ereignisse vor 100, 75, 50 und 25 Jahren.

Vor 100 Jahren

Unruhige Tage erlebten im Herbst 1921 ein Roßlauer Handelsmann und seine Familie. Erst war der Roßlauer Verdächtiger in einer Mordaffäre in Güterglück und saß im Magdeburger Untersuchungsgefängnis. Als sich die Vorwürfe als haltlos herausstellten, kam er frei. Die Zeit in der U-Haft nutzte jedoch ein Zellennachbar skrupellos aus, der als Zechpreller ein paar Tage abbrummte, wie der „Anhalter Anzeiger“ am 8. Oktober 1921 berichtete. Der Zellenkumpan tauchte nach der Entlassung bei der Familie des Handelsmannes in Roßlau auf und gab laut Zeitung vor, für den Roßlauer 1.000 Mark, frische Wäsche und Essen abholen zu wollen. Aus Mißtrauen fuhr die Schwiegertochter des Handelsmannes mit nach Magdeburg und behielt das Geld fest in den Händen. Der vermeintliche Freund der Familie verschwand jedoch mit Essen und Wäsche durch einen hinteren Ausgang und wurde nicht wieder gesehen.

Vom Fortschritt „Made in Dessau“, berichtete der „Anhalter Anzeiger“ am 26. Oktober 1921. Eine kanadische Ölfirma begab sich mit einem Junkers-Ganzmetallflugzeug auf eine Expedition tief in die nördliche Eiszone, um neue Ölquellen zu erschließen. 18 Stunden und 40 Minuten war laut Zeitung die vierköpfige Mannschaft unterwegs, um Eisstürmen zu trotzen und nach einer Notlandung auf glatter Oberfläche, mit leichten Beschädigungen, wieder zu starten und um letztendlich das Ziel „Fort Norman“ im hohen Norden Kanadas zu erreichen.

Vor 70 Jahren

Rund um den 7. Oktober, dem Republikgeburtstag der DDR, machte der Staat seinen Bürgern Geschenke. So zumindest wollten es die DDR-Oberen verstanden wissen. Dessau wurde zwei Jahre nach Gründung des Arbeiter- und Bauernstaates mit einem weiteren Kaufhaus und einem Kino beschenkt. Das beschrieb die „Freiheit“ vom 5. Oktober 1951 so: „Der werktätigen Bevölkerung wird der Unterschied bald bewusst werden, denn die Umstellung des Hauses auf Eigenwirtschaftlichkeit bedingt die Selbständigkeit und die gewährleistet ein reicheres Sortiment“.

Ein besseres Erleben versprach auch das im Oktober 1951 eröffnete Kino „Fortschritt-Lichtspiele“ in der Johannisstraße. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg wurden dort im „Palast-Theater“ Filme gezeigt. Die „Fortschritt-Lichtspiele“ sollten mehr glänzen. „In der Tat ist es ein repräsentatives Lichtspieltheater. Diesen Eindruck vermittelt schon die Kassenhalle. Die Wände sind mit Marmor getäfelt. Bequeme Klubsessel werden Zufrühkommenden die Wartezeit verkürzen“, so die „Freiheit“ am 9. Oktober.

Vor 50 Jahren

Auch zum 22. Jahrestag des Arbeiter- und Bauernstaates wurde Dessau wieder beschenkt. Diesmal wurde am Vortag des 7.Oktober offiziell die Straßenüberführung an der Gärungschemie an die Öffentlichkeit übergeben. Rund 6.000 Dessauer und Gäste wollten am 6. Oktober dabei sein, als die Brücke offiziell eingeweiht wurde, wie die „Freiheit“, in einer Sonderausgabe zum 7. Oktober 1951 zu berichten wusste. „Die Überführung - sie ist 780 Meter lang, besitzt vier Fahrbahnen und weist einen Wert von 16,5 Millionen Mark aus“, beschrieb die Zeitung, was in zwei Jahren Bauzeit geschaffen wurde. Fortan stellten die unter der Brücke liegenden Bahngleise keine Verkehrsbeeinträchtigungen mehr dar. Bestrebungen dort eine Brücke zu bauen, gab es schon seit den 1920er Jahren.

Die Brauereibrücke wurde 1971 für den  Verkehr freigegeben.
Die Brauereibrücke wurde 1971 für den Verkehr freigegeben.
(Foto: Stadtarchiv)

Eingeweiht wurde das Bauwerk als „Brücke der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft“. Heute ist sie gemeinhin als „Brauereibrücke“ bekannt.

Vor 25 Jahren

Es wurde heftig und kontrovers in der Stadtratssitzung im Oktober 1996 diskutiert. Am Ende stand die Entscheidung, das denkmalgeschützte Gasviertel großflächig abzureißen, um Platz für einen Neubau des Umweltbundesamtes zu schaffen.

Große Teile des alten Gasviertels machten Platz für den Neubau des Umweltbundesamt, wie auf dem Bild von 1993 zu sehen.
Große Teile des alten Gasviertels machten Platz für den Neubau des Umweltbundesamt, wie auf dem Bild von 1993 zu sehen.
(Foto: Stadtarchiv Dessau-Roßlau)

Das Werben einiger Stadträte, die Behörde in den denkmalgeschützten bestehenden Gebäudeteilen unterzubringen, stieß bei UBA-Vertretern auf taube Ohren. Auch das Bundesfinanzministerium machte Druck. „Noch im November werde das Finanzministerium entscheiden, wohin das UBA zu ziehen habe - ins Gasviertel oder nach Alten. Wenn der Denkmalschutz bestehen bleibe, sei es nicht denkbar, dass das UBA in das Gasviertel ziehe“, beschrieb die „Mitteldeutsche Zeitung“ in ihrer Ausgabe am 10. Oktober die klare Haltung im Bund. Die Kommunalpolitik beugte sich. Ein möglicher Einzug der Umweltbehörde in die ehemalige Altener Kaserne war damit vom Tisch.

Im selben Monat erkundete die Stadt Dessau Neuland. „Dessau ist jetzt im Cyberspace“ titelte die „Mitteldeutsche Zeitung“ in der Ausgabe vom 17. Oktober 1996. Unter www.stadt-dessau.de gab es geballte Informationen, von allgemeinen Zahlen und Fakten zur Stadt bis hin zu Eintrittspreisen und Hinweisen zu freien Gewerbeflächen und deren Preise.