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Baumgarten: «Es gibt zu viele schwarze Schafe»

Von Ulli Brünger 03.07.2009, 15:29

Düsseldorf/dpa. - Die Beraterfirma desJuristen ist mit acht Mitarbeitern in Deutschland und 45 in Europavertreten. Das Unternehmen betreut mehr als 200 Spieler und hatNiederlassungen in fünf weiteren Ländern. Die Deutsche Presse-Agenturdpa sprach mit Baumgarten über das Image der Spielervermittler.

Das Image der Spielerberater ist arg ramponiert. Wie kann man seriösevon unseriösen Beratern unterscheiden?

Baumgarten: «Es gibt zu viele schwarze Schafe in der Branche, ganzklar. Es gibt Leute, die sind nur auf das schnelle Geld aus. Denenmuss man das Handwerk legen. Es gibt klare Regeln, dass Vereine nichtmit nicht-lizenzierten Beratern verhandeln dürfen. Wenn sich alledaran halten würden, hätten wir das Problem nicht.»

Dann sind die Vereine Schuld an der Misere?

Baumgarten: «Nicht allein. Aber viele Clubs lassen sich auf dubioseGeschäfte ein. Man kann doch nur dann unerlaubten Dinge tun, wenn aufVereinsseite auch ein schwarzes Schaf sitzt und mitmacht. Auf dereinen Seite ist es Bestechung, auf der anderen Untreue. Hier sindauch die Clubs und deren Manager gefordert, sich nicht mit diesenLeuten an einen Tisch zu setzen. Das wäre der erste Schritt.»

Zu welchem Zweck wurde die DFVV gegründet?

Baumgarten: «Wir wollten als lizenzierte Berater von demHinterstübchen-Image wegkommen. Wir arbeiten gemeinsam mit dem DFBund der DFL an sauberen und soliden Lösungen für die Zukunft.»

Warum ist eine DFB- oder FIFA-Lizenz so wichtig?

Baumgarten: «Wir plädieren dafür, dass jeder in der Branche eineLizenz hat. Voraussetzung sind ein polizeiliches Führungszeugnis,eine Versicherung und Grundkenntnisse in der Thematik, die durchTests nachgewiesen werden müssen.»

Die Berater-Lizenz als Königsweg? Sagt sie etwas über die Qualitätder Arbeit aus?

Baumgarten: «Nein. Es gibt schlechte Berater mit Lizenz, aber auchgute ohne Lizenz. So wie es gute und schlechte Ärzte gibt. Gleichwohlbin ich für die Lizenz, weil damit bestimmte Dinge im Vorausausgeschlossen werden. Dafür setzen wir uns ein.»

Werden Spielerberater unbedingt benötigt. Oder ginge es ohne sie?

Baumgarten: «Es gibt viele Themen und Felder, die Lösungen erfordern,mit denen vor allem junge Spieler, aber auch ihre Eltern alleinüberfordert wären. Es geht zum Beispiel darum, die Schullaufbahn zubegleiten, die Karriere sorgfältig zu planen und natürlich auch, dierichtigen Vereine zu finden und bei Verhandlungen den Clubmanagernauf Augenhöhe zu begegnen. Der Markt hat sich entschieden: Er willBerater haben. Das Rad lässt sich nicht mehr zurückdrehen.»

Wie wird bezahlt und welche Summen sind im Spiel?

Baumgarten: «Üblicherweise bekommen Berater als Provision einenbestimmten Prozentsatz vom Jahresgehalt des Spielers. Dieses Honorarwird von den Vereinen bezahlt. Meist streben die Berater 10 bis 12Prozent an, die Clubs wollen nur 6 bis 9 Prozent zahlen. Dann trifftman sich irgendwo. Zehn Prozent halte ich aber für eine angemesseneund branchenübliche Bezahlung. In anderen Sportarten, etwa in derFormel 1 oder beim Tennis, bekommen die Manager oft höhere Anteile.»

Profitieren Berater von hohen Ablösesummen?

Baumgarten: «Beteiligungen an Ablösesummen sind die Ausnahme. UnserInteresse ist nicht, so viele Transfers wie möglich zu realisieren.»

Kann man in dem unübersichtlichen Markt für Klarheit sorgen?

Baumgarten: «Das ist das Ziel. Ich bin generell für freieMarktwirtschaft, aber auch für Transparenz. Mit einer wie von DietmarHopp angeregten Gebührenordnung wie bei Rechtsanwälten könnte ichleben. Warum nicht? Allerdings gibt es immer Schlupflöcher. Wer mitkrimineller Energie betrügen will, findet immer Mittel und Wege.»

Was erwarten Sie von DFB und DFL?

Baumgarten: «Ich sehe DFB, DFL und die internationalen Verbände inder Pflicht. Sie müssen diesen Dingen nachgehen, Betrügereien undVerstöße konsequent verfolgen und ahnden. Das geschieht aber kaum. Esgibt klare Regeln, an die sich alle halten müssen. Wenn nicht, sinddafür Strafen vorgesehen. Nur geschieht zu wenig. Die Verbände müssenviel mehr Druck ausüben. Aber wir arbeiten gemeinsam an Lösungen.Vielleicht sind wir schon im Herbst weiter.»