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Europameisterschaft EM-Auftritt macht Handballern Mut - Ein weiterer Corona-Fall

Die deutschen Handballer sind wieder zu Hause und freuen sich auf ein wenig Ruhe. Die EM-Tage von Bratislava machen Mut für die Zukunft. Vor der Heimreise gibt es einen weiteren Corona-Fall.

Von Eric Dobias und Nils Bastek, dpa 26.01.2022, 05:31
Deutschlands Handballer sind stolz auf ihren Sieg gegen Russland.
Deutschlands Handballer sind stolz auf ihren Sieg gegen Russland. Marijan Murat/dpa

Bratislava - Mit Pizza, Bier und Cocktails feierten Deutschlands Handballer in ihren Hotelzimmern eine virtuelle EM-Abschlussparty, ehe es nach zehn Tagen im Corona-Ausnahmezustand nach Hause ging.

„Das war das eigenartigste Turnier meiner Karriere“, sagte Bundestrainer Alfred Gislason. „Das werden wir nie vergessen.“

Der unbekümmerte EM-Debütant Julian Köster sprach allen aus der Seele: „Ich freue mich auf die Familie, meine Freundin und darauf, mal wieder unter Leute gehen zu können. Auch wenn die EM Spaß gemacht hat: es war doch eine lange Isolationszeit.“

Ein Platz im Charterflieger von Bratislava nach Frankfurt am Main blieb jedoch frei. Rückraumspieler Lukas Stutzke wurde als 16. DHB-Spieler bei der Endrunde in Ungarn und der Slowakei positiv getestet und mit einem Privat-Shuttle in die Heimat gefahren.

Es war der Schlusspunkt des Corona-Wahnsinns von Bratislava, aus dem die Mannschaft viel Energie für die Zukunft ziehen kann. „Auch für die Psyche war es echt hart. Jeder hat alles gegeben. Dieser Zusammenhalt wird nachhallen“, sagte Rückraumspieler Paul Drux.

Kromer: „Außergewöhnliche Leistung“

Sportvorstand Axel Kromer war nach dem sportlich bedeutungslosen 30:29-Sieg zum EM-Abschluss gegen Russland, den immerhin noch 3,6 Millionen TV-Zuschauer verfolgten, sichtlich gerührt. „Es ist nicht das beste Ergebnis, das ein DHB-Team erreicht hat, aber eine unglaublich außergewöhnliche Leistung“, lobte der 45-Jährige den Gesamtauftritt der am Ende auf 13 Akteure dezimierten DHB-Auswahl. Für Kromer steht fest: „Davon können die Spieler ihren Kindern und Enkeln noch in vielen Jahren erzählen.“

Auch für Gislason war das Erfolgserlebnis beim letzten EM-Auftritt Balsam für die geschundene Seele. „Ich bin froh, dass es vorbei ist“, räumte der 62 Jahre alte Isländer danach ein und verteilte ein großes Lob an seine Schützlinge: „Keiner hat sich hängen lassen, keiner hat gejammert. Alle haben viel Charakter gezeigt. Es war ein schönes Erlebnis, die schwierigen Tage mit der Mannschaft zu erleben.“

Der Zusammenhalt innerhalb der wegen ständig neuer Ausfälle zusammengewürfelten Truppe machte die EM für alle Beteiligten zu etwas ganz Besonderem. Insgesamt waren 28 Spieler im Einsatz. Kromer sieht die im personellen Umbruch befindliche DHB-Auswahl nach dieser Extremerfahrung auf einem guten Weg. „Wir haben unglaubliche Charaktere in der Mannschaft, die den Handball in den nächsten Jahren prägen werden. Wir werden neue Vorbilder aus diesem Team erleben. Das brauchen wir, um unsere Mitglieder und Fans zu binden“, sagte er.

Kapitän Golla: „Toller Teamgeist“

Kapitän Johannes Golla, der auf und neben dem Parkett eine überragende Rolle spielte, richtete den Blick ebenfalls schon voraus. „Es hat sich ein toller Teamgeist entwickelt. Das wird uns auch in Zukunft zusammenschweißen“, sagte der Kreisläufer von der SG Flensburg-Handewitt. Was die Corona-Umstände angehe, werde diese EM sicher nicht mehr getoppt werden. „Aber ich hoffe, dass wir noch ganz besondere Turniere erleben werden, gerne mit sportlichen Erfolgen“, sagte Golla.

Torwart-Oldie Johannes Bitter, der eine erneute Rückkehr ins DHB-Team ausschloss, sieht gute Perspektiven dafür. „Wir haben eine tolle Mannschaft, die sich entwickelt hat und weiter entwickeln wird. Wir werden nicht von heute auf morgen in der Weltspitze sein“, sagte der 39-Jährige. „Aber ich denke, bei der Heim-EM 2024 wird der Bundestrainer eine Mannschaft stellen, die bestimmt in der Lage ist, um das Halbfinale mitzuspielen.“

Darauf hofft auch der Verband, der durch die Corona-Krise allein im Jahr 2020 rund 25.000 Mitglieder verloren hat. Auch wenn es sportlich nicht für das Halbfinale reichte, zog Vorstandschef Mark Schober ein positives Fazit: „Es gab aus Deutschland ziemlich viele Rückmeldungen, die besagt haben, dass unsere Mannschaft bemerkenswert gekämpft hat - ohne zu jammern und zu klagen. Und dass die Spieler und das Trainerteam durchaus Vorbilder für Kinder und Jugendliche sind. Von daher haben wir aus der Situation das Beste gemacht.“