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Ralph Hasenhüttl im Interview (Teil 1 RBL-Trainer Ralph Hasenhüttl im Interview: "Seelenverwandt mit Pep Guardiola"

Von Martin Henkel und Ullrich Kroemer 13.10.2017, 06:00

Leipzig - Zu Beginn des exklusiven Interviews mit der MZ im Leistungszentrum von RB Leipzig rückt Ralph Hasenhüttl erst einmal Stühle und Tische für die richtige Gesprächsanordnung zurecht. Zwischen zwei Fragestellern mag der Trainer von RB Leipzig nicht sitzen: Er platziert sich auf der einen, die Journalisten auf der anderen Seite des Tisches. Genauso aufgeräumt spricht der 50-Jährige über Treffen mit Pep Guardiola, neuen Konkurrenzkampf im Team, den Umgang mit den Stars Naby Keita und Emil Forsberg sowie die Perspektive von RB.

Herr Hasenhüttl, Sie haben die Länderspielpause genutzt, um die Wies’n in München zu besuchen sich dort mit Pep Guardiola zu treffen. Es ging um Fußball nehmen wir an?

Ralph Hasenhüttl: Natürlich. Ich habe zweimal mit Ingolstadt gegen Pep gespielt und wir haben uns nach den Spielen jeweils lange unterhalten. Wir sind als Fußballfreaks seelenverwandt. Ich habe mich schon immer an innovativen Kollegen orientiert und bin mir auch nicht zu schade, ihn auch auf Konkretes anzusprechen.

Worauf zum Beispiel?
Wie lange er sich und seinen Spielern in der Länderspielpause freigegeben hat.

Und?
Er hatte eh nur drei Spieler zur Verfügung. Also hat er, sich entschlossen, der gesamten Mannschaft eine Woche frei zu geben.

Sie waren mit drei Tagen vergleichsweise knauserig.
Ich hatte aber auch mehr Spieler zur Verfügung.

Wie wichtig war die Verschnaufpause nach zwei Phasen englischer Verhältnisse mit Spielen im Drei-Vier-Tagestakt für Sie?
Enorm! Pausen sind für jeden Menschen wichtig. Man hat es Anfang der Woche zum Trainingsauftakt gesehen, dass sie sehr gutgetan hat. Die Stimmung war bei allen ausgezeichnet.

Wie gut konnten Sie selbst abschalten?
In der ersten Woche war es noch schwer. Dann aber ging es ganz gut. Dass wir mit einem Sieg (2:1 gegen Köln, Anm. Red.) in die Pause gegangen sind, hat zusätzlich geholfen, um mal abzuschalten und durchzupusten. Ich war bei meiner Familie, habe das Handy ausgeschaltet, habe Sport getrieben: Radfahren, Laufen, Golfspielen. Und es hilft dramatisch, mal nicht so viel Fußball zu gucken, um runterzufahren. Ganz ohne Fußball kommt man natürlich nicht aus, gerade wenn eigene Spieler mit der Nationalmannschaft unterwegs sind. Was gezeigt wurde, habe ich mir natürlich angeschaut.

Man spricht viel von der Belastung für die Spieler. Wie waren die intensiven englischen Wochen für Sie?
Zu sagen, dass wäre hart gewesen, wäre Jammern auf hohem Niveau. Wir Trainer haben einen fantastischen Job, der großen Spaß macht und jede Menge positiver Energien freisetzt. Es gibt viele Menschen, die auch in anderen Bereichen intensiv arbeiten, deshalb braucht man das nicht größer zu machen, als es ist. Aber es war schon eine Herausforderung. Doch wir haben es gut gemeistert. Und so wird es auch jetzt bei der nächsten Tranche mit sieben Spielen am Stück sein. Danach ist wieder Zeit, zu regenerieren.

Was hat Sie in der ersten Phase mit Champions-League-Spielen und Bundesliga am meisten beschäftigt?
Wir schauen uns jedes Spiel noch einmal 90 Minuten an und zerlegen es in einzelne Szenen. Aber für die Nachbereitung bleibt kaum noch Zeit, es sei denn, es sind Punkte, die uns extrem wichtig sind. In der Spielvorbereitung müssen wir uns darauf beschränken, den Spielern Lösungsansätze zumindest per Video zu zeigen, auch wenn wir es nicht wirklich trainieren konnten. Aber das Zeigen ist das Eine, es im Training nachzustellen etwas Anderes. So musst du im nächsten Spiel probieren, es besser zu machen. Das ist nicht ganz einfach. Aber auf dem Niveau nicht mehr anders handhabbar.

Welche Erfahrungen nehmen Sie aus der ersten Saisonphase mit?
Wir haben eine sehr detaillierte Auflistung darüber, wie stark die Belastung war, wie sie gesteuert wurde. Da haben wir wirklich sehr, sehr viel richtiggemacht, auch auf die Gefahr hin, dass man mal ein Spiel in den Sand setzt, weil man neue Spieler bringt und die Automatismen fehlen. Trotzdem war das sinnvoll und notwendig. Wir müssen als Trainer über das nächste und übernächste Spiel hinausblicken.

Sie werden weiter viel rotieren, notfalls auch wie beim 0:1 gegen Augsburg, als sie neun Positionen neu besetzt hatten?
Ja, auch auf die Gefahr hin, dass mal zu viel oder zu wenig rotiert wird. Es gibt keinen Masterplan für das richtige Rotieren. Es wird immer auch ein Probieren sein.

Sehen Sie die Gefahr, dass einige gestandene Spieler angesichts der häufigen Rotation Schwierigkeiten haben, in den Rhythmus zu kommen?
Nein, es gibt eher die Gefahr, dass man den Rhythmus verliert, wenn man nicht mehr die absolute geistige und körperliche Frische hat und sich in das nächste Spiel reinschleppen muss. Das ist für die Spieler viel dramatischer. Weil das über kurz oder lang zu Verletzungen führt. Wir haben im Moment keinen einzigen Langzeit- oder Schwerverletzten. Fußball ist eine Kontaktsportart, es gehört auch Glück dazu und man kann nicht alles ausschließen, keine Frage. Aber schwere Muskelverletzungen sind bis dato bei uns ausgeblieben und das zeigt uns, dass wir im Moment die Belastung aus den Spielen sehr gut steuern.

Was müssen Sie besser machen?
Was unsere Arbeit auf dem Trainingsplatz an den Automatismen betrifft, müssen wir uns Gedanken machen, wie wir das noch besser machen können, auch wenn wir aufgrund der Spieldichte kaum richtig belasten können. Es ist immer problematisch, Spieler in eine Partie zu werfen, die die ganze Woche keine Zweikampfschulung hatten und dann von null auf 200 in ein Champions-League-Spiel gehen - so wie Naby Keita nach seiner Roten Karte und der Oberschenkelverletzung gegen Besiktas. Das funktioniert nicht, so gut ist kein Spieler, dass er ohne Training oder taktische Vorbereitung einfach mal auf so einem Niveau Topleistung bringt. Das sind die Punkte, die wir in Zukunft anders machen werden.

Was stimmt Sie positiv?
Wir sind noch im Pokal, wir haben in der Bundesliga 13 Punkte, was ich sensationell finde. Wieviele haben gesagt, wir werden durch die Dreifachbelastung nicht erfolgreich sein. Wir sind fast ähnlich erfolgreich gestartet wie im vergangenen Jahr, und wir können in den nächsten Wochen nur gewinnen. Ich glaube nicht, dass erwartet wird, dass wir in München oder Dortmund gewinnen. Insofern finde ich, war es eine sehr aufschlussreiche erste intensive Phase.

Was war in dieser Phase neu und ungewohnt für Sie persönlich?
Der große Medienaufwand. Wenn man sich nach dem siebten Gespräch in acht Tagen irgendwann selbst nicht mehr hören kann, weil man das Gefühl hat, nur noch Phasen zu dreschen, merkt man, dass die Umfänge ungewohnt sind. Die eigentliche Arbeit als Trainer bleibt dann zumindest auch ein Stück weit auf der Strecke. Ich weiß, es gehört dazu und es ist mir auch wichtig, aber die Intensität hatte ich so nicht erwartet. (mz)

Wie Ralph Hasenhüttl die Chancen in der Champions League einschätzt und wie er seine Mannschaft in seinen Ansprachen auf große Spiele vorbereitet, lesen Sie in Teil 2 des Interviews – demnächst online bei mz.de