1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. RB Leipzig
  6. >
  7. RBL besiegt Marseille: RB Leipzig besiegt Olympique Marseille: Reife Leistung der jungen "Bullen"

RBL besiegt Marseille RB Leipzig besiegt Olympique Marseille: Reife Leistung der jungen "Bullen"

Von Ullrich Kroemer 06.04.2018, 12:24

Leipzig - Als es schon fast Mitternacht war, ging es in den Tiefen des Leipziger Stadions vor allem um den Coolness-Faktor. RB Leipzig hatte einen 1:0 (1:0)-Erfolg gefeiert. Gegen das international erfahrene und im Schnitt vier Jahre ältere (22,9 vs. 26,7 Jahre) Team von Olympique Marseille im Viertelfinal-Hinspiel der Europa League. Und das, so die einhellige Meinung, wies auf einen äußerst coolen, oder besser: reifen Auftritt hin.

In der Tat wertete Trainer Ralph Hasenhüttl RBs internationale Zu-Null-Premiere im elften Anlauf als das Bedeutendste an diesem Abend. „Da sind wir sehr stolz drauf.“ Gleichwohl schätzte der seit dem Erfolg gegen Bayern München wieder deutlich entspanntere Fußballlehrer realistisch ein, dass seinem Team auch gegen Marseille  „nach hinten raus ein paar Leichtsinnsfehler“ unterliefen, „bei denen ich das Gefühl hatte, dass der ein oder andere nervös geworden ist.“

RBL verkauft sich inzwischen souveräner

Wie also ist es um die Abgeklärtheit bestellt? „So ganz cool sind wir noch nicht, wie man es bei großen Mannschaften sieht“, gab Hasenhüttl zu. „Aber ich glaube schon, dass wir uns mittlerweile wesentlich souveräner verkaufen, auch ergebnisorientierter agieren.“ Einfach drauf losgespielt habe seine Mannschaft zu Saisonbeginn. „Jetzt sind wir gefestigter. Das ist auch unbedingt notwendig gewesen.“

So war der Auftritt gegen Marseille zwar weder berauschend, noch spektakulär; Hasenhüttl entschuldigte sich mit Blick auf die Statistik beinahe, dass sein Team angesichts der Torschussbilanz von nur 10 zu 17 Torschüssen wohl nicht das bessere gewesen sein könne. Und natürlich hatte Rasenballsport auch Fortune. Die Franzosen hatten mindestens vier glasklare Torchancen ungenutzt gelassen. Doch indem der Europapokal-Neuling kühlen Kopf behielt und diesmal anders als in zahllosen Partien zuvor kein spätes Gegentor kassierte, hat er sich dieses Glück auch erarbeitet.

Leipzigs junge Abwehrkette schlägt sich wacker

Das betrifft vor allem die blutjunge Abwehrreihe, in der Lukas Klostermann mit 21 Jahren der Senior ist. Dayot Upamecano (19), aber auch der erst 18 Jahre alte Ibrahima Konaté, der den gesperrten Kapitän Willi Orban vertrat, erledigten ihren Job im Abwehrzentrum gut.

Als es Leipzigs Kinderriegel in der Rückwärtsbewegung zu Beginn der zweiten Hälfte mal schleifen ließ, half Schlussmann Peter Gulacsi energisch. „Mit jedem internationalen Spiel wächst die gesamte Mannschaft weiter“, sagte der Ungar. Und: „Wir sind jetzt viel cleverer, viel abgezockter in vielen Bereichen. Das ist noch nicht am Ende. Aber wir sind nach dem 1:0 nicht ins Risiko gegangen, sondern haben es clever zu Ende gespielt.“

Indem Hasenhüttl 20 Minuten vor Schluss Kevin Kampl für den wirkungslosen Stürmer Jean-Kévin Augustin brachte, gab er von außen den Impuls für mehr defensive Stabilität. Auch ein Umdenken des Trainers, der zu Beginn der Saison wohl noch offensiv gewechselt hätte, um das Heil im zweiten Tor zu suchen.

Emil Forsberg überzeugt als Antreiber und Passgeber

In der Offensive hat RB zwar schon deutlich bessere Spiele gezeigt als das gegen Marseille; doch wie der wieder fitte und plötzlich auch athletisch energische Emil Forsberg als bester Akteur auf dem Platz Regie führte, hat auch etwas mit Reife zu tun, die dem Team in der Champions League abging. Mehrmals setzte er Timo Werner in Szene. „Ich dachte, wenn ich einmal dribbele, stehen wir vielleicht drei gegen zwei. Und so war es“, sagte Forsberg zu seiner Torvorbereitung.

Dass Werner sein 19. Saisontor für RB erzielte (45.), nötigte auch Forsberg Respekt ab. Ganz unprätentiös sagte der Schwede: „Er ist jetzt schon ein Weltklasse-Stürmer. Wir sind froh, dass wir ihn haben und wir wollen ihn auch besser machen, indem wir ihm gute Chancen verschaffen.“

Ist RB Leipzig schon cool genug für das Halbfinale?

Ob ein bisschen cool genügt, um im Rückspiel gegen Marseille zu bestehen, wird auch davon abhängen, wie das junge Team mit der „gewaltigen Stimmung“, die Diego Demme im Stade Velodrome erwartet, umgeht. Dort, kündigte Olympique-Trainer Rudi Garcia an, könne sein Team „Berge versetzen“. Doch Hasenhüttl weiß: „Das Gute ist, dass der Gegner jetzt viel machen muss, um das Spiel zu drehen.“

Apropos cool: Nach dem laufintensiven Spiel drängelten sich die Leipziger in der Nacht in der Kabine um die Plätze im Eisbad. „Schnell rein ins Kältebecken und dann wieder raus“, sagte Forsberg lächelnd. Dann gelinge auch die Regeneration für das Sechs-Punkte-Spiel um die Champions-League-Qualifikation gegen Bayer Leverkusen am Montag.

(mz)