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Luise Malzahn Judoka Luise Malzahn: Im Bob bleibt es beim Test

Von Petra Szag 11.12.2016, 17:42
Hat das Fernziel Olympia 2020 im Blick: Luise Malzahn Foto: Schulz
Hat das Fernziel Olympia 2020 im Blick: Luise Malzahn Foto: Schulz NGEN

Halle - Luise Malzahn weiß, wie es geht, mit der Konkurrenz Schlitten zu fahren. Auf der Judomatte hat die Hallenserin schon nahezu alle großen Gegnerinnen ihres Limits geschlagen.

Doch nun weiß sie nicht nur im sprichwörtlichen Sinne, wie sich das anfühlt. Die kampferprobte WM-Dritte auf der Matte hat es tatsächlich auch im Eiskanal getan. Sie ist in einen Bob gestiegen und die Piste heruntergerast. Und zwar nicht etwa nur aus Spaß. „Es war eine Option“, gibt die 26-jährige zu. Eine von mehreren, wie sie sagt.

Schnell, kräftig, mutig

Doch wie kam es zu diesem waghalsigen Abstecher? Zu Beginn des Winters waren die besten deutschen Bob-Pilotinnen auf der Suche nach neuen Anschieberinnen. Und hatten auch bei Luise Malzahn nachgefragt. Im fitten Zustand erfüllt die Kampfsportlerin alle Voraussetzungen für diese olympische Sportart. Sie ist schnell. Sie hat Kraft. Und sie hat Mut.
Vor allem aber war sie gerade an einem Punkt angekommen, an dem sie alles auf den Prüfstand stellte. Wie geht es weiter, hat sich Luise Malzahn gefragt. Ja, geht es überhaupt weiter mit ihr und dem Leistungssport?

Mittlerweile ist sich Luise Malzahn sicher: Es geht weiter. Und zwar auf der Judomatte. „Ich habe mich dazu entschlossen, noch einen Olympiazyklus dranzuhängen“, sagt die WM-Dritte. Also noch einmal vier Jahre bis Tokio 2020. Dort will sie sich endlich den Traum von einer Medaille im Zeichen der Ringe erfüllen. Es wird dann ihr dritter Anlauf sein. Denn 2012 vor London hatte sie die Qualifikation nach einem Kreuzbandriss im rechten Knie verpasst. Vier Jahre später ereilte sie die gleiche Verletzung an gleicher Stelle - nur diesmal wenige Wochen vor dem olympischen Turnier. Unglaublich: Die Polizeikommissarin ist dennoch in Rio angetreten und hat die Medaillenränge nur knapp verfehlt.

Die Fortsetzung ihrer leistungssportlichen Karriere aber ließ sie danach noch offen.

Die neuerliche Operation im Oktober hat Luise Malzahn gut überstanden. Und die Reha im Anschluss läuft auch nach Plan. „Ich fühle mich gut“, sagt deshalb auch die SV-Athletin. Das war einer der Beweggründe, sich fürs Weitermachen zu entscheiden. Auch ihre Familie hat sie darin bestärkt, die langen vier Jahre noch einmal in Angriff zu. Freund Gunther, der auch vom Fach ist, die Eltern als ihre größten Fans und natürlich Schwester Claudia. Ihre einstige Nationalmannschaftskollegin war 2012 aus London ohne Medaille zurückgekehrt.

Was Luise Malzahn nicht minder wichtig ist: Bundestrainer Claudiu Pusa zählt weiter auf sie. Er war eigens bei ihr in Berlin gewesen und hat das Gespräch mit der Hallenserin gesucht. An dem Stützpunkt in der Hauptstadt hatte Luise Malzahn in den letzten Monaten nicht nur starke Trainingspartner gefunden. Dort absolviert sie auch einen Großteil der Rehabilitation. Für die nimmt sich Luise Malzahn diesmal alle Zeit der Welt. Nach ihrer ersten Kreuzband-OP war sie schon nach fünf Monaten wieder ins Training eingestiegen, nach vier weiteren machte sie ihren ersten Kampf.

Diesmal wird sie die judospezifischen Übungen wohl erstmals wieder im Mai in Angriff nehmen. Zudem will Luise Malzahn die großen Turniere und internationalen Trainingslager künftig wohldosieren. Noch ist das alles aber weit weg.

Die Zwangspause übrigens sieht sie nicht als Not, sondern als Tugend an. Während ihre Auswahlkolleginnen gerade in Japan sind, hat sie endlich einmal Zeit, all die Dinge zu tun, zu denen sie vor Weihnachten sonst nicht kommt. „Also Plätzchen backen, Geschenke besorgen “, sagt Luise Malzahn.

Malzahn ist lieber Einzelkämpferin

Und eben Bob fahren. Insgesamt drei Tage war Luise Malzahn - vor der OP- mit den Wintersportlern in Königssee unterwegs. Drei Fahrten hat sie auch gemeinsam mit einer Testfahrerin absolviert. „Ich war erstaunt, welche enormen Kräfte da wirken“, gibt Halles Judo-Frau zu. Die waren allerdings nicht der Grund, warum sie sich letztlich gegen den Wintersport entschieden hat. „Ich habe schnell gemerkt, dass das nicht mein Ding ist“, sagt sie und spricht damit ihre ständig kalten Füße und das Werkeln am Schlitten davor und danach an.

Und außerdem: „All die Jahre war ich Einzelkämpferin und damit auf mich allein gestellt, wenn es darauf ankam. Im Bob aber gehört man zu einem Team.“ Sie habe Respekt vor denen, die diesen Sport betreiben. Und doch fährt sie lieber Schlitten mit ihren Judo-Gegnerinnen.