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Vor dem Duell HFC gegen Hansa Rostock Vor dem Duell HFC gegen Hansa Rostock: HFC-Richter Stelzner hält Stadionverbote für wirksam

Von Karl Ebert 03.04.2014, 18:22
Im Hinspiel brannten Rauchbomben im Gästeblock.
Im Hinspiel brannten Rauchbomben im Gästeblock. Imago Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Andre Stelzner ist für eine Reihe von Fans des Halleschen FC das personifizierte Feindbild. Kaum ein Heimspiel vergeht, in dem die Ultras nicht irgendein Transparent kontra Stelzner in die Höhe halten. Das wundert nur bedingt, schließlich ist der Jugend- und Strafrichter vom Amtsgericht Bernburg für das Verhängen von Stadionverboten beim Fußball-Drittligisten zuständig. Der 46-Jährige will den Teufel zwar nicht an die Wand malen, aber er befürchtet, dass deren Anzahl sich nach dem Prestigeduell zwischen dem HFC und Hansa Rostock am Sonnabend durchaus wieder erhöhen könnte.

„Ich glaube nicht, dass es ruhig bleibt, denke aber, dass sich vieles außerhalb des Stadions abspielen wird“, sagt Stelzner. Seine Sorge ist begründet, schließlich tobten sich beim Hinspiel die halleschen Chaoten im Rostocker Stadion aus und verursachten einen Schaden von 30.000 Euro. Nun muss ein Racheakt befürchtet werden. Der FC Hansa verhängte übrigens damals als Konsequenz sieben bundesweite Stadionverbote gegen HFC-Fans.

Tendenz gleichbleibend

Auch Stelzner hat gut zu tun. Insgesamt 38 der von ihm sowohl gegen Hallenser als auch Fans anderer Vereine verhängten Stadionverbote, die eine Laufzeit von einer Woche bis drei Jahre haben können, sind aktuell gültig. Acht regionale Verbote sind zudem nur auf die Spielstätten des HFC begrenzt. Die Anzahl der vom Deutschen Fußball-Bund beziehungsweise anderen Vereinen gegen HFC-Fans verhängten bundesweiten Stadionverbote beläuft sich auf 44 - Tendenz gleichbleibend. „Das ist ein bundesweiter Trend, nachdem die Zahlen vor knapp zehn Jahren durchaus schon einmal im dreistelligen Bereich lagen“, sagt Stelzner.

Der Richter widerspricht der weitläufig verbreiteten Meinung, dass Stadionverbote die Chaoten nicht jucken würden. „Das sehe ich anders. Die Transparente gegen meine Person, die Eintragungen auf den Internetseiten der so genannten ,Saalefront’ sagen etwas anderes. Die Stadionverbote treffen schon“, sagt Stelzner und bringt einen weiteren Beleg: „Ein harter Kern der Personen mit Stadionverbot reist trotzdem zu jedem Auswärtsspiel mit, bleibt vor Ort aber dann außen vor, weil sie sich sonst des Hausfriedensbruches schuldig machen würden und richtigen Ärger hätten.“ Stelzner lobt in diesem Zusammenhang die szenekundigen Beamten der Polizei, die sich sehr gut auskennen würden und nicht nur in, sondern auch außerhalb der Stadien ein waches Auge auf ihre Kandidaten hätten.

„Die Strafgewalt nach dem Gesetz ist ausreichend“

Stelzner ist übrigens kein Freund populistischer Forderungen nach härteren Maßnahmen oder von kurzfristigen Haftstrafen, wie sie kürzlich Hans-Joachim Watzke, der Boss des Bundesligisten Borussia Dortmund, ins Gespräch gebracht hatte. „Die Strafgewalt nach dem Gesetz ist ausreichend“, erklärt Stelzner. Allerdings müssten die anschließenden Strafverfahren, die jede Person mit Stadionverbot erwarten, auch zügig abgehandelt werden, um den nötigen erzieherischen Effekt zu erzielen. „Wenn erst nach zwei Jahren ein Urteil fällt, ist dieser Effekt weg. Insofern sind die Einsparungen des Landes Sachsen-Anhalt im Bereich der Polizei kontraproduktiv. Denn weniger Beamte bedeuten längere Laufzeiten der Verfahren.“

Weniger Stadionverbote könnten aus Stelzners Sicht auch durch eine professionelle Fanbetreuung erreicht werden. „Doch die sehe ich in Halle nicht. Professionelle Fanprojekte spielen in etwa die Rolle, wie ein Bewährungshelfer im zivilen Leben. Das heißt mit einer bestimmten Distanz. Doch wenn ausgerechnet vom Gelände des Fanprojektes Bierdosen gegen den Teambus von RB Leipzig geworfen werden, dann weiß ich, wo etwas im Argen liegt“, so Stelzner.