Zugang ist Überraschung Warum HFC-Profi Pierre Weber in Kroatien ausgebootet wurde
Pierre Weber überrascht als Startelfspieler des Halleschen FC. Hinter dem 20-Jährigen aus Bautzen liegt eine finstere erste Profisaison.
Halle (Saale)/MZ - Die Zeit hat Spuren hinterlassen. Sie hat einem jungen, hoffnungsvollen Fußballer die Schattenseiten des Profigeschäfts in aller Härte aufgezeigt. Sie machte aus Pierre Weber aber keinen Kroatien-Hasser. „Ich finde das Land ja nicht verkehrt“, sagt der Fußballer in Diensten des Halleschen FC. Bei der EM war er sogar im Trikot seines Ex-Vereins Vukovar beim Public Viewing in Leipzig zu sehen. „Ich war da mit zwei, drei Kollegen, die Kroaten oder Halbkroaten sind“, erklärte Weber mit einem Lächeln. „Es war cool, mit meinen Freunden das Land zu unterstützen.“
Die Sonne scheint wieder für den 20-Jährigen. Nicht nur am Montag, wo er beim Training beim HFC-Stadion noch eine Zusatzschicht einlegte, Flanken übte. Generell.
HFC holt Ex-RB-Leipzig-Talent Pierre Weber in die Startelf
Weber darf für die Rot-Weißen wieder das machen, was er liebt: Fußball spielen. Das einstige Talent von RB Leipzig ist eine der ersten Überraschungen der jungen Saison des HFC in der Regionalliga. Beim 0:0 zum Auftakt in Chemnitz am vergangenen Donnerstag stand Weber, der bei seiner Verpflichtung als Spieler für die Zehn oder Acht angekündigt worden war, in der Startelf – als linker Schienenspieler. Der Mann aus Bautzen, der vor seinem Wechsel nach Halle ein Fußballer für Kenner des Geschäfts war, eine Unbekannte, überzeugte, beackerte seine Seite konzentriert und effektiv.
„Ich bin persönlich sehr zufrieden mit dem Start“, sagt Weber selbst. „Ich bin zwar als Zehner oder Achter gekommen. Aber durch den Ausfall von Jordi (Wegmann; Anm. d. Red.) wurde ein Linksfuß gebraucht. Ich bin ein laufstarker Spieler, habe das in der Vergangenheit auch oft gespielt bei RB, es war nichts Neues für mich. Ich habe mich gefreut, dass ich spielen durfte.“
Denn diese Freude blieb ihm in Kroatien verwehrt. Weber, der die U19 von RB zeitweise als Kapitän angeführt hatte, wagte sich 2023 zu Beginn seiner Profikarriere direkt ins Ausland, ging zum kroatischen Zweitligisten NK Vukovar. „Die zweite kroatische Liga ist keine schlechte Adresse. Das Paket hat an sich gestimmt, ich fand das eine gute Idee.“ Er machte aber nur drei Spiele, ehe er im Winter zurück nach Deutschland kam.
Pierre Weber über Negativ-Erlebnisse bei NK Vukovar
Von einer herausfordernden Phase und Negativerlebnissen sprach der HFC bei der Bekanntgabe seiner Verpflichtung im Sommer. Was war passiert? „Kroatien hat mich sehr geprägt, leider auch sehr negativ. Sportlich hatte ich keine großen Probleme, aber mit dem Umfeld. Ich durfte nicht mehr zu Einsätzen kommen“, erzählt Weber. „Es gab einen Vorfall aufgrund einer Erkrankung, ich bin, abgesprochen, nach Deutschland geflogen, das wurde mir aber schlecht ausgelegt, ich bin vom Training ausgeschlossen worden.“
Die erste Profi- entwickelte sich zu Weber zur Horrorstation. „Ich habe versucht, das Beste daraus zu machen, habe individuell gearbeitet und mit Freunden Fußball gespielt“, sagt er über die Zeit nach dem Ausschluss vom Team.
Über ein halbes Jahr bei der Reserve des 1. FC Magdeburg, wo zwei Verletzungen viele Einsätze verhinderten, kam er im Sommer nach Halle. Auch, weil er mit Daniel Meyer eine Vertrauensperson aus der Zeit im Nachwuchs von RB vor Ort wusste. „Ich hatte immer einen guten Draht zu Daniel Meyer. Auch schon, bevor er in Halle angefangen hat, waren wir in Kontakt“, erzählt Weber.
In Halle hat er schnell seinen Platz gefunden, hier wird ihm vertraut, auf ihn gebaut. „Der HFC ist ein Traditionsverein, anders als RB. Man merkt die Liebe in der Stadt für den Verein“, sagt der Zugang.
Seinen guten Start will er fortsetzten, sich festspielen. „Ich bin zufrieden mit der Schiene, ich will auf dem Platz stehen, die Position ist nachrangig“, sagt er. Am Freitag im ersten Heimspiel wird er wieder auf dem Platz stehen. Vielleicht schauen ja auch die Kumpels aus Kroatien vorbei.