Berater sprechen über "harte Verhandlungen" Hallescher FC: Trainer Ziegner hat Ausstiegsklausel für höherklassige Klubs
Halle (Saale) - Anfang des Monats hatte der Hallesche FC die Katze aus dem Sack gelassen und eine entscheidende Personalie verkündet: Trainer Torsten Ziegner hat seinen im kommenden Sommer auslaufenden Vertrag um ein weiteres Jahr bis 2021 verlängert. Und alle aus der Führungsetage des Fußball-Drittligisten waren so stolz wie glücklich. Schließlich hatte Ziegner den Verein nach seinem Antritt im Sommer 2018 zum Leben erweckt und in seinem ersten Jahr auf Platz vier geführt. In dieser Saison nun soll der 42-Jährige mit seiner Mannschaft möglichst aufsteigen. Doch der Unterschrift ging ein zähes Ringen voraus.
In der MZ erzählen nun die Berater von Torsten Ziegner, wie der Deal über die Bühne gegangen ist. Zunächst waren da nämlich noch Nebenbuhler des HFC. „Es gab Anfragen und Hintergrundgespräche mit Vereinen aus der ersten und zweiten Liga“, sagt Stephan Peplies, der die Verhandlungen zur Vertragsverlängerung Ziegners geführt hatte.
Torsten Ziegner: Drei Berater vertreten der HFC-Trainer
Der Jurist ist einer von drei Personen, die seit 2010 in der Agentur Soccer Marketing Group GmbH (SMG) mit Ziegner arbeiten. Neben Peplies gehören auch Lars Dobbertin und Bernd Schneider dazu. Dobbertin, Rechtsanwalt und ehemaliger Sport-Journalist, ergänzt die tägliche Arbeit der Pressesprecher in den Vereinen. Ex-Profi Schneider ist hingegen für den sportlichen Part, die Spielanalytik, zuständig. Der gebürtige Jenenser verfügt über die Erfahrung von 296 Erstligaspielen und 81 Partien für die Nationalmannschaft.
„Wir sind ständig in einem regen Austausch. Wir diskutieren über alle Aspekte des Fußballs, über Taktik, Trainer und Spieler“, erzählt Schneider. Zusammen mit Ziegner besucht er auch viele Spiele. Meistens am gemeinsamen Wohnort Jena, „aber auch national und international, wenn es passt“, so der Ex-Profi. Als Inspiration dienten da in der vergangenen Saison die Champions League-Spiele von Borussia Dortmund gegen Atletico Madrid und Viktoria Pilsen gegen AS Rom.
Sportökonom Peplies lehrt an der Universität Bayreuth und kümmert sich unter anderem auch um die Vermarktung von Sportgrößen wie der Olympiasieger Eric Frenzel (Nordische Kombination) und Magdalena Neuner (Biathlon) - und auch um Julia Görges (Tennis) und Nico Hülkenberg (Formel 1). Beim HFC betreut SMG nicht nur Ziegner sondern auch die Spieler Bentley Baxter Bahn, Sebastian Mai und Patrik Göbel.
Ziegner-Berater vertreten auch Bahn, Mai und Göbel
Peplies erklärt das Konzept der SMG: „Unser Anspruch ist es, die Klienten vollumfänglich in ihrem Leben zu beraten.“ Dabei geht es nicht nur um die klassische Vertretung bei Verhandlungen oder die Suche nach neuen Vereinen. „Wir bieten Nachhilfe für junge Spieler oder auch Hilfe bei der Vorbereitung auf das Abitur. Für all das übernehmen wir auch die Kosten.“
Deutschlandweit arbeitet die Agentur mit zwölf Stützpunkten in der Sportmedizin zusammen. „Da haben wir auch Professoren, die seit vielen Jahren forschen und auch viel Erfahrung in der Praxis haben.“ Es zeigt: Über die bekannten Aufgaben einer Berater-Firma geht die Arbeit weit hinaus. „In dieser Bündelung haben wir ein Alleinstellungsmerkmal“, so Dobbertin.
Ein Konzept, das auch Ziegner überzeugt hatte. Seit Sommer 2017 lässt er sich von der Agentur vertreten. Sie fädelte den Wechsel von Zwickau nach Halle ein und handelte neue Eckpunkte im Kontrakt mit dem Klub aus, dessen Verlängerung am 7. November verkündet worden war. „Es waren sehr harte Verhandlungen. Aber das ist normal bei zwei so starken Parteien“, hatte Ziegner damals gesagt. Über drei Monate, in denen auch mal für zwei Wochen keine Gespräche stattgefunden hatten, streckten sich die Verhandlungen hin.
Hallescher FC: Trainer Torsten Ziegner hat Ausstiegsklausel im Vertrag
„Torsten Ziegner hat viele Möglichkeiten auf dem Markt,“ erklärt Peplies. „Deshalb mussten wir auch überlegen, wie wir mit der Anfrage des HFC bezüglich der Verlängerung umgehen. Denn wir haben die Karriereplanung des Klienten im Kopf.“ Und die ist mittelfristig auf die zweite Bundesliga ausgerichtet. Klar war: Unterschreibt Ziegner in Halle, ist er vorerst vom Markt.
Doch heutzutage ist es üblich, mit entsprechenden Klauseln im Vertrag dennoch eine Ausstiegsmöglichkeit zu haben: So könnte die Möglichkeit bestehen, dass Ziegner bei einem Angebot eines höherklassigen Vereins gegen eine Ablösesumme dennoch wechseln kann. „Wir haben alle für den Klienten relevanten Szenarien abgedeckt“, sagt Peplies auf Nachfrage.
Diese Klausel wäre ein Entgegenkommen des HFC, um den Wunschtrainer einen Verbleib an der Saale schmackhaft machen zu können. „Es gab immer wieder Punkte, an denen es geknistert hat. Wir waren uns in einigen Punkten nicht einig, waren in unterschiedlichen Korridoren, es war festgefahren“, verrät Peplies, sagt aber auch, dass er noch nie „so professionelle Verhandlungen“ geführt habe, wie mit HFC-Präsident Jens Rauschenbach und Sportdirektor Ralf Heskamp.
Verlängern Göbel, Bahn und Mai in Halle? Verhandlungen werden „kein Selbstläufer“
Peplies sagt das nach zwei persönlichen Treffen und vielen Telefonaten. Er weiß die Arbeit der Partner in Halle nach 25 Jahre Erfahrung in der Unternehmensführung einzuschätzen. „Wir haben auch von Anfang an gesagt, dass sich alle an den Verhandlungen beteiligten Personen gut leiden können und wir Menschliches von Fachlichem trennen.“ Mit Erfolg.
Doch wie geht es jetzt mit den Spielern Göbel, Bahn und Mai weiter? Bei allen läuft am Ende der Saison der Vertrag aus. „Alle drei haben sich ihren Stellenwert erspielt. Wir haben bei allen Signale aus der zweiten Liga“, so Peplies, der erklärt, die Anfragen mit seinen Partnern „in Ruhe sondieren“ zu wollen. Auch wenn die Spieler stets verkünden, sich beim HFC wohlzufühlen, werden die Verhandlungen „kein Selbstläufer“ prognostiziert er. (mz)