Hallescher FC Hallescher FC: Beinahe bereit für die neue Saison

Halle (Saale)/MZ - Tim Kruse riss erstaunt die Augen auf. „Wird das Wetter da etwa genauso?“, fragte er erschüttert, als nach der 1:2-Niederlage des Halleschen FC gegen Erzgebirge Aue die Sprache auf den kommenden Sonnabend und das erste Spiel in der Drittligasaison kam. Kruse, der neue Kapitän des HFC ahnte schon da, was seiner Mannschaft blüht, sollte die Sonne gegen den Chemnitzer FC ähnlich erbarmungslos auf den Rasen im Erdgas Sportpark knallen, wie sie das beim letzten Testspiel 90 Minuten lang tat. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass die Witterung ihren Anteil an dem eher müden und trostlosen Kick hatte. Der Zweitligist gewann, „weil er in einigen Punkten etwas cleverer und schneller war“, wie Trainer Sven Köhler zusammenfasste.
Und auch, weil beim HFC noch nicht alle Rädchen ineinandergreifen: „Das ist doch klar, dass da noch nicht alles klappt. Dazu braucht man Spielpraxis. Das ist bei keiner Mannschaft der Welt anders“, sagte Köhler. Ein paar Erkenntnisse aus dem Spiel sind allerdings doch gereift. Ein Überblick über die einzelnen Mannschaftsteile beim HFC:
Die Abwehr
Dominic Rau kannte seine Gegenspieler genau. „Ich wusste, wie ihre Laufwege sind und konnte mich darauf einstellen“, sagte der hallesche Innenverteidiger nach dem Spiel gegen seine ehemaligen Teamkollegen. Den Vorteil nutzte der 23-Jährige geschickt, ließ im Zusammenspiel mit Marcel Franke kaum etwas zu. Auf den Außenbahnen spielten zunächst Florian Brügmann und Robert Schick, später ersetzte Marcel Baude Brügmann. Die Viererkette stand über weite Stecken solide, nur bei den Gegentoren (14./44.) sah sie etwas unkoordiniert aus. Robert Schick, der den verletzten Daniel Ziebig auf links ersetzte, war zuweilen noch etwas nervös und ungestüm.
Das defensive Mittelfeld
Die Wahl der Mannschaft vor dem Spiel ging laut Sven Köhler „mit einer deutlichen Mehrheit“ aus. Tim Kruse ist der neue Kapitän des HFC. Gegen Aue zeigte er auch, warum er das Vertrauen seiner Kollegen bekam. Kruse spielte ruhig und solide, versuchte, dem Spiel nach vorn Ordnung zu geben. Ihm zur Seite stand dabei Max Jansen. „Max ist ein cleverer Junge, der das gut gemacht hat“, lobte Kruse seinen Nebenmann. Eine Schrecksekunde für den 21-Jährigen gab es allerdings gleich nach ein paar Sekunden. „Er hat einen Schlag auf den Knöchel bekommen und konnte danach noch nicht alles abrufen, was er kann“, so Köhler. So lange Ivica Banovic noch nicht fit ist, dürfte Köhler an den beiden nicht vorbeikommen, auch wenn es im Spielaufbau noch ein paar Defizite gab. Defensiv hingegen harmonierten sie schon sehr gut.
Die Kreativabteilung
Sven Köhler setzte zu Beginn auf Andy Gogia, Sören Bertram und Sascha Pfeffer als offensives Trio. Von allen drei war wenig zu sehen, was auch der Hitze geschuldet war. Gogia zeigte ein paar Übersteiger und Kabinettstückchen, die allerdings meist in der abgezockten Abwehr der Auer versandeten. Bertram bewies, dass auch Freistöße seine Stärke sind, als er einen davon zum zwischenzeitlichen 1:1 ins rechte Eck nagelte. Sascha Pfeffer blieb eher blass, auch dem eingewechselten Selim Aydemir war in Halbzeit zwei deutlich anzumerken, dass ihm die Praxis fehlt.
Der Sturm
In der 80. Minute zog Carsten Heine, Trainer des Chemnitzer FC und Beobachter des Spiels, auf der Haupttribüne seine Sonnenbrille kurz nach oben. Heine konnte wohl kaum glauben, was er da auf dem Platz sah. Der eingewechselte Osayamen Osawe kam an den Ball, sprintete die gesamte Auer Abwehr atemlos und schoss dann aber knapp neben das Tor. Das gleiche machte Osawe sechs Minuten später noch einmal. Auch wenn es für den Ausgleich nicht reichte, die Leistung des 20-Jährigen lässt auf mehr hoffen. Timo Furuholm hingegen ist noch nicht in Bestform. Der Finne war gegen Aue eine Stunde lang hilflos in der Spitze. Dass er nicht die gesamte Vorbereitung mitmachen konnte, merkte man ihm an. „Timo hat noch Defizite, das ist aber logisch nach dieser Vorbereitung. Heute war es ein schweres Spiel für jeden Stürmer und auch für ihn“, sagte Sven Köhler. Bei der Hitze sei jeder Schritt zu viel gewesen. Furuholm fehlte die Spritzigkeit und auch die Bindung ans Spiel.