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Abschied oder Bleiben? HFC-Kicker gegen Wiesbaden mit überzeugender „Bewerbung“

Von Fabian Wölfling 16.05.2021, 15:44
Mit 4:0 hat der HFC Wiebaden am Sonntag abgefertigt.
Mit 4:0 hat der HFC Wiebaden am Sonntag abgefertigt. (Foto: imago images/Eibner)

Halle (Saale) - Wenn sich eine Fußballsaison dem Ende neigt, ist die Zeit der Abschiede gekommen. „Danke Daggi, für 17 Jahre“ flimmerte deshalb am Sonntag über die Videowand im Erdgas Sportpark. Für die treue Wäschefrau Dagmar „Daggi“ Schulz war das Heimspiel des Halleschen FC gegen den SV Wehen Wiesbaden das letzte ihrer langen Ära.

Sie hört auf, bekam Blumen und ein von den Spielern unterzeichnetes Trikot mit der Nummer 17. Es wird nicht der einzige Abschied bleiben. Bei zwölf HFC-Spielern und ja auch Trainer Florian Schnorrenberg laufen die Verträge zum Saisonende aus. Die Drittligapartie daher für einige wie ein Bewerbungsgespräch mit Ball. Was  außerordentlich gut glückte. 4:0 gewann der HFC, es war der höchste Saisonsieg.

Ralf Minge nimmt seine Spieler genau unter die Lupe

In Jeans, aber nicht der typischen Jeansjacke, beobachtete der neue Macher Ralf Minge bereits das Aufwärmen der Rot-Weißen genau von der Tribüne. Für das Spiel zog er sich dann auf die Vip-Plätze zurück. Was Minge, der maßgeblich über die Zukunft der Vertragslosen entscheidet, sah, war erstmal das Ligadebüt von RB-Leihkeeper Tim Schreiber, Stammkraft Sven Müller pausierte erkrankt. Auch Niklas Kastenhofer als Rechtsverteidiger und Marcel Titsch Rivero, der bisher oft blasse „Königstransfer“, im Mittelfeld durften ran. Dafür saß unter anderem Kapitän Jonas Nietfeld auf der Bank.

Das Spiel dann ziemlich genau das, was als schöne Form des Sommerfußballs gilt: Ohne Ergebnisdruck immer fix nach vorn. Große Chancen blieben bis zur 17. Minute aber aus. Dann hätte Michael Eberwein „Daggi“ jedoch ein passendes Geschenk machen können: Nach Ballverlust des ehemaligen Hallensers Marvin Ajani kam der Offensivmann frei im Strafraum zum Abschluss, schoss aber aus elf Metern über das Tor.

Wuchtiger Doppelschlag bringt HFC gegen Wiesbaden in Führung

Aus zehn Meter größerer Entfernung war der 25-Jährige in der 21. Minute dann aber erfolgreich: Janek Sternberg leitete mit einem beherzten Offensivlauf ein, Eberwein zog final im Querlaufen ab und traf platziert und wuchtig zum 1:0 ins linke untere Eck.

Und nur eine Minute später folgte das nächste Hammertor: Diesmal bereitete Eberwein vor und Julian Derstroff jagte den Ball der Strafraumkante unter die Latte. Ein herrlicher Doppelschlag, nur 67 Sekunden lagen zwischen den Treffern, zur 2:0-Führung. Der dürfte auch Ralf Minge sehr gefallen haben, auch wenn er nach außen ohne große Emotionen blieb.

Wiesbaden bemühte sich danach um eine Antwort, war offensiver, aber ohne wirkliche Chancen. Der HFC nutzte den Vorsprung für eine lauernde Kontertaktik und sorgte so selbst weiter für mehr Gefahr. Das 2:0 zur Pause daher absolut in Ordnung.

Bei Premiere im HFC-Tor: Schreiber kann sich mehrfach auszeichnen

In der 52. Minute endlich die erste große Bewährungschance für Torwart Schreiber: Nach einem Kopfball von Wiesbadens Sturmtank Gustaf Nilsson verhinderte das Talent reaktionsschnell mit der linken Hand den Anschlusstreffer.

So konnte der HFC durch eine sensationelle Einzelleistung von Terrence Boyd in der 60. Minute den Vorsprung sogar weiter ausbauen. Der Torzyklop arbeitete sich erst robust in den Strafraum durch, täuschte dort angekommen einmal an und traf dann aus der Drehung per Schlenzer wunderschön in den Winkel - die 3:0-Vorentscheidung.

Makel bei HFC-Sieg: Kastenhofer sieht rote Karte

Die 4:0-Entscheidung folgte nur vier Minuten später und wieder war Boyd der Torschütze. Diesmal köpfte er nach einer Sternberg-Freistoßflanke ein, das 18. Saisontor bereits. Ein Kantersieg nahm im ersten Spiel mit Sportchef Minge immer mehr Form an.

Einen unschönen Makel bekam dieser eigentlich vollkommen gelungene HFC-Nachmittag in der 79. Minute. Kastenhofer grätschte Wiesbadens Lucas Brumme von hinten um, Schiedsrichter Florian Exner zog glatt Rot. Tendenz: überharte Entscheidung.

Die Rot-Weißen somit in der Schlussphase nur noch zu zehnt. Aber eine weitere Wahnsinnstat von Schreiber kurz vor Schluss rettete die Null. „Tim, geil“, lobte Boyd.  Der höchste Saisonsieg war somit perfekt. (mz)