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23. Sportlerball in Halle 23. Sportlerball in Halle: Beste Sportler Sachsen-Anhalts geehrt

Von Christoph Karpe 27.11.2015, 22:06
Luise Malzahn, Rico Freimuth und der FCM mit Lars Fuchs (von links) haben die Titel der Landeswahl 2015 gewonnen.
Luise Malzahn, Rico Freimuth und der FCM mit Lars Fuchs (von links) haben die Titel der Landeswahl 2015 gewonnen. dpa (2), Imago; Montage: MZ Lizenz

Halle (Saale) - Hier ein Lächeln, dort ein Händedruck, da ein Gespräch - Paul Biedermann, der große Schwimmer fühlte sich neben Hardy Gnewuch, dem Leiter des Olympiastützpunktes für den Bereich Halle, und LSB-Präsident Andreas Silbersack richtig wohl. Nun mag der deutsche Sportstar eher Heavy-Metal-Konzerte als die in ihren Grundzügen manchmal so schillernden wie steifen Ball-Veranstaltungen. Doch den 23. Ball des Sports, mit dem der Landessportbund (LSB) zugleich sein 25-jähriges Bestehen feierte und bei dem traditionell auch die besten Sportler der zurückliegenden Monate in Sachsen-Anhalt geehrt werden, wollte sich der 29-Jährige am Freitagabend nicht entgehen lassen. Schließlich kam der Titelverteidiger mit berechtigten Siegaussichten ins hallesche Dormero-Hotel. WM-Dritter über 200 Meter Freistil war er im Sommer in Kasan geworden.

Unglaubliche Energieleistung

Auch für Rico Freimuth galt Biedermann als Favorit: „Wer hat denn gewonnen“, fragte der Zehnkämpfer aus dem Trainingslager im fernen Südafrika und schob sofort nach: „Paul?“ Nein, diesmal wurde Biedermann tatsächlich nur Dritter in der Wahl der Sportjournalisten des Landes. Bezwungen von einem Schwimmer. Eigentlich unvorstellbar. Doch der 20-jährige Rob Muffels konnte immerhin eine WM-Silbermedaille über fünf Kilometer und noch dazu Gold mit der Mannschaft in die Waagschale werfen.

Doch selbst das reichte nicht zum Triumph. Der beste Sportler ist in diesem Jahr tatsächlich Freimuth: „Das bedeutet mir wirklich unheimlich viel. Schade, dass ich bei der Ehrung nicht dabei sein kann“, sagte der 27-Jährige.

Den Ausschlag für seine Wahl gab natürlich sein so glänzender wie überraschender dritter Rang im Zehnkampf Ende August bei den Weltmeisterschaften in Peking. Hinter Weltrekordler Ashton Eaton, seit Donnerstag übrigens Welt-Leichtathlet 2015, und dem Kanadier Damien Warner kam der Hallenser auf 8.561 Punkte - Bestleistung. „Ich habe mir einen Traum erfüllt“, sagte Freimuth damals.

Innerer Schweinehund bezwungen

Und er hatte seinen Fluch besiegt. Ständig maß er sich selbst mit seinem Vater Uwe, der in den 1980er Jahren einer der besten Zehnkämpfer war, aber es bei einer WM - 1983 war das - nur zum vierten Platz geschafft hatte. Jahrelang setzte sich Freimuth, immerhin schon Olympia-Sechster 2012, so sehr bei Wettkämpfen unter mentalen Druck, dass er zu stagnieren begann. 8.300 Punkte - plus X - das geriet zu seinem Standard-Niveau. Was natürlich niemals zu einer Medaille reichte.

Doch dann gelang es ihm, zu neuer Gelassenheit zu finden. Er verlor den Drang, seine Klasse anderen beweisen zu müssen, sondern fokussierte sich auf sich selbst. So gelang es ihm in Peking auch, den inneren Schweinehund bei dem so ungeliebten finalen 1 500-Meter-Lauf zu bezwingen. Mit einer Energieleistung verteidigte er seinen Medaillen-Rang. Und genau diese so außergewöhnliche Leistung zählte im Ansehen der Experten diesmal mehr als die Medaillen von Muffels und Biedermann.

Der gratulierte übrigens aus vollem Herzen: „Rico hat diesen Sieg allemal verdient“, sagt Biedermann, der wie Freimuth zu den Medaillenkandidaten bei den Olympischen Spielen 2016 zählt. Sofern sie sich national qualifizieren, gleiches gilt für Rob Muffels, der noch zwei Ausscheidungsrennen meistern muss.

Vier Medaillen in einem Jahr

Diese Sorgen dürfte Luise Malzahn nicht haben. Sie steht im Ranking der besten Judoka so weit oben, dass ihr die Rio-Teilnahme so gut wie sicher ist. Die Vielzahl der Punkte ergatterte sie nicht zuletzt bei der WM in Astana (Kasachstan) durch ihren dritten Rang im Einzelwettbewerb. Auch mit dem Team holte sie Bronze. Dazu kamen zwei Silbermedaillen bei Europameisterschaften. Also durfte sich die Medaillen-Sammlerin erstmals im Land als Siegerin feiern lassen.

Eine Premiere auf dem Siegerpodest gab es auch im Mannschafts-Wettbewerb. Schließlich galt es ein historisches Ereignis zu würdigen: Erstmals schaffte der traditionsreiche 1. FC Magdeburg den Sprung in den bundesdeutschen Profi-Fußball. Jetzt mischt er die dritte Liga auf und hat dort aktuell sogar den Landesrivalen Hallescher FC abgehängt.

Paul Biedermann hätte übrigens sicherlich sein geliebtes Eishockey-Team der Saale Bulls, wo er regelmäßig als Fan zuschaut, ganz vorn gesehen. Doch dazu müsste wohl erst einmal ein Aufstieg in die zweite Bundesliga her. (mz)

Die Schwimmer Daniela Schreiber und Paul Biedermann (r.) kommen mit Hardy Gnewuch vom Olympiastützpunkt zum Ball des Sports.
Die Schwimmer Daniela Schreiber und Paul Biedermann (r.) kommen mit Hardy Gnewuch vom Olympiastützpunkt zum Ball des Sports.
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