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Vergewaltigungsvorwurf Vergewaltigungsvorwurf: Prozess gegen Bill Cosby beginnt nächstes Jahr

07.09.2016, 11:07
Bill Cosby
Bill Cosby AP

Norristown - Auf US-Fernsehlegende Bill Cosby kommt ein Aufsehen erregender Prozess wegen sexuellen Missbrauchs zu. Der zuständige Richter in Montgomery im US-Bundesstaat Pennsylvania legte am Dienstag den 5. Juni 2017 als Prozessbeginn fest, nachdem Cosbys Anwälte mit dem Versuch gescheitert waren, das Verfahren abzuwenden. Sie kündigten weiteren Widerstand an.

In dem Prozess soll es um einen mutmaßlichen Missbrauchsfall aus dem Jahr 2004 gehen: Eine Frau wirft Cosby vor, sie unter Drogen gesetzt und sexuell missbraucht zu haben. Nach Aussagen der Klägerin gab Cosby ihr damals in seinem Haus in einem Vorort von Philadelphia „blaue Pillen“ und versicherte auf Nachfrage, diese seien „pflanzlich“. Etwa eine halbe Stunde später habe sich die junge Frau, die auch Wein getrunken hatte, schlecht gefühlt, ihr Sehvermögen sei gestört gewesen und sie habe kaum sprechen können. Anschließend habe der Schauspieler sie missbraucht.

Vorwurf der „schweren sexuellen Nötigung“

Cosby hat gestanden, der Frau eine Pille gegeben zu haben. Er gibt aber an, der Geschlechtsverkehr habe in gegenseitigem Einvernehmen stattgefunden. Cosby und die Universitätsmitarbeiterin hatten sich im Jahr 2006 bereits in einem Zivilverfahren geeinigt. Seine Anwälte führten vergeblich ins Feld, in der damaligen Vereinbarung sei ein Strafverfahren ausgeschlossen worden.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm „schwere sexuelle Nötigung“ vor. Cosby drohen bis zu zehn Jahre Haft und 25.000 Dollar (rund 22.000 Euro) Geldstrafe. Die Anklage kündigte an, in dem anstehenden Verfahren bis zu 13 weitere Frauen zu Wort kommen zu lassen, die ebenfalls von Cosby missbraucht worden sein sollen. Da diese Fälle verjährt sind, sollen sie als Zeuginnen angehört werden.

Anwälte unterstellen Rassismus

Zu erwarten wären bei einem solchen Verfahrensverlauf massive öffentliche Anschuldigungen, die das ohnehin schon angeschlagene Image des 79-Jährigen weiter schädigen dürften. Seine Anwälte wollen ihm diese Peinlichkeit ersparen; sie kündigten umgehend an, die Entscheidung des Richters zur Festsetzung des Prozesstermins vor dem Obersten Gerichtshof des Bundesstaates anfechten zu wollen. Cosby werde „weiter für seine Rechte kämpfen“, erklärten sie.

Zudem unterstellten sie der Hauptklägerin rassistische Motive. Die Anschuldigungen gründeten auf „rassistischer Voreingenommenheit“, erklärte Cosbys Verteidigerteam. Die Medien hätten die Anschuldigungen ohne Beweis weiterverbreitet, klagten sie. „Damit rücken wir von einem Amerika ab, für dessen Schaffung die Führer unserer Bürgerrechtsbewegung so viele Opfer geleistet haben.“

50 Frauen erheben Vergewaltigungsvorwürfe

Der Richter schloss am Dienstag nicht aus, dass der Beginn des Verfahrens vom 5. Juni noch vorgezogen wird, sollten die noch anhängigen Einsprüche ausreichend früh geprüft werden. Cosby werde im Gerichtssaal bei Bedarf zusätzliche Unterstützung bekommen, da seine Anwälte angegeben hätten, er sei beinahe blind. Dem früheren Fernsehstar drohen bis zu zehn Jahre Haft. Cosbys Anwälte bestreiten jegliches Fehlverhalten ihres Mandanten.

Sie bestreiten dabei aber nicht, dass es im Jahr 2004 in Cosbys Haus in Philadelphia zu der Begegnung mit der Frau kam, die nun als Klägerin das Verfahren ins Rollen gebracht hat; der Sex sei allerdings einvernehmlich gewesen, argumentieren sie. In den vergangenen Monaten hatten mehr als 50 Frauen Cosby sexuelle Vergehen bis hin zur Vergewaltigung vorgeworfen, die teils mehrere Jahrzehnte zurückliegen. Viele berichteten, sie seien durch Alkohol und Tabletten willenlos gemacht worden. (afp)