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Unwetter Sturmfluten und Wind: Hurrikan „Ian“ trifft auf Florida

Zwar hat der Sturm inzwischen an Stärke verloren - doch schon jetzt ist klar, dass „Ian“ zu den heftigsten Hurrikans gehören wird, die Florida je heimgesucht haben.

Von Julia Naue, Christiane Jacke und Andrej Sokolow, dpa Aktualisiert: 29.09.2022, 06:13
Segelbote in Venice - Hurrikan „Ian“ ist auf die Westküste von Florida getroffen.
Segelbote in Venice - Hurrikan „Ian“ ist auf die Westküste von Florida getroffen. Pedro Portal/El Nuevo Herald via ZUMA Press/dpa

Cape Coral - Hurrikan „Ian“ hat sich auf seinem Weg durch den US-Bundesstaat Florida abgeschwächt. Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 150 Kilometern pro Stunde habe er inzwischen die niedrigste Stärke eins von fünf, teilte das Hurrikanzentrum mit. Als Wirbelsturm der Kategorie vier hatte „Ian“ am Nachmittag die Westküste Floridas getroffen und heftige Winde, Regen und Sturmfluten gebracht.

Trotz Abschwächung war auf seinem Weg ein mehr als hundert Kilometer breiter Landstreifen heftigen Unwettern ausgesetzt. In der Nacht befand sich der Sturm den Experten zufolge rund 110 Kilometer südlich von Orlando. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Regen durch Straßen peitschte, von Autos nur die Dächer aus den Fluten herausragten und Trümmer durch die Luft flogen. „Ian“ dürfte in die Liste der fünf schwersten Hurrikans in Florida kommen, sagte Floridas Gouverneur Ron DeSantis.

Ausmaß dürftemit Sonnenaufgang klarer werden

Einwohner wurden eindringlich gewarnt, auch am Donnerstagmorgen nicht ihre Häuser zu verlassen, um etwa die Schäden zu begutachten. Auch wenn der Wirbelsturm abziehe, bestehe weiter Gefahr durch Trümmer, kaputte Stromleitungen und dergleichen. Für rund 2,5 Millionen Menschen in der Region galten Evakuierungsanweisungen. Einige von ihnen entschlossen sich trotzdem, in ihren Häusern zu bleiben.

Rund 1,6 Millionen Haushalte waren ohne Strom, wie die Website Poweroutage zeigte. Die Behörden rechneten mit schweren Schäden an Infrastruktur und Kommunikationsleitungen. Das Ausmaß der Zerstörung dürfte erst mit Sonnenaufgang am Donnerstag klarer werden.

Teils meterhohe Überschwemmungen

Das Zentrum des Wirbelsturms der Stärke vier von fünf war am Mittwochnachmittag (Ortszeit) bei der vorgelagerten Insel Cayo Costa nahe der Stadt Cape Coral auf die Küste getroffen, wie die Meteorologen mitteilten. „Ian“ hatte zuvor über dem Golf von Mexiko an Kraft gewonnen.

Erste Fotos und Videos in sozialen Medien zeigten im Bereich der Städte Fort Myers Beach, Cape Coral und Naples heftige - teils meterhohe - Überschwemmungen.

DeSantis erklärte, die Behörden stünden für Bergungs- und Reparaturarbeiten bereit, sobald das Wetter diese zulasse. Auf Twitter schrieb er, rund 7000 Soldaten der Nationalgarde und 179 Flugzeuge oder Hubschrauber könnten eingesetzt werden. Zudem hielten sich bereits mehr als 40.000 Monteure der Versorgungsunternehmen bereit, um Stromleitungen zu reparieren. Dem US-Hurrikanzentrum zufolge können Stromausfälle infolge der „katastrophalen Schäden“ eines Hurrikans der Kategorie vier Wochen oder Monate andauern, ganze Landstriche könnten unbewohnbar sein.

Der Direktor des Nationalen Hurrikanzentrums, Ken Graham, betonte, es werde nach dem Eintreffen an Land vermutlich 24 Stunden dauern, bis der Wirbelsturm über Florida hinweggezogen sei. Das bedeute 24 Stunden heftiger Regenfälle.

Deanne Criswell von der US-Katastrophenschutzbehörde Fema sagte, die voraussichtlich von dem Sturm betroffene Region habe seit rund 100 Jahren keinen solchen Hurrikan mehr erlebt. Experten beunruhigt auch, dass in den vergangenen Jahrzehnten in der Region immer näher am Wasser gebaut wurde.

Guterres: Weiteres Beispiel dramatischer Klima-Aktivitäten

UN-Generalsekretär António Guterres bezeichnete „Ian“ als „ein weiteres Beispiel dramatischer Klima-Aktivitäten, wie wir sie auf der ganzen Welt mit zunehmender Frequenz und zunehmender Zerstörung sehen“.

Am Dienstag war „Ian“ als Hurrikan der Kategorie drei von fünf in Kuba auf Land getroffen. In dem Staat mit gut elf Millionen Einwohnern fiel der Strom zeitweise landesweit aus. Ein Boot mit Migranten aus Kuba sank unterdessen am Mittwoch vor der Küste Floridas. Die US-Küstenwache suchte nach 23 Menschen, wie sie auf Twitter mitteilte. Zuvor hatten vier Migranten von dem Boot schwimmend die amerikanische Stock Island neben Key West in stürmischen Wetterverhältnissen erreicht.